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Pubertas Praecox: Was ist die vorzeitige Pubertät genau?

Unsere Gynäkologin Judith mit Fachwissen!

von
Dorothee Dahinden & Dr. med. Judith Bildau

Pubertas Praecox – unsere Frauenärztin Judith mit Wissen für Eltern!


Liebe Judith, habe ich den Eindruck oder startet die Pubertät bei vielen Mädchen immer früher? 

Pubertas PraecoxLiebe Doro, nein, dein Eidruck trügt absolut nicht! Es ist tatsächlich so: Die Pubertät beginnt bei den Mädchen immer früher.

Pubertas praecox medizinisch erklärt!

Wann geht es heute im Vergleich zu früher los und mit welchen Anzeigen?

Also, zunächst einmal ist natürlich jedes Mädchen, so wie jeder Mensch, ganz individuell. Und nach wie vor gibt es auch echte „Spätzünderinnen“, die sich schließlich völlig gesund entwickeln. Was ich damit sagen will ist, dass man bei solchen Entwicklungsphasen, wie zum Beispiel der Pubertät, immer nur Zeitspannen angeben kann und kein in Stein gemeißeltes Alter.

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Die Pubertät erstreckt sich ungefähr vom 10. bis zum 16. Lebensjahr. Mädchen kommen übrigens im Vergleich zu Jungs schon immer etwa 2 Jahre früher rein. Eine dänische Studie kam 2018 zu folgendem Ergebnis: Das Brustwachstum beginnt im Durchschnitt mit 10,5 Jahre.

Die erste Menstruation setzt mit ungefähr 13 Jahren ein. Das sind 3,6 Monate früher, als noch bei uns Müttern. Auch die Jungs pubertieren der Studie nach heute deutlich früher. Sind sie beim Stimmbruch nun etwa 13 Jahre alt, so lag das Alter in vorherigen Generationen zwischen 14,0 und 15,5 Jahren.

Pubertas praecox: Bitte unbedingt eine*n Spezialist*in aufsuchen!

Welche Altersspanne gibt es bei der Menstruation? Was ist alles „normal“?

Ich benutze so ungern die Begriffe „normal“ und „unnormal“, weil die Entwicklung eben so individuell ist. Wie schon gesagt ist das durchschnittliche Alter bei der Menarche, so nennt man die erste Periode, etwa 13 Jahre. Einige Quellen geben auch 12,5 Jahre an.

Von einer vorzeitigen Pubertät, einer Pubertas preacox, sprechen wir, wenn die Brustentwicklung, die Intimbehaarung und/ oder die erste Periode vor dem 8. Geburtstag auftreten. Trifft das zu, so sollte unbedingt ein*e Spezialist*in aufgesucht werden. Also eine Kinderarzt*ärztin oder Gynäkologe*innen.

Von einer verspäteten Pubertät, einer Pubertas tarda, sprechen wir dagegen, wenn die Brustentwicklung erst nach dem 13. Geburtstag und/oder die Periode erst nach dem 15. Geburstag einsetzt. Auch hier sollte ein*e Arzt*Ärztin konsultiert werden.

Woran liegt es, dass Mädchen immer früher in die Pubertät kommen? Stimmt es, dass ein Grund Umweltbedingungen sind?

Wir gehen davon aus, dass es verschiedene Faktoren dafür gibt, die alle zusammenspielen. Ein positiver ist, dass es den Mädchen äußerlich betrachtet noch nie so gut ging wie heute. Ich spreche hier von Hygiene, Gesundheit und auch Ernährung. Alles ist im Überfluss da. Es gibt im Grunde nichts, was das Entwicklungstempo behindert. Aber Vorsicht beim Faktor Ernährung: In den letzten Jahrzehnten hat sich unser Ernährungsverhalten verschlechtert. Wir alle essen ungesünder und werden mehrgewichtiger. So geht es auch den Jugendlichen. Der durchschnittliche BMI ist gestiegen. Da bei den Mädchen nicht nur die Eierstöcke weibliche Hormone produzieren, sondern auch das Fettgewebe, bedeutet das, dass der hormonelle Stimulus früher einsetzt.

Du hast Recht, Doro, auch verschiedene Umweltgifte scheinen zusätzlich eine Rolle zu spielen. Hier ist die Hormongabe in der Massentierhaltung zu nennen, aber auch zum Beispiel hormonell wirksame Stoffe wie Bisphenol-A und Phthalaten, die unter anderem in Kinderspielzeug, Verpackungen und Kosmetika vorkommen.

„Alles, was Richtung Pubertätsentwicklung vor dem 8. Geburtstag geht, sollte meiner Meinung nach einmal ärztlich abgeklärt werden.“

Eine Mutter hat mir neulich erzählt, dass ihre Tochter schon eine stärkere Schweißbildung hatte und nun Achselhaare wachsen. Das Kind ist sieben Jahre alt. Was könnte ein Grund sein? Und ab wann rätst du Eltern, dass wir eine*n Spezialist*in aufsuchen sollten?

Ein Teil der Schweißdrüsen nimmt seine Arbeit mit Einfluss der Geschlechtshormone auf. Auch das Wachsen von Achselhaaren deutet darauf hin, dass da hormonell schon so einiges los ist. Alles, was Richtung Pubertätsentwicklung vor dem 8. Geburtstag geht, sollte meiner Meinung nach einmal ärztlich abgeklärt werden.

Wie gehen wir mit unseren Mädchen um, die sehr früh in die Pubertät kommen? Wie stärken wir sie?

Ich denke, es ist ganz wichtig, dass wir ihr „Dilemma“ erkennen. Insgesamt, auch von den Hirnstrukturen, ihrem Seelenleben, sind sie ja wirklich noch Kinder. Der Körper wiederum entwickelt sich weiblich – die Intimhaare sprießen, die Brust wächst, die Periode setzt ein. Etwas, womit die Mädchen vermutlich auch noch gar nicht so frühzeitig gerechnet haben. Das verunsichert natürlich, kann Angst machen und auch überfordern.

Hier brauchen unsere Töchter uns unbedingt als beruhigende Instanz und sicheren Hafen. Ganz wichtig auch: Nur weil sie möglicherweise äußerlich schon sehr weit entwickelt sind, heißt das noch lange nicht, dass sie das auch in ihrem Verhalten sind. Und das müssen sie auch gar nicht! Wir müssen also als Eltern sehr gut darauf achten, dass wir unsere Mädchen wirklich „altersgerecht“ behandeln, also nichts von ihnen erwarten, was wir sie noch gar nicht leisten können – und auch nicht sollten.

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