Corona & Missstände in der Medizin! Jetzt sind wir gefragt!
Corona & Missstände in der Medizin: Wie sieht die Lage bei uns wirklich aus? Wie bereiten sich unsere Krankenhäuser vor? Was muss sich in Bezug auf die Pflege und das Personal ändern? Und was können wir als Bürger jetzt tun? Unsere MutterKutter-Frauenärztin Dr. Judith Bildau, Allgemeinärztin & Instagrammerin Larissa Teucher und Influencerin & Intensivkrankenschwester Franzi @thefabulousfranzi mit Antworten.
Corona & Missstände: Wie der Coronavirus Missstände aufdeckt…
von Dr. Judith Bildau, Frauenärztin & MutterKutter-Autorin
„Man sieht jetzt, wer für unsere Gesellschaft wichtig ist. Menschen in der Pflege, im Krankenhaus, Verkäuferinnen und Verkäufer. Genau die, die so schlecht bezahlt werden“. Dieser Satz von Henrike von Platon geht mir seit Tagen durch den Kopf. Er trifft es so dermaßen auf den Punkt, was ich seit Beginn dieser Krise, nennen wir sie „Corona-Krise“, fühle. Auf einmal rücken die Menschen in den Mittelpunkt, die nicht selten ansonsten sehr gerne übersehen oder gar vergessen werden. Finanziell gesehen. Und auch oft, was unsere Wertschätzung angeht. Dabei sind sie es, die einen großen Teil unseres Alltages am Laufen halten, ja, unersetzlich für uns alle sind. Das sehen wir jetzt, wo wir, wie beinahe noch nie zuvor, auf sie angewiesen sind. Wo wir denken: „Wow, danke, dass ihr da seid!“ Und uns fragen müssen: „Was würden wir jetzt nur ohne euch tun?“.
Corona & Missstände: Schluss mit den heutigen Verhaltensweisen!
Ich habe so einige Wünsche, was unsere Zeit nach der „Corona-Krise“ angeht (möge sie bald vorüber sein!). Ich wünsche mir, dass diese gezwungene Auszeit uns alle dazu bewegt, eingeschliffene Verhaltensweisen zu verändern. Immer höher, immer schneller, immer weiter – Schluss damit! Dafür mehr Gemeinsamkeiten, Mitmenschlichkeit, Toleranz, Gelassenheit und gegenseitige Wertschätzung. Ich wünsche mir, dass wir nie vergessen, was diese Berufsgruppen (und es gibt noch einige mehr, als die oben genannten!) für ihre Mitmenschen, uns, geleistet haben. Ich wünsche mir, dass wir wieder eine Verhältnismäßigkeit und einen realistischen Blick für die Menschen bekommen, die so wichtige Stützpfeiler unserer Gesellschaft sind. Und sie auch endlich dementsprechend bezahlt werden.
♥ Unsere MutterKutter-Frauenärztin Judith bloggt über ihr Leben als Ärztin in Italien und über die aktuelle Corona-Krise dort auf ihrem Instagram-Account.
Wie an der Front!
Larissa, Allgemeinärztin & Instagrammerin
Schutzmasken werden eingeteilt für eine Woche, Visiere selbst hergestellt, Kinder in Notbetreuung gegeben und unermüdlich gearbeitet. Überstunden, Doppelschichten. Die Kreativität zum Eigenschutz explodiert, während die Zahlen der Infizierten exponentiell wachsen. Da draußen in den Praxen, den Heimen, den Pflegediensten und Krankenhäusern gehen gerade Menschen für mich, für dich, für uns aufs Ganze. Sie investieren ihr höchstens Gut: ihre eigene Gesundheit und ihre Zeit, um für uns Sicherheit zu gewähren, Versorgung zu erhalten, Schlimmeres zu verhindern.
Corona & Missstände: Wir sollten Respekt all denen gegenüber zeigen, die nun an der Front stehen!
Wenn ich Bilder aus meiner Praxis sehe, die Vorkehrungen die getroffen wurden. Wenn ich Freundinnen höre, die nur mit minimalem vorhandenen Eigenschutz 24 Stunden-Dienste schieben, die beschimpft, denunziert und beleidigt werden und dennoch jeden Tag zur Arbeit gehen. Für uns als Gemeinschaft, weil es ihre Berufung ist, weil sie einen Eid geschworen haben, dann sollte es für uns hier draußen, die zuhause bleiben sollen, zuhause bleiben MÜSSEN, ein Zeichen des Respekts sein, uns an die Regeln zu halten.
Die Schachtel Pralinen, das Danke, das Lächeln sind aktuell unglaublich wichtige Zeichen. Aber nichts ist essentieller, als mit dem Hintern verdammt nochmal zuhause zu bleiben! Wir können das alleine nicht schaffen, wir können es nur schaffen, wenn wir alle in die gleiche Richtung gehen – als Zeichen der Solidarität und des Respekts! Gesundheit ist ein Allgemeingut!
♥ Du findest Larissa hier auf Instagram.
„Auf einen Massenanfall an Infizierten sind wir nicht vorbereitet.“
Franzi, Intensivkrankenschwester & Influencerin @thefabulousfranzi
Liebe Franzi, du gehörst jetzt zu denen, die an vorderster Front stehen. Zu den Menschen, die im Falle des Falles bis zur Erschöpfung arbeiten müssen – das ahne ich zumindest, wenn ich die Geschichten deiner Kollegen und Kolleginnen bzw. auch unserer MutterKutter-Frauenärztin Judith aus Italien lese. Wie geht es dir und all den Menschen, die zu deiner Berufsgruppe aktuell gehören? Und was schießt dir in diesen Tagen durch den Kopf?
Im Moment bereiten sich die Kliniken auf einen eventuellen Ansturm von Patienten vor. Elektive Operationen werden verschoben, um so Kapazitäten zu schaffen. Es werden separate Infektionsstationen geschaffen, Personal aus Elternzeit und Ruhestand wird angefragt. Innerhalb der Teams nehme ich eine entschlossene Stimmung wahr. Alle wollen helfen, alle wollen das zusammen wuppen.
Im Moment ist es in vielen Häusern gespenstisch ruhig. Die Ruhe vor dem Sturm…
Corona & Missstände: „Der Worst Case ist ein Zustand wie in Italien oder Spanien.“
Wie ist die Lage aktuell in unseren Krankenhäusern?
Ich würde sagen: Im Moment, zumindest, was die Corona Patienten betrifft, noch recht moderat. Allerdings gibt es Ausnahmen. Ich stehe in Kontakt mit Kollegen aus Regionen, in denen viele Patienten mit Corona infiziert sind und wo die Intensivstationen jetzt schon maximal gefordert sind.
Pflegenotstand, über das Thema haben wir schon gemeinsam vor ein paar Monaten gesprochen. Nun könnten sich die Einsparungen bitter rächen. Erklär uns bitte, woran es deiner Erfahrung nach bei uns in Deutschland mangelt und wie der Worst Case hier aussehen könnte.
Der Worst Case ist ein Zustand wie in Italien oder Spanien. Und ich hoffe, dass dieser Kelch an uns vorübergeht. Italien mangelt es an Intensivbetten und Personal, uns an letzterem. Zudem muss man die vielen Kollegen miteinkalkulieren, die sich eventuell selbst infizieren oder sich aufgrund der mangelnden Schutzkleidung gefährden.
Bleibt zuhause!
Das ist nämlich das nächste Problem: Wir haben einen massiven Lieferengpass, was Masken, Desinfektionsmittel und Kittel betrifft. Im Worst Case stemmen wir den Patienten-Ansturm personell nicht und gefährden jeden einzelnen Kollegen, weil die Häuser ihren Eigenschutz nicht gewährleisten können. Einer der Gründe, weswegen wir alle gefragt sind.
Wie sieht dein Appell an uns alle aus?
Haltet die Infektionsrate flach. Bleibt zuhause. Steckt niemanden an. Auch wenn es euch gut geht: Ihr könntet jemanden infizieren, der das nicht wegsteckt. Ganz klar ist: Auf einen Massenanfall an Infizierten sind wir nicht vorbereitet und können diesen auch nicht stemmen. Denn die ganz „normalen“ Kranken mit Herzinfarkt, Schlaganfall und Unfall – die gibt es auch noch!
♥ Du findest Franzis bekannten Instagram-Kanal hier
♥ Unter diesem Link geht es zum Interview mit Franzi zum Pflegenotstand
♥ Hier kommst du wiederum zum Interview mit Franzi rund um das Thema Netzhetze
♥ Und hier spricht Franzi zum Thema Offenbar Selbstmord nach Hilferuf bei Instagram
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