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Keine Angst vor dem Kinderarzt * der Kinderärztin: Tipps für dich & dein Kind!

Ärztin Dr. Nikola Klün erklärt, wie ihr euch gut für den Besuch vorbereiten könnt. Autorin: Dorothee Dahinden

von
Dorothee Dahinden

Hat dein Kind Angst vor dem Kinderarzt * der Kinderärztin? Oder ist dir selbst vor dem Termin mulmig zumute? Dr. Nikola Klün gibt dir jetzt wertvolle Tipps für euren Besuch.

Angst vorm Kinderarzt?

„Ein guter Kinderarztbesuch beginnt schon vor der Praxis.“

Dr. Nikola Klün im Interview

Liebe Nikola, Angst vor dem*der Kinderarzt*Kinderärztin – ein Thema, das mir immer mal wieder in den sozialen Medien über den Weg läuft. Wie oft hast du es selbst erlebt oder auch aus Erzählungen deiner Kolleg*innen, dass kleine Patient*innen Angst haben?

Angst vor dem Kinderarzt
Foto: Dr. Nikola Klün, Ärztin in der Kindermedizin @kinderleibundseele

Liebe Doro, als Ärztin in der Kindermedizin hat man ja täglich Kontakt zu vielen Kindern und so auch Kontakt zu den unterschiedlichsten Charakteren in den unterschiedlichen Altersgruppen. Die Angst der Kinder vom Kinderarzt ist etwas ganz Typisches, was man beinah täglich erlebt. 

Angst vor dem Kinderarzt: „Es gibt auch Kinder, die vor dem Kinderarzt starke Angst haben, dass sie psychosomatisch reagieren.“

Wie äußert sich diese Angst bei den Kindern?

Die Angst äußert sich ganz unterschiedlich, natürlich auch abhängig vom Alter. Einige Kinder zeigen sich schüchtern, ziehen sich zurück, verstecken sich hinter den Eltern. Andere werden laut, weinen, schreien und wehren sich körperlich, wieder andere werden ganz still und lassen alles ruhig über sich ergehen. Es gibt auch Kinder, die vor dem Kinderarzt starke Angst haben, dass sie psychosomatisch reagieren, z.B. Bauchschmerzen bekommen oder ähnliches. 

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Und woher kommt die Angst? Ich kann mir vorstellen, dass da schlechte Erfahrungen reinspielen oder auch Geschichten, die uns in den sozialen Netzwerken über den Weg laufen…

Die Angst vor dem Kinderarzt kann schon früh durch schlechte Erfahrungen manifestiert werden. Das kann man sich schon allein dadurch erklären, dass zum Beispiel im ersten Lebensjahr fast jeder Kinderarztbesuch mit einer Impfung verknüpft sein kann. Die Kinder merken schnell, wenn der Besuch mit Schmerz oder unangenehmen Untersuchungen verbunden ist. Aber auch die Angst der Eltern spielt eine größere Rolle als diese oft bemerken. Das Verhalten der Eltern und die Einstellung der Eltern überträgt sich auf die Kinder. Eine Mutter, die schon vor der Blutentnahme weint, wird dem Kind kein Sicherheitsgefühl vermitteln können.

Ich begegne den Kindern auf Augenhöhe.

Angst vor dem Kinderarzt
Foto: Dr. Nikola Klün, Ärztin in der Kindermedizin @kinderleibundseele

Spielen wir die Situation mal durch. Angenommen, mein Kind versteckt sich hinter mir, möchte die Untersuchung absolut nicht machen. Wie nimmst du in einer solchen Situation die Ängste meines Kindes und baust Vertrauen auf? Und wie reagieren die Kinder – vielleicht magst du uns einen Einblick geben?

Ein guter Kinderarztbesuch beginnt schon vor der Praxis. Meine Erfahrung ist, dass es hilfreich ist, wenn die Eltern das Kind schon vor dem Besuch auf den Kinderarzt vorbereiten, wenn die Kinder wissen, dass ein Besuch ansteht und auch wissen, was genau bei dem Besuch ansteht. Meine Rolle besteht also schon darin, den Eltern zu erklären, wie wichtig es ist, dass der Kinderarztbesuch vorbereitet und positiv begleitet wird. Wenn man die Eltern nicht im Boot hat, bleibt das Kind auch skeptisch. 

Wenn das Kind in die Praxis kommt, dann begegne ich dem Kind auf Augenhöhe. In erster Linie wird das Kind angesprochen, denn das Kind ist der Patient und die Hauptperson. Die Eltern sind im besten Fall das Unterstützerteam.  Ich versuche dem Kind Entscheidungen zu überlassen, die meine Arbeit trotzdem möglich machen und es aktiv in den Besuch mit  einzubeziehen. Bei Kindern kann man kein Standardprogramm durchziehen. Manche Kinder kann man ablenken, andere wollen alles ganz genau wissen, manche brauchen Zeit, manche möchten es ganz schnell hinter sich bringen. Der Vorteil ist, dass man als Kinderarzt die Kinder jahrelang begleitet und ein Gefühl für die Bedürfnisse der Kinder entwickeln kann. 

Angst vor dem Kinderarzt? Es hilft, wenn Eltern ihre Kinder auf den Besuch vorbereiten.

Wie können wir Eltern unsere Kinder für den Besuch stärken?

Unsere Emotionen übertragen sich auf die Kinder. Dem sollte man sich bewusst sein. Es kann ungemein hilfreich sein, sich mit seinen eigenen Ängsten auseinanderzusetzen und zu verstehen, wie man diese oft ungewollt auf das Kind überträgt. Den Kindern ist also geholfen, wenn wir als Eltern den Kinderarztbesuch positiv in unser Leben integrieren. Das kann schon mit der Sprache anfangen. Anstatt vor dem Kinderarztbesuch zu warnen, wäre es besser, ihn anzukündigen und das Kind auch darauf vorzubereiten. Es gibt Eltern, die denken, sie tun ihrem Kind einen Gefallen, wenn sie nicht erzählen, dass eine Impfung ansteht. Meine Erfahrung ist, dass solche medizinische Prozeduren aber viel besser klappen, wenn die Eltern die Kinder auf die Situation vorbereiten, vielleicht mal ein Buch zu dem Thema mit den Kindern lesen und vorleben, dass der Kinderarztbesuch auch etwas Schönes sein kann.

„Kinder nehmen Emotionen auf dem Umfeld oft ungefiltert in sich auf.“

Und, doofe Frage, aber…unsere Kinder lesen ja auch uns Eltern und unsere Gefühle…Rühren die Ängste vielleicht auch teilweise von uns Eltern? Wenn ja, inwiefern?

Ja. Ein Großteil der Gefühle werden übertragen. Davon können viele Kinderärzte ein Lied singen. Kinder lernen Situationen vor allem durch ihre engsten Bezugspersonen zu beurteilen. Ihnen fehlt ja der Erfahrungsschatz. Und Kinder nehmen Emotionen aus dem Umfeld oft ungefiltert in sich auf. Das merkt man schon alleine daran, dass wenn Eltern sich streiten, schon kleine Babys anfangen zu weinen. 

Ich versuche, die Eltern ausgiebig zu informieren.

Welche Skepsis wurde dir bisher von Eltern gegenüber gebracht? Und wie bist du damit umgegangen?

Ich sehe relativ jung aus und habe vor allem in den ersten Klinikjahren oft die Erfahrung gemacht, dass die Eltern das verunsichert hat. Die Eltern waren unsicher, ob ich denn schon genügend Erfahrung habe, um ihr Kind gut einschätzen zu können, Blut abnehmen zu können, etc.

Interessanterweise ist das männlichen Kollegen weniger häufig passiert. Eine andere Art von Skepsis, die mir immer wieder begegnet, entsteht dadurch, dass Eltern versuchen, sich über bestimmte Themen zu informieren und dann im Internet zum Teil mit gefährlichem Halbwissen konfrontiert werden. Hier hilft einfach Zeit und Verständnis. Oft ist es besser, sich einmal lange die Zeit zu nehmen, ausgiebig zu informieren, als die Eltern schnell überzeugen zu wollen. 

„Ein guter Kinderarzt findet sowohl einen guten Draht zum Kind, als auch zu den Eltern.“

Was macht für dich ein gutes Verhältnis zum*r Kinderarzt*Kinderärztin aus?

Der Kinderarzt ist ein Arzt des Vertrauens, er ist ein Familienarzt. Ein guter Kinderarzt liebt die Diversität seiner Arbeit und ist davon begeistert, auf jede Familie und jedes Kind unterschiedlich eingehen zu können. Ein guter Kinderarzt findet sowohl einen guten Draht zum Kind, als auch zu den Eltern. Fachliche Expertise setze ich mal voraus. Ein guter Kinderarzt sollte emphatisch sein und sowohl die Sorgen und Nöte der Kinder als auch der Eltern verstehen können.

Und wozu rätst du, wenn jemand unzufrieden ist? Nicht jede*r hat ja die Chance, einfach die Kinderärztin* den Kinderarzt zu wechseln.

Wenn man nicht die Möglichkeit hat, den Kinderarzt zu wechseln, lohnt sich ein offenes Gespräch. Man kann klar ansprechen, wo man Wünsche hätte. Der Kinderarzt sieht so viele Kinder und Eltern täglich, dass es schon mal sein kann, dass er ein Bedürfnis verpasst. Es gibt außerdem Themen, die muss zum Beispiel nicht der Kinderarzt beantworten, sondern können auch durch anderes Fachpersonal beantwortet werden (Beispiel Thema Brustentzündung, Beikost, Schlaf).

Lieben Dank für deine Tipps, liebe Nikola!

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Auf MutterKutter: Schütteltrauma: „Jährlich werden schätzungsweise zwischen 100 und 200 Säuglinge und Kleinkinder mit Schütteltraumata in deutsche Kliniken gebracht.“


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