Immer noch wach?! Mein Kind will nicht einschlafen! Und jetzt?
Unsere Schlafexpertin Caroline Bechmann mit Wissen für Eltern!
Dein Kind will nicht einschlafen? Ihr sitzt jeden Abend stundenlang am Bett?
Was du jetzt tun kannst, verrät dir Caroline Bechmann. Caro ist Psychologin, Erzieherin, Buchautorin und Influencerin. Seit 2023 ist sie auch Crew-Mitglied auf MutterKutter – darüber freuen wir uns sehr! Das Thema Einschlafbegleitung – das ist für viele Eltern sehr präsent. Davon kann auch Caro – sowohl beruflich als auch privat – ein Lied singen.
Und da du auf diesen Artikel geklickt hast, kennst du es wahrscheinlich auch. Als Eltern schweben wir öfter mal zwischen den Fragen „Wie kann ich meinem Kind dabei helfen, entspannt in den Schlaf zu finden?“ und „Wann habe ich endlich Feierabend?“. Manchmal können wir selbst ruhig bleiben, die Kuschelzeit in vollen Zügen genießen. Manchmal aber auch schier aus der Hose springen, weil es mal wieder zu lange dauert und wir ENDLICH RUHE haben möchten. Beides ist menschlich! Oder?
Aber wie kommen wir aus der Spirale wieder heraus, wenn wir erkannt haben: „Mein Kind will nicht einschlafen“? Wie erkennen wir, was unser Baby bzw. Kind jetzt braucht? Was dürfen wir vielleicht sogar ändern? Welche Erwartungen können wir überhaupt an den Kinderschlaf haben? Antworten bekommen wir jetzt von Caro rund um das Thema.
„Mein Kind will nicht einschlafen“ – und jetzt?
Viele Erwachsene haben falsche Erwartungen an den kindlichen Schlaf, erklärt uns Caroline Bechmann!
Wie oft hast du Kontakt zu Eltern, die sagen: „Mein Baby bzw. Kind will einfach nicht einschlafen? Was soll ich tun?“ – und welche Geschichten hörst du? Wie geht es den Eltern und Kindern?
Für diese Frage bräuchte ich vermutlich 100 Seiten. Oft sagen mir Eltern, dass ihre Kinder einfach nicht schlafen wollen und viele fragen auch, was sie tun können. Das Problem hierbei ist, dass es keine Pauschalantwort gibt und dass das Anliegen auch nicht mit einer kurzen Antwort bearbeitet ist.
Leider haben viele Erwachsene falsche Erwartungen an den kindlichen Schlaf, weil viele gar nichts über diese Entwicklung wissen. Viele denken, dass Kinder einfach schlafen können. Sie können ja auch schlafen, aber eben so, wie ein Kind nun mal von der Entwicklung her schläft. Und so wie Kinder nun mal nicht „laufend“ auf die Welt kommen, sondern sich dafür erst einmal sehr viel entwickeln muss. Genauso müssen Kinder auch erst einmal eine Schlafreife entwickeln. Und bis dahin dauert es.
Und viele Eltern sind vom Schlafverhalten ihres Kindes erst einmal überrascht – ich würde sogar sagen, dass sie negativ überrascht sind. Ich glaube, dass viele Eltern mit dem Schlafverhalten (schreien, tragen müssen, oft wach, lange Einschlafbegleitung) einfach nicht gerechnet haben. Hinzu kommt, dass wir Eltern oft selbst abends einfach platt sind und natürlich Schlaf brauchen.
„Schlafmangel tut uns nicht gut.“
Und Schlafmangel tut uns nicht gut. Also geht es vielen Eltern mit den kräftezehrenden Nächten nicht gut. Wenn die Kinder emotional begleitet werden und Nähe bekommen, dann geht es ihnen vermutlich gut. Aber vielen Eltern wiederum nicht. Eben weil sie ihre eigenen Bedürfnisse zu oft hinten anstellen, kaum Unterstützung haben und mit der Situation überfordert sind.
Woran liegt es denn, dass Babys oder Kinder nicht „einschlafen möchten“? Was kann dahinter stecken? Und wie finden wir denn heraus, was los ist?
Das kann viele Gründe haben. Wenn Kinder nicht einschlafen können oder wollen, dann können sie in erster Linie erst mal nicht müde sein. Der Schlafbedarf eines Kindes wird oft überschätzt. Oft werden die Kinder zu früh ins Bett gelegt. Manchmal auch zu spät. Manchmal schlafen Kinder am Tag zu viel und manchmal zu wenig. Ein Kind verarbeitet am Abend auch sehr viel, daher brauchen manche Kinder einfach länger, um abzuschalten.
Dein Kind will nicht einschlafen? Manche Kinder wollen die Trennungen am Tag nachholen, sagt Caro!
Die Übergänge – also vom Spielen zur Einschlafbegleitung – verlaufen häufig zu schnell und zu hektisch, so dass sich ein Kind gar nicht auf den Abend einlassen kann. Manche Kinder haben Hunger oder sie wollen mit dem Elternteil noch Zeit verbringen, weil sie die Trennungen am Tag nachholen wollen. Manche Kinder brauchen noch mal viel Nähe, weil sie am Tag viel Frust erlebt haben. Die einen Kinder zahnen, andere haben viel zu viel erlebt und können die Reize nicht verarbeiten.
Ich schaue mir bei solchen Anliegen zuerst die Schlafzeiten und den Schlafbedarf an. Es lohnt sich, ein Schlafprotokoll zu führen. So kann man herauszufinden, ob die Schlafzeiten überhaupt noch passen. Wenn die Zeiten passen sollten, dann schaue ich mir gemeinsam mit den Eltern den Tag genauer an:
Gab es Trennungen? Wieviel Zeit verbringt die Familie zusammen und was machen sie dann? Wann starten die Eltern in die Abendroutine? Gibt es überhaupt eine Routine? Kann das Kind jetzt noch kooperieren? Was könnten sie anpassen oder verändern?
Mein Job ist manchmal wahre Detektivarbeit!
Wir schauen uns auch die Schlafumgebung aller Beteiligten an und was daran vielleicht sogar gemütlicher gestaltet werden kann. Natürlich schauen wir uns auch die Einschlafbegleitung an sich an und ob diese für alle so passt. Das ist manchmal wahre Detektivarbeit!
Wie sollten wir handeln, wenn sich unser Kind wach hält. Der Klassiker: Das Kind ist müde, gähnt. Im Bett singt es dann, hat Hunger oder Durst. Wir fragen uns: Warum schläft es nur nicht? Und jetzt?
Wie oben beschrieben: Ich versuche herauszufinden, wieso das so ist und dann Veränderungen anzustoßen. Die Kinder machen das nicht mit Absicht oder um ihre Eltern zu ärgern. Hinter so einem Verhalten steckt oft ein unerfülltes Bedürfnis. Wenn das Kind das Bedürfnis nach Nähe und Geborgenheit hat, dann sollte wir als Eltern kuscheln und Nähe schenken.
Wie können wir dann (je nach Alter) unserem Kind helfen? Können wir zum Beispiel das Einschlaf-Fenster vorziehen? Oder sollte ein Kind ab einem gewissen Alter „selbst entscheiden“ lassen, wann es ins Bett geht?
Das ist eine sehr individuelle Frage, da es Eltern gibt, die ihre Kinder in festen Zeitfenstern hinlegen. Bei anderen klappt ein flexibleres Zu Bett gehen.
„Eine regelmäßige Routine kann allen Beteiligten dabei helfen passende Schlafzeiten zu finden.“
Ich persönlich habe als Mama und als Beraterin die Erfahrung gemacht, dass es Familien Sicherheit gibt und hilft, wenn sie sich an Strukturen und festeren Zeitfenstern orientieren. Jeder Mensch hat einen individuellen Schlafbedarf und wenn wir zu früh ins Bett gehen, dann liegen wir manchmal lange wach, bis wir einschlafen können. Das geht Kindern nicht anders. Manchmal gehen sie zu früh, manchmal zu spät ins Bett. Eine regelmäßige Routine kann allen Beteiligten dabei helfen, passende Schlafzeiten zu finden.
Diese sollten sich allerdings immer am Schlafbedarf und der Müdigkeit des Kindes orientieren, also es bringt herzlich wenig, wenn Eltern ihr Kind zu früh ins Bett legen und es noch gar nicht müde ist. Ich rate Eltern dann immer den Schlafbedarf mal über ca. 14 Tage zu notieren und zu versuchen, ein Muster zu erkennen. So können Eltern ganz gut die wahren Schlafzeiten ihrer Kinder erkennen und den Alltag daran anpassen, wenn möglich. Das geht natürlich nicht immer, aber immerhin kennt man dann die Schlafzeiten des eigenen Kindes.
Wir können ein wenig Einfluss auf die Müdigkeit unseres Kindes nehmen.
Inwiefern können wir überhaupt den Schlafrhythmus unserer Kinder beeinflussen?
Wir können schon auf Regelmäßigkeit und Schlafbedarf des Kindes Acht geben. In den ersten Monaten schlafen Kinder noch recht viel und mehr über den Tag verteilt. Mit der Zeit schlafen Kinder nur noch ein- oder zwei Mal am Tag. Der Schlafbedarf verschiebt sich immer mehr in Richtung Nacht. Wieviele Tagschläfchen ein Kind benötigt und wie lange ein Kind auch mittags noch schläft, das ist sehr individuell und hängt dazu stark von der Möglichkeit eines Tagschlafes ab.
Wir können Rücksicht auf den Rhythmus unserer Kinder nehmen. Wir können unsere Kinder schon über den Tag hinweg mit ausreichend Bewegung und Luft, sowie integrierten Ruhemomenten auf den Abend vorbereiten. Das heißt: Wir können also schon ein wenig Einfluss auf die Müdigkeit unseres Kindes nehmen. Den Schlafbedarf an sich können wir nicht beeinflussen oder verändern, das ist einfach sehr individuell.
Was können wir tun, wenn unser Kind einfach Angst hat, „loszulassen“?
Unseren Kindern Nähe schenken und sie emotional begleiten. Kinder haben immer mal wieder Phasen, in denen sie sich schlechter von ihren Eltern trennen können. Und Schlafen ist phasenweise eine Trennung für Kinder. Schlafen bedeutet für Kinder ab einem bestimmten Alter ja auch „allein sein“, in einer dunklen Umgebung.
„Bitte nie mal kurz das Kind absichtlich schreien lassen, um die Selbstregulation zu fördern.“
Das sind Umstände, die dazu führen können, dass Kinder eine Einschlafbegleitung benötigen. Je nach Tagesablauf und anderen Rahmenbedingungen brauchen Kinder mal mehr, mal weniger Begleitung. Für Kinder ist es gut, wenn sie ganz viele positive Momente mit dem Einschlafen verknüpfen, so dass sie das Schlafen eben mit schönen Gefühlen wie Geborgenheit, Sicherheit usw. verbinden. Und diese Momente schaffen Eltern mit einer alters- und entwicklungsentsprechenden Einschlafbegleitung (Tragen, Stillen, Kuscheln, Flasche geben, Händchen halten, daneben liegen, Musik an usw.) und mit Nähe schenken und Begleitung.
Bitte nie mal kurz das Kind absichtlich schreien lassen, um die Selbstregulation zu fördern – das funktioniert so nicht wirklich. Eltern sollten dem Kind bei Unwohlsein, Angst und Einsamkeit Nähe schenken. Das ist phasenweise kräftezehrend und sehr anstrengend. Das braucht oftmals mehr als nur einen Elternteil – daher ist Kommunikation untereinander und Unterstützung für die Eltern sehr wichtig.
Mein Kind will nicht einschlafen – auch ein möglicher Grund: „Wenn Eltern stundenlang am Bett sitzen, dann ist das Kind meist noch nicht müde.“
Für uns Eltern kann ein langer Abend ja sehr herausfordernd sein. Ich habe mit vielen Eltern gesprochen, die sagen: Meine (Klein)Kinder schlafen erst um 21:30-22:00. „Wir sitzen stundenlang am Bett. Ich mag nicht mehr!“ Hast du einen Tipp für alle in dieser Situation? Vor allem dann, wenn wir wirklich „unseren Abend alleine“ brauchen? Wie können wir den Druckauch für uns selbst rausnehmen?
Hier gebe ich den Eltern den Tipp, sich den Tagesablauf und den Schlafbedarf mal näher anzuschauen. Natürlich kommt es aufs Alter des Kindes an, aber ich kann absolut nachvollziehen, dass man um 22 Uhr mal eine Auszeit für sich haben will. Es gibt viele Eltern, die sind lieber lange mit ihren Kindern wach und schlafen dafür länger. Andere wollen lieber den Abend für sich und stehen dafür früher mit ihren Kindern auf.
Ob ein Kind jetzt eher ein Frühaufsteher oder ein Spätaufsteher ist, können wir schlecht beeinflussen, aber wir können die Schlafzeiten am Tag evtl. anpassen, damit die Kinder am Abend früher müde sind. Es gibt also schon Möglichkeiten die Schlafzeiten zu beeinflussen, aber nicht den Schlafbedarf an sich. Wenn Eltern stundenlang am Bett sitzen, dann ist das Kind meist noch nicht müde und dann kann man versuchen die Zeiten mit verschiedenen Herangehensweisen anzupassen.
Eltern sollten sich von Anfang Hilfe suchen!
Ab wann sagst du: Liebe Eltern, ihr müsst was verändern, denn ihr seid auch wichtig! Und wo können wir uns dann Hilfe holen?
Das sage ich von Anfang an. Ab dem Zeitpunkt, an dem Eltern wenig Ressourcen haben und die Abende für sie anstrengend werden. Wenn sie einfach nicht weiter wissen und auch keine Antwort darauf haben, was sie verändern könnten. Man muss nicht immer erst dann Hilfe suchen, wenn es fast schon zu spät ist, sondern dann, wenn man sich fragt, was man verändern könnte.
Die Bedürfnisse aller sind wichtig und Schlaf ist für uns essenziell. Wenn der eigene Schlaf also nicht mehr entspannt ist, wir den Tag irgendwie „rumkriegen“ müssen, dann sollten sich Eltern Unterstützung suchen.
Hier finden die Eltern Hilfe, die wissen: Mein Kind will nicht einschlafen!
Lieber ein wenig zu früh als zu spät. Denn dann muss man meist gar nicht so lange und so intensiv mit den Eltern zusammenarbeiten, da reicht meist ein wenig Aufklärung und die gemeinsame Suche nach besseren Strategien. Eltern können sich bei Schlafberater*innen (Coaches) Hilfe suchen. Da gibt es sehr viele Anbieter. Achtet auf die Ausbildung und den Preis, denn mittlerweile werden Coachings für einen wirklich übertriebenen (und unfairen) Preis angeboten. Schaut euch an, was die Anbieter wo gelernt haben und stellt vorab Fragen zum Ablauf. Garantieren kann euch niemand etwas, also nehmt Abstand von Versprechungen.
Dein Kind will nicht einschlafen? „Du bist nicht allein!“
Hast du noch einen Mutmacher für alle Eltern, bei denen sich die Einschlafbegleitung zieht?
Versucht diese Zeit zu eurer Zeit zu machen. Ich kenne das Gefühl, wenn man ewig in der Einschlafbegleitung liegt und eigentlich was für sich machen wollte oder noch was erledigen musste.
Erst ab dem Zeitpunkt, an dem ich während der Einschlafbegleitung auch was für mich gemacht habe (z.B. Musik gehört, was auf dem Handy geschaut (nur dann, wenn das Kind schon eingeschlafen ist, aber man noch nicht gehen kann) usw. – erst dann habe ich für mich innere Ruhe gefunden.
Und: DU bist damit nicht allein. Ich habe mich nachts wirklich mal ans Fenster gestellt und rausgeschaut und mich gefragt, wie viele 100000 Eltern jetzt zusammen mit mir wach in der Wohnung stehen und verzweifelt und müde versuchen, ihr Kind beim Einschlafen zu begleiten. Dieser Gedanke hat mir manchmal geholfen. Du bist nicht allein!
♥ Und hier kannst du „Ich kann schon schlafen! Entspannte Nächte für dein Kind und dich. Bindungsorientierte Lösungen zum Ein-und Durchschlafen. Liebevolle Schlafbegleitung ohne Druck“ bestellen. Unsere Expertin Caro hat es gemeinsam mit Dominique Reimer geschrieben. Übrigens: Es handelt sich um einen Affiliate Link* – mehr darüber erfährst du in unserem Footer!
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