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Frauenheilkunde

Dein Beckenboden und Sex: so hängt beides zusammen!

Beckenboden-Expertin Theresia Lechner und MutterKutter-Frauenärztin Dr. Judith Bildau mit vielen Infos und Tipps für dich! Autorinnen: Kerstin Lüking & Dorothee Dahinden

von
Dorothee Dahinden

Was haben dein Beckenboden und Sex eigentlich miteinander zu tun? In diesem Artikel bekommst du Informationen und Hilfe zur Selbsthilfe.Wir erklären dir unter anderem, warum ein gesunder Beckenboden so wichtig ist, was das „Lost-Penis-Syndrom“ genau ist und was du tun kannst, wenn du beim Sex keine Lust mehr verspürst. Im Interview sind Beckenboden-Expertin Theresia Lechner und unsere MutterKutter-Frauenärztin Dr. Judith Bildau.

Mehr dazu gleich!


Beckenboden und SexWerbung* Wir freuen uns, dass wir dir die Marke pelvina vorstellen dürfen. Hier dreht sich alles um (d)einen gesunden Beckenboden. Mit pelvina kannst du per App ganz bequem von Zuhause aus trainieren. Du bekommst nicht nur viele professionelle Übungsvideos (von Physiotherapeut*innen) an die Hand – toll erklärt und leicht umsetzbar – dazu gibt es auch zahlreiche Informationen mit Mehrwert rund um das Wunder Beckenboden für dich. Zum Beispiel, warum deine Atmung bei der Aktivierung deines Beckenbodens eine wichtige Rolle spielt oder warum ein gesunder Beckenboden auch deine Körperhaltung beeinflusst. Dazu werden die Kosten von über 100 Krankenkassen übernommen. Deshalb auch unser Rat an dich: falls du einen Gutschein für einen Präventionskurs hast – lasse ihn nicht verfallen, sondern nutze ihn doch noch in 2020.


Beckenboden und Sex: Was ist, wenn es nicht mehr so ist wie vor der Geburt?

„Sobald ihr unter dieser Situation leidet habt ihr einen Anspruch auf eine ordentliche Untersuchung und Behandlung.“

Theresia Lechner, Beckenboden-Expertin

Erkläre doch bitte zunächst unseren Leserinnen, wo sich der Beckenboden befindet und welche Aufgaben er hat.

Beckenboden und Sex
Foto: Theresia Lechner, Beckenboden-Expertin

Der Beckenboden besteht aus mehreren dreidimensionalen Muskelschichten, die dein Becken nach unten hin abschließen. Im Vergleich zu deinem Bizeps liegt er im Inneren deines Beckens und ist quasi fast unsichtbar von außen.

Dazu kommt noch, dass deine Beckenbodenmuskulatur ziemlich dünn ist (nur 7-9 mm bei gesunden Frauen) und somit nicht so gut auf der Landkarte in deinem Gehirn verankert ist, wie andere Muskeln deines Körpers. Das hat zur Folge, dass sehr viele Frauen noch gar kein Gefühl für ihren Beckenboden entwickelt haben. Was man nicht fühlt, kann man schwierig oder gar nicht aktivieren. Deswegen ist es umso wichtiger, dass du ihn genau in deinem Körper verorten kannst. Dazu kannst du ihn dir vorstellen wie ein aufgespanntes Trampolin – flexibel und doch gleichzeitig fest.

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Dieses Trampolin ist an 4 Aufhängungspunkten verankert:

♥ deinem Schambein vorne

♥ deinen Sitzbeinhöckern links und rechts

♥ und deinem Kreuzbein/Steißbein hinten

Diese knöchernen Strukturen kannst du ganz einfach abtasten und dir vorstellen, wie dein Beckenboden dazwischen aufgespannt ist. Zusätzlich ist dein Beckenboden aufgeteilt in drei Schichten, und zwar von innen nach außen.


Hier kannst du deinen Beckenboden erkunden:

Wenn du dir trotz der Erklärungen unsicher bist, wo dein Beckenboden ist und wie du ihn richtig aktivierst, haben wir auf unserem pelvina-Blog eine super Anleitung zum Betasten und Anschauen des Beckenbodens für dich geschrieben. Trau dich ruhig, das mal auszuprobieren.

Foto: pelvina

Aber warum ist dein Beckenboden eigentlich so wichtig und was kann er alles?

♥ er stützt deine inneren Organe

♥ er trägt das Gewicht deines Kindes während der Schwangerschaft und die Organe im kleinen Becken (Blase, Gebärmutter, Enddarm)

♥ er muss und kann auch loslassen (das ist sehr wichtig für die Geburt, und wenn du klein oder groß aufs Klo musst)

♥ er stabilisiert deine Wirbelsäule

♥ er stützt beim Laufen/Gehen/Stehen das Becken und macht eine aufrechte Körperhaltung möglich

♥ er hält dicht und sichert somit deine Kontinenz

♥ er federt eine Druckzunahme im Bauch ab (z.B. beim Husten, Niesen und schwer heben)

♥ er ist Teil des weiblichen Orgasmus und spielt eine wichtige Rolle, wenn es um das sexuelle Erleben von Frauen und Männern geht

„Der Beckenboden wird oft auch als weibliche innere Mitte bezeichnet.“

Warum ist es so wichtig, ihn zu trainieren?

Wie du in der Frage zuvor schon gehört hast, ist der Beckenboden ein wahres Wunderwerk und erfüllt wirklich viele wichtige Aufgaben in deinem Körper. So macht es nur Sinn, dass du ihn beübst und bewusst wahrnehmen kannst, um die oben genannten Funktionen ein Leben lang beizubehalten und Problemen vorzubeugen.

Herzlich willkommen in der pelvina-App. Foto: MutterKutter

Der Beckenboden wird oft auch als weibliche innere Mitte bezeichnet. Ist diese kraftvoll und gleichzeitig auch entspannt, wirkt sich das positiv auf unser Leben aus. Gleichzeitig bekommst du durch ein professionelles Beckenbodentraining eine klarere Vorstellung von deinem „da unten“ (leider tun sich immer noch sehr viele Frauen schwer, ihre Genitalien und den Beckenboden zu spüren und zu benennen) und schulst deine Körperwahrnehmung.

„Jede Frau, egal welchen Alters profitiert von einem Beckenboden-Training.“

Würdest du grundsätzlich allen Frauen ein Training ans Herz legen oder gibt es bestimmte Phasen oder Ereignisse im Leben, wo wir ein besonderes Augenmerk darauf haben sollten? Wann und wie stellen sich erfahrungsgemäß die größten Probleme ein?

Dazu gibt es von mir ein entschiedenes und überzeugtes: JA! Jede Frau, egal welchen Alters, profitiert von einem Beckenboden-Training (ganz wichtig: Das Wort Training beinhaltet hier Anspannung UND Entspannung des Beckenbodens). Je eher damit begonnen wird, umso besser.

Es wäre toll, wenn der Beckenboden schon Thema im Schulunterricht wäre!

Mein Traum wäre, dass der Beckenboden schon in der Schule Thema im Sportunterricht und natürlich auch der Biologie wird. Auch weil der Beckenboden nicht „nur“ deine Kontinenz sichert, sondern eben auch eine sehr wichtige Rolle während dem Sex spielt und deine Körperhaltung beeinflusst. Hinzu kommt, dass der Beckenboden bei uns Frauen leider schon von Geburt an eine kleine „Schwachstelle“ hat (bitte verstehe mich hier nicht falsch, diese vermeintliche „Schwachstelle“ ist wie der Beckenboden ein großes Wunderwerk!): die zusätzliche Öffnung der Scheide. Wer früher in der Schule in Physik gut aufgepasst hat, weiß vielleicht noch, dass die Spannung und Stabilität einer Oberfläche anfälliger wird unter Druck und Zug nachzugeben, wenn sie durch „Löcher“ unterbrochen ist.

Übungen bequem für zu Hause bekommst du bei pelvina. Foto: MutterKutter

„Je älter eine Frau wird, desto mehr Belastung hat der Beckenboden schon erfahren.“

Zusätzlich kommt es bei uns Frauen auf Grund von hormonellen Schwankungen (seien es die normalen Zyklusschwankungen, die Schwankungen während und nach einer Schwangerschaft oder die Schwankungen, die mit den Wechseljahren einhergehen) dazu, dass unser Beckenboden an Gewebespannung verlieren kann und damit anfälliger wird für Probleme. Und je älter eine Frau wird, desto mehr Belastung hat der Beckenboden schon erfahren. Sei es durch tägliche Belastungen, wie schweres Heben und Tragen, Niesen, Lachen, Husten oder auch Belastungen im Sport.

Ich lege jeder Frau ans Herz, bereits in der Schwangerschaft einen Beckenbodenkurs zu machen.

Beckenboden-Übungen bei pelvina: leicht und verständlich erklärt. Foto: MutterKutter

Der größte Risikofaktor für Beckenbodenprobleme ist und bleibt aber die Schwangerschaft und die Geburt. Während der Schwangerschaft wirkt nämlich zusätzlich noch das Gewicht des Babys, der Plazenta, des Fruchtwassers und der Gebärmutter hinzu. Da kommen schon mal locker 6 Kilo mehr Gewicht für den Beckenboden zusammen. Gekoppelt mit der verminderten Gewebespannung durch die hormonelle Umstellung ist der Beckenboden ganz schön gefordert. Das kann dann dazu führen, dass es einerseits zu verschiedenen Formen von Inkontinenz kommen (davon ist meistens die Blase, seltenere auch der Darm betroffen), aber auch zu Schmerzen im Becken/Beckenboden oder zu einer Organsenkung.

Um die Wahrscheinlichkeit für solche Probleme zu reduzieren, aber auch um die Erholung und die Rückbildung von solchen Problemen zu unterstützen, lege ich jeder Frau dringend ans Herz, bereits in der Schwangerschaft einen Beckenbodenkurs zu absolvieren und diesen dann nach der Geburt (zunächst in Form eine Rückbildungskurses) weiterzuführen.

Beckenboden und Sex: das ist das „Lost-Penis-Syndrom.“

Foto: MutterKutter

Viele Frauen haben nach den Geburten ihrer Kinder kein Gefühl mehr beim Sex. Was würdest Du ihnen raten, damit sich der Zustand wieder ändert? Hast du bestimmte Übungen für die Frauen, die sie durchführen können und die besonders erfolgsvorsprechend sind?

Dieses Phänomen bezeichnet man auch als „Lost-Penis-Syndrom“. Das betrifft sehr viele Frauen und ist eigentlich auch ganz logisch. Der Beckenboden und auch die Vagina müssen sich während einer vaginalen Geburt enorm dehnen. Dadurch kann es nach der Geburt dazu kommen, dass dein Beckenboden und deine Vagina viel weicher und weiter sind. Das kann zur Folge haben, dass der Penis in der Scheide den Kontakt zur Vaginalwand verliert. Gleichzeitig werden während der Geburt auch oft Nerven, die wichtig für das Spüren im Genitalbereich sind gedehnt. Das wiederum kann zur Folge haben, dass sich die Vulva und die Vagina anders anfühlen, vielleicht sogar erstmal taub oder kribbelig.

Dazu habe ich 3 wichtige Ratschläge:

Sex und Beckenboden: „Probiert miteinander aus, was euch gefällt!“

Foto: MutterKutter

♥ Habt Geduld und seid kreativ! Genauso wie dein Schwangerschaftsbauch, braucht das gedehnte Gewebe Zeit, sich wieder zusammenzuziehen und rückzubilden. Wie lange das dauert, ist von Frau zu Frau sehr unterschiedlich. Wichtig ist hier, sich keinen Druck aufzubauen. Eine alter Hebammenspruch lautet ja: 9 Monate kommts, 9 Monate geht’s. Das gilt auch für deine Vagina und deinen Beckenboden. Trotzdem habt ihr ein Recht auf ein erfülltes Sexleben. Oft kann es am Anfang helfen verschiedene Stellungen auszuprobieren, bei der eine zusätzliche Enge von außen geschaffen wird. Also zum Beispiel Stellungen bei denen die Schenkel der Frau eher eng aneinander liegen. Außerdem gibt es noch andere Möglichkeiten Sex zu haben, ohne die klassische Penis-in-Scheide Variante, z.B. oral, anal usw. Probiert miteinander aus, was euch gefällt und lernt euch neu kennen.

♥ Trainiert euren Beckenboden regelmäßig und unter professioneller Anleitung. Sei es in Form eines Online-Kurses (wie pelvina), in einer Beckenbodengruppe oder unter einer 1 zu 1 Anleitung von einer Beckenbodentherapeutin. Um strukturelle Veränderung zu erwirken, also Muskeln aufzubauen, braucht das mindestens 3 Monate Zeit. Also bleibt dran und freut euch an kleinen Erfolgen.

Beckenboden und Sex:

Zusätzlich kannst du noch alle möglichen Übungen durchführen, die die Durchblutung in deinem Beckenboden erhöhen

Was besser durchblutet ist, regeneriert sich schneller und fühlt Frau auch besser/intensiver. Hier vier mögliche Übungen:

  1. Mach eine Kneipp Anwendung für deinen Beckenboden: Abwechselnd kurz einen Eiswürfel über den Damm gleiten lassen und anschließend einen warmen Waschlappen darauflegen
  2. In der Knie-Ellenbogen-Lage sanft den Beckenboden anspannen und wieder entspannen
  3. Kreise dein Becken zum Beispiel auf einem Pezziball
  4. Reibe mit einem rauen Handtuch nach dem Duschen kräftig über deine Steißbeingegend (in diesem Bereich treten die Nerven aus, die dein Becken mit Gefühl versorgen)
Knie-Ellenbogen-Lage. Quelle: pelvina/ www.starker-beckenboden.de

„Sex passiert zum größten Anteil im Gehirn.“

Inwieweit sind die Männer davon betroffen? Ändert sich auch für sie die Qualität des Geschlechtsverkehrs (z.B. nach Geburten) oder wird darüber nicht geredet?

Wie oben bereits erwähnt, wirkt sich die geweitete Vagina/Beckenbodenmuskulatur auch auf das Sexleben der Männer aus. Meistens hat der Mann vorher über Jahre erlebt, dass sein Penis von der Scheide eng umschlossen wird und dadurch viel Reibung entsteht. Dieses „verlorene Gefühl“ kann auch für die Männer erstmal ungewohnt sein. Die gute Nachricht hier: Sex passiert zum größten Anteil im Gehirn.

Deswegen können wir uns sexuell auch immer wieder auf neue Gegebenheiten einstellen. Das kann ein bisschen Zeit brauchen und auch Kreativität verlangen. Liebe Männer, versteift euch nicht darauf, dass alles wieder so sein muss, wie vor der Geburt, sondern nutzt diese Veränderungen, um euch und eure Partnerin neu kennen zu lernen. Kommuniziert miteinander und versucht neue Techniken und Ideen. Das kann wirklich spannend und erfrischend für eure sexuelle Beziehung sein. Und natürlich wird leider oft nicht darüber geredet und beide Parteien sind verunsichert. Deswegen ist es so wichtig, offen und ehrlich darüber zu sprechen!

Beckenboden und Sex: „Der Beckenboden ist Teil des Orgasmus.“

Viele Frauen berichten darüber, dass sie keinen Orgasmus beim Sex haben. Inwieweit ist dabei der Beckenboden involviert?

Der Beckenboden ist Teil des Orgasmus. Das rhythmische Zusammenziehen der Vagina während des Orgasmus ist nichts anderes als eine reflektorische Anspannung und Entspannung des Beckenbodens. Zusätzlich ist der Beckenboden ganz eng mit der Klitoris verwachsen und beeinflusst auch so das sexuelle Erleben von Frauen.

Dass viele Frauen aber beim Sex keinen Orgasmus erfahren liegt meistens an anderen Faktoren, wie nur dem Beckenboden. Sowohl die Psyche, als auch die Kommunikation, die gefühlte Nähe zum Partner/in und auch dessen „Technik“ spielen dabei eine große Rolle. Sex spielt sich auf so vielen Ebenen im Gehirn und im Körper ab. Und auf allen Ebenen kann man sich Hilfe holen. Wichtig beim Sex bezogen auf den Beckenboden ist es, dass man den Beckenboden auch bewusst loslassen kann. Ein Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung ist oft die ideale Mischung.

Beckenboden und Sex: Ich rate dazu, immer wieder selbst Hand anzulegen.

Oft hilft es auch, sich erstmal ausführlich mit sich selbst zu beschäftigten und rauszufinden, was einem gefällt. Ich lege hierfür jeder Frau ans Herz immer wieder selbst Hand anzulegen und erstmal in dieser Situation versuchen zum Höhepunkt zu gelangen. Zum Schluss finde ich hier noch sehr wichtig zu sagen: Guter Sex zeichnet sich nicht unbedingt durch einen sexuellen Höhepunkt aus. Manchmal kann es schon helfen, den Fokus auf den weiblichen Höhepunkt und damit auch den Orgasmusdruck rauszunehmen.

„Das Wochenbett heißt nicht umsonst Wochenbett.“

Was würdest du grundsätzlich allen Frauen nach Geburten raten, wie sie möglichst schonend mit ihrem Beckenboden umgehen sollten?

Das Wochenbett heißt nicht umsonst Wochenbett und dauert tatsächlich 6-8 Wochen (in dieser Zeit ist die Schonung und Entlastung extrem wichtig).

Das heißt:

  1. Nimm beckenbodenentlastende Positionen ein: Komm zum Beispiel gerne öfters in den Bauchlagestand (und lass dir dabei dein Kreuzbein von deinem*r Partner*in massieren) oder in die Knie-Ellenbogen-Lage
  2. Hebe nichts, was schwerer ist als das Baby (also auch keine Babyschale fürs Auto!)
  3. Verbringe vor allem die erste Woche vorranging im Liegen
  4. Sei geduldig: Dein Beckenboden wird sich vermutlich anders als davor anfühlen (z.B. ein offenes Gefühl, ein Senkungsgefühl oder Lost Penis Syndrom usw.)
  5.  Starte mit sanften Beckenbodenaktivierungen mit ca. 20% deiner Kraft gerne schon drei Tage nach der Geburt (egal, ob Kaiserschnitt oder vaginal entbunden, vorausgesetzt, du hast keine Schmerzen dabei). Starte nach 6-8 Wochen (vaginale Geburt) / 8-12 Wochen (Kaiserschnitt) nach der Geburt mit einem Rückbildungskurs.

Das sind übrigens nur grobe Richtlinien und die Voraussetzung für diese sind, dass du keine speziellen Geburtsverletzungen oder andere Besonderheiten mitbringst. Deswegen: Besprich das bitte immer nochmal mit deiner Hebamme.

Bei pelvina bekommst du mehr Informationen zum Thema Starker Beckenboden und Sex:

Starker Beckenboden – der Blog

Höhepunkte mit deinem Beckenboden – wie du ihn beim Sex lustvoll einsetzt

Mehr über pelvina erfährst du hier:

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Beckenboden und Sex- eine Verbindung fürs Leben

weitere gynäkologische Tipps für dich von unserer Frauenärztin Dr. Judith Bildau
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Dr. Judith Bildau, Frauenärztin – lebt und arbeitet in Italien

Unser Beckenboden begleitet uns durch jede unserer Lebensphasen. Ohne dass wir ihm gebührend Beachtung schenken, sorgt er für einen funktionierenden Verschlussapparat, hält große und kleine Bedürfnisse, bietet während der Schwangerschaft einen sicheren Grund und Boden für unser Baby und, ja, sorgt auch für lustvolle Empfindungen während des Geschlechtsverkehrs. Leider wissen wir das im Alltag oft kaum zu würdigen. Obwohl wir ihn meist gar nicht richtig spüren, ist er da, funktioniert ohne zu murren und verlangt zunächst einmal wenig Aufmerksamkeit. Bis zu dem Tag, an dem wir spüren: „Da stimmt irgendetwas nicht!“

Die Beckenboden-Probleme meiner Patientinnen sind ganz unterschiedlich

Meine Patientinnen kommen dann häufig sehr besorgt zu mir in die Sprechstunde. Das Gefühl, dass „irgendetwas nicht stimmt“ oder „sich etwas verändert hat“ ist bei jeder Frau unterschiedlich. Eins allerdings beklagen beinahe alle Patientinnen: Es fühlt sich unangenehm an. Die eine hat plötzlich Probleme, ihren Urin zu halten. Ist die Blase voll, muss sie schnellstmöglich auf die Toilette- sonst ist es zu spät und fließt. Die andere hat nun Schwierigkeiten, keinen Urin zu verlieren, wenn sie hustet oder niest- an Trampolinspringen mit ihren Kindern ist längst nicht mehr zu denken. Wiederum eine andere hat ein Druckgefühl in ihrer Scheide und das Gefühl, „dass irgendetwas rausfällt“. Treten bei der einen diese Beschwerden erst mit den Wechseljahren auf, so leidet eine andere schon sehr früh und vielleicht bereits nach einer Schwangerschaft oder Geburt darunter. Eine Beckenbodenschwäche hat also viele Gesichter, betrifft Frauen ganz unterschiedlichen Alters und unterschiedlichster Statur.

Scham eint Betroffene – deshalb möchte ich aufklären

Foto: MutterKutter

So unterschiedlich die Frauen sind, deren Beckenboden plötzlich weniger Halt gibt, neben dem Gefühl des Unwohlseins eint sie sehr häufig eine Sache: Scham. Das Gefühl, „nicht mehr intakt zu sein“. Das schmerzt und häufig kostet es Überwindung, sich mit diesem Problem einem Arzt oder einer Ärztin anzuvertrauen. Haben meine Patientinnen diese Hürde überwunden und berichten sie mir von ihren Problemen, lassen sie häufig eines außen vor: Auch ihr Sexualleben hat sich verändert. Es ist nicht mehr so, wie es einmal war.

Beckenboden und erfüllter Sex: „Trotz Beckenbodenschwäche gibt es ein Weg dorthin zurück!“

Beckenboden und Sex
Foto: MutterKutter

Auf weiteres Nachfragen kommt es, meist zunächst zögerlich, dann aber sehr deutlich, ans Tageslicht: Ein erfülltes Sexleben sieht anders aus! Statt lustvollen Höhepunkten erleben viele Frauen nun Schmerzen, Druckgefühl, Urinverlust oder gar Gefühllosigkeit im Bett. Schaffen sie es, sich an einem gewissen Punkt mit ihren körperlichen Symptomen vertrauensvoll an ihren Arzt oder ihre Ärztin zu wenden, so fehlt ihnen häufig dennoch der Mut, über die große Flaute im Schlafzimmer zu berichten. Das ist sehr schade, denn, egal, in welchem Alter, hat jede Frau ein Recht auf ein erfülltes und beglückendes Sexleben! Und: Trotz Beckenbodenschwäche gibt es ein Weg dorthin zurück!

Hier meine 5 Tipps, um Beckenboden und Sex wieder lustvoll miteinander zu verbinden!

Keine Sorgen machen! Viele meiner Patientinnen haben große Sorge, dass Geschlechtsverkehr bei bestehender Beckenbodenschwäche irgendetwas „verletzen“ könnte. Diese Angst ist absolut unbegründet! Weder die Blase, noch der Enddarm, noch der Muttermund können Schaden davon tragen- auch wenn alles eine Etage tiefer liegt. Vielmehr noch: Sex ist ein wahnsinnig gutes Training für den Beckenboden! Er wird verstärkt durchblutet und allein dadurch schon gekräftigt.

Erkundet euch selbst! Wissen baut Hemmungen ab und nimmt Ängste. Auch wenn euch gerade alles total verändert und womöglich wenig anziehend vorkommt, macht euch mit eurem Körper vertraut. Betrachtet eure Vulva in einem Spiegel, vollzieht ihre Form nach, schaut eure Schamlippen und eure Klitoris an. Ein wahres Wunderwerk! Tastet mit eurem Finger eure Scheide ab! Kontrahiert die Beckenbodenmuskulatur und fühlt, wo ihr den Druck am intensivsten spürt. Fühlt euren Muttermund. Auch wenn alles etwas anders sein mag, es ist perfekt! Übrigens: Auch Selbstbefriedigung unterstützt die Durchblutung der Beckenbodenmuskulatur, trainiert sie und, am aller wichtigsten, ist ein Akt der Selbstliebe.

„Der Fantasie ist keine Grenze gesetzt!“

♥ Versucht verschiedene Stellungen! Bei einer Beckenbodenschwäche verändert sich häufig auch die Empfindsamkeit der Scheide. Stellungen, die früher zuverlässig zum Orgasmus geführt haben, sind jetzt unangenehm oder lösen gar keine Gefühle mehr aus. Zeit also, um neue Dinge auszuprobieren! Ich rate meinen Patientinnen, frei und mutig neue Positionen, Stellungen und Herangehensweisen auszuprobieren. Durch welche Stellung wird die Blase am wenigsten gereizt? Wie entsteht die angenehmste Reizung der Klitoris? Der Fantasie ist keine Grenze gesetzt!

♥ Probiert Liebeskugeln aus! Um den Beckenboden gezielt zu trainieren, sind sogenannte „Liebeskugeln“ ganz hervorragend geeignet. Sie gibt es in verschiedenen Größen (und auch Formen) und werden in die Scheide eingeführt. Dort verbleiben sie eine gewisse Zeit . Der Beckenboden wird dazu animiert, diese zu halten, die Muskulatur kontrahiert sich und wird somit gezielt trainiert.

„Blase leer, Kopf frei!“

♥ Leert eure Blase vor dem Sex! Hat euch früher eine volle Blase beim Sex gar nicht gestört, so kann sie nun, durch eine mögliche Senkung, Schmerzen und ein zusätzliches Druckgefühl verursachen. Bevor ihr euch also unbeschwert eurer Lust hingeben möchtet, geht noch einmal kurz ins Bad und leert sie. Dies entspannt einerseits den Beckenboden und andererseits häufig auch die Frauen, die nun weniger Sorge haben, währenddessen etwas Urin zu verlieren. Blase leer, Kopf frei lautet hier also das Motto!

Beckenboden und Sex
Foto: MutterKutter

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