So war mein 4 – Wochen – Blues im Wochenbett!
So ging es mir nach der ersten Geburt wirklich!

Der Blues im Wochenbett: Jeden Nachmittag er wieder. Die Gedanken und die Tränen.
Blues im Wochenbett: Ängste waren meine ständigen Begleiter
Ich konnte die Uhr danach stellen. Zwischen 16 und 17 Uhr sagten die Tränen förmlich zu mir: „Hallo, hier sind wir wieder!“ Yes! Und täglich grüßt das Murmeltier.

In meinem 1. Wochenbett waren Zweifel und Ängste meine ständigen Begleiter. Schon zwei Tage nach der Geburt meines Kindes hatte ich im Krankenhaus Rotz und Wasser geheult. Gemeinsam mit meiner Bettnachbarin wohlgemerkt. Zwei frische Mütter in Tränen aufgelöst – das muss ein Bild gewesen sein … Das sei ganz normal, jede von uns kriege den „Baby Blues“ in den Tagen nach der Geburt, versicherten mir die Hebammen in der Klinik. Das würde vorbei gehen. Doch die Wochen danach wollten diese Gefühle einfach nicht verschwinden.
Plötzlich totale Zweifel als Mama.
Ich hatte Zweifel: Kann ich das alles? Bin ich dafür gemacht? War das Leben nicht vorher einfacher – ohne Kind, ohne diese riesen Verantwortung? Ist das alles so richtig, wie es jetzt ist?
Ich hatte Ängste: Fasse ich mein Baby richtig an? Kann ich meinem Kind beim Hochnehmen weh tun? Oh Gott, nicht, dass ich es fallen lasse.. Wie soll ich jemals alleine mit klarkommen?
Es flossen viele Tränen.
Ich saß jeden Tag weinend auf dem Bett. Es ging nichts mehr. Zweifel und Ängste flogen durch meinen Kopf – und dazwischen habe ich mich noch fertig gemacht. Dafür, dass ich eine Rabenmutter bin, weil ich so denke. Weil ich weine anstatt in diesem Moment einfach nur glücklich zu sein. Weil statt dieser so oft beschriebenen Mutterliebe diese Gedanken voller Angst da waren. Ego fand ich mich. Das Karussell drehte sich immer schneller. Und immer genau eine Stunde. Dann war der Spuk, der Blues im Wochenbett, vorbei.
Blues im Wochenbett: zu viel Druck.
Plötzlich war mir wieder klar: Ich halte das größte Glück auf Erden in den Händen. Ich mache alles so wie ich es kann. Und das wird schon richtig sein. Ich liebe mein Kind – und das ist doch das Wichtigste. Vier Wochen habe ich gebraucht. Dann saß ich nachmittags nicht mehr weinend auf dem Bett, sondern fröhlich lachend auf dem Sofa.
Heute, mit dem Abstand weiß ich: Ich habe mir unendlich viel Druck gemacht. Ich wollte gleich die perfekte Mutter sein. Alles machen, alles können. Und das auch trotz der Kaiserschnittnarbe, die mich körperlich eingeschränkt hat. Ich musste erst akzeptieren, dass ich in den Job als Elternteil hineinwachsen muss – und dass es perfekt nicht gibt.
Reden hilft beim Blues im Wochenbett!
Geholfen hat mir: zu reden. Mit meinem Partner, meiner Mutter und meiner Hebamme, die mir irgendwann dazu riet, mir Zeit für mich zu nehmen. Nur für mich. Um wieder Kraft zu tanken. Und das habe ich getan. Ich weiß nicht, wie weit ich weg war von einer Wochenbettdepression. Ich weiß nur: Ich wollte es so schaffen. Ohne Medikamente. Ich hatte meiner Familie aber versprochen: Wenn es schlimmer wird oder gar nicht weg geht, dann suche ich mir ärztliche Hilfe.
Heute bin ich dankbar: Dafür, dass ich Hilfe bekommen habe. Ich denke – wichtig ist, dass wir sie einfordern und unsere Erwartungen an uns selbst runterschrauben. Niemand ist perfekt – und das Bild dieser „perfekten allseits liebenden Mutter“ – das ist ein gesellschaftlich-partriarchal geprägtes. Es gibt ja in vielen Fällen auch einen Vater, eine Co-Mutter, einen Co-Vater oder andere liebe Menschen, mit denen wir die Verantwortung teilen können. Lasst uns das tun!
Ab wann spricht man eigentlich von einer Wochenbettdepression? Was kann ich tun, wenn ich betroffen bin?
Die Kieler Hebamme Meike Nicken hat mir meine Fragen rund um dieses Thema beantwortet:
Wie oft kommt eine Wochenbettdepression vor?

Ich denke: Die Dunkelziffer ist deutlich höher als man glaubt. Das ist ein sehr sensibles Thema, über das Frauen nicht gerne sprechen. Ähnlich wie bei einer Fehlgeburt. Keine Frau gibt gerne zu, dass sie in einem Lebensabschnitt, in dem jeder von ihr erwartet, überglücklich zu sein, diese Gefühle nicht empfindet.
Woran erkenne ich eine Wochenbettdepression?
Grundsätzlich sollte man nicht vorschnell mit dieser Diagnose hausieren gehen. Hormonell bedingte Stimmungsschwankungen und den Baby Blues hat eigentlich fast jede Schwangere. Das ist ganz normal und geht auch vorbei. Das muss man von einer Wochenbettdepression abgrenzen. Typische Symptome könnten sein: Erschöpfung, Traurigkeit, häufiges Weinen, inneres Leeregefühl, zwiespältige Gefühle dem Kind gegenüber, Konzentrations-, Appetit- und Schlafstörungen sowie extreme Reizbarkeit und Panikattacken.
Hier findest du zum Beispiel Hilfe!
Wozu rätst du in deinen Nachsorgen in so einer Situation?
Reden. Das Umfeld informieren (Partner*in, beste Freundin, Hebamme). Das ist der erste Schritt. Dann: Ressourcen mobilisieren. Man sollte zunächst mit der Frau gemeinsam eine Ursachenforschung betreiben und durch Homöopathie versuchen, die Gemütslage zu stabilisieren. Wir Hebammen sind keine Therapeut*innen, aber gut im Zuhören.
Je nach Schweregrad bedarf es dann allerdings eines Experten, der diese psychische Erkrankung behandelt. Das ZIP in Kiel ist zum Beispiel eine gute Anlaufstelle. Und auch der Verein „Schatten und Licht“ leistet große Hilfe.
Kann es jede von uns treffen?
Daran erkranken kann grundsätzlich jede Frau. Ein etwas höheres Risiko haben allerdings Frauen, die schon einmal eine Depression durchgemacht haben oder unter anderen psychischen Problemen leiden. Das könnte unter Umständen eine Ursache sein, aber auch traumatische Geburtsverläufe/-erlebnisse, die nicht aufgearbeitet werden oder der enorme Druck von außen, als Mutter in allen Rollen perfekt funktionieren zu müssen, können auch dazu führen. Nicht zu unterschätzen ist auch der Schlafentzug im Wochenbett, der eine solche Situation verschärft.
Was möchtest du jungen Müttern mit auf den Weg geben?
Ich möchte an alle Frauen appellieren: Versucht euch gegenüber euren Hebammen zu öffnen. Vor uns müsst ihr nicht das Bild aufrecht erhalten, dass alles gut läuft. Wir sind für euch da!
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