Wir müssen reden!
Herzstück

Süße, Liebes, du Liebe: Don´t call me Schätzchen! #bitte

Wir sind nicht niedlich! Warum? Hier! Autorinnen: Dorothee Dahinden, Dr. Judith Bildau & Franziska-Beatrice Fiedler

von
Dorothee Dahinden & Dr. med. Judith Bildau

Süße, Liebes, du Liebe: Bei dieser Ansprache stellen sich uns die Nackenhaare auf. Warum? Das erzählen wir euch jetzt:

Bitte streichen Sie das „Süße“, nein, gleich alle Kosenamen im Haustierformat!

Dorothee Dahinden, Herausgeberin MutterKutter

Süße
Dorothee Dahinden, Herausgeberin MutterKutter, Foto: www.anneseliger.de

Ich (Doro) muss ja zugeben: Ich finde es schrecklich, wenn ich Süße, Liebes, du Liebe oder Schätzchen genannt werde. Schon immer. Es gibt genau zwei enge Freundinnen, die mich aktuell so nennen dürfen (Mädels, ihr wisst, dass ihr gemeint seid! #istechtok). Ich weiß, dass ich schon als Teenagerin allergisch auf das Wort reagiert habe. Da habe ich innerlich bei jeder Verniedlichung meinerseits verbal gek****. Für mich hat es einfach oft einen faden Beigeschmack. Ich fühle mich nicht ernst genommen, nicht auf Augenhöhe, ja, es wirkt auf mich immer ein wenig despektierlich. Für mich ist es einfach nicht wertschätzend, sondern eher herabwürdigend.

„Ich bin nicht niedlich!“

Natürlich meinen es einige Leute total nett #ganzklar – und das sehe ich auch. Aber es hat für mich an vielen Stellen Überhand genommen, wirkt reflexartig. So wie das ständige Entschuldigen, über das ich neulich geschrieben habe (und das ich von mir selbst kenne). So nach dem Motto: Erstmal einen guten smoothen Einstieg ins Gespräch schaffen…Dabei ist das für mich persönlich eher ein Eigentor!

Dieses ständige „Hey Süße!“ oder „Hey Liebes!“ hat für mich vor allem im beruflichen Kontext nochmal eine andere Qualität. Ich werde immer wieder – vor allem bei Instagram – von Fremden, vor allem Frauen, so angeschrieben. Dabei geht es hauptsächlich um Kooperationsanfragen. Ich bin manchmal geneigt, eine Sprachnachricht zurückzuschicken mit den Worten „Ich bin nicht niedlich!“ – und im ernst: Ich bin der Meinung: Wenn wir beruflich zusammenarbeiten wollen, dann sollten wir uns auf einer anderen respektvollen Ebene begegnen. Ansonsten fühle ich mich wie ein Hundewelpen – klein, süß und knuddelig. Und nicht erwachsen oder ebenbürtig! Denn den süßen Schuhen bin ich – wie ihr alle sicher auch – schon lange entwachsen!

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Mehr zum Thema von Dr. Judith Bilda & Franziska-Beatrice Fiedler

Auch unsere Influencerin, Stillberaterin & Anwältin Franziska-Beatrice Fiedler und unsere Frauenärztin Dr. Judith Bildau stellen sich bei „Süße, Liebes, du Liebe“ die Nackenhaare auf. Warum, das erzählen sie jetzt hier:

Hey Süße! Der Effekt bei mir: Ich klicke weg!

Dr. Judith Bildau, Frauenärztin & MutterKutter-Autorin

Vaginismus
Dr. Judith Bildau, Frauenärztin & MutterKutter-Crewmitglied

Ganz ehrlich, Leute, ich bin eine Frau, die sich jede einzelne Falte auf der Stirn hart erarbeitet hat. Ich bin eine Mama, die ihre Kinder entweder im Kreißsaal oder im Op-Saal mit ureigener Kraft zur Welt gebracht hat. Ich bin eine Ärztin, die sich ihre Stunden nicht nur in Präparationssälen, Hörsälen und Op-Sälen um die Ohren geschlagen, sondern auch endlose 24-Stundendienste geleistet hat. Ich habe Leben auf die Welt gebracht und ich habe Leben am Ende begleitet. Ich bin manchmal stark und fühle mich unverwundbar und manchmal bin ich klein mit Hut und weiß gar nicht wohin, mit all meinen Unzulänglichkeiten.

Geht’s noch?

Ich bin sehr vieles – was ich aber nicht bin, ist eine Süße, eine Liebe oder ein Schätzchen. Wenn überhaupt dürfen das nur Menschen zu mir sagen, die mich wirklich kennen und wissen, dass da viel, viel mehr in mir steckt. Kooperationsanfragen, die mit dieser Anrede beginnen, klicke ich sofort weg. Geht’s noch? Was denkt ihr, werden auch Männer so angeschrieben? „Hey Süßer!“, „Hallo, du Lieber!“… ähm, wohl eher nicht.

Mehr von Judith:

♥Auf MutterKutter erfährst du mehr über Judith unter Crew oder du klickst ganz unten auf ihren Namen in der Schlagwortwolke

♥ Judith verbloggt ihre Leben als Mama und Ärztin in Italien auf ihrem Instagramaccount.


Hey Süße! – „Für mich ist es eine Grenzüberschreitung.“

Franziska-Beatrice Fiedler, Influencerin, Stillberaterin & Anwältin

Hey Süße…RITSCH! Liebe Franziska, komm, hau raus: Was denkst du, wenn dich jemand so anspricht oder anschreibt? Ich bin neugierig!

Bei mir gehen ehrlich gesagt direkt die Läden runter. Klappe zu, Affe tot. Diese Anrede ist der ultimative Beweis dafür, dass die Person mich null kennt. Gleich, ob ein:e Leser:in mich so anschreibt, eine Bekannte mich so anspricht (denn Freunde wissen, dass das bei mir leider zu köperlichen Schmerzen führt) oder – und das kommt tatsächlich vor – auf diese Weise von Unternehmen eine Geschäftsbeziehung begonnen werden soll. 

Süße, Liebes, du Liebe, Kleines… ürgs.“

Was sind so deine Trigger-Wörter von Fremden? Was lösen sie bei dir aus?

Crew Süße
Foto: Franziska-Beatrice Fiedler, Influencerin, Anwältin & Stillberaterin

Süße, Liebes, du Liebe, Kleines… ürgs. 

Wer spricht dich denn wo genau mit „Süße“ und Co. an?

Also Menschen, die mich kennen, tun das nicht. Meist sind das Bekannte, die irgendwie denken, man könne damit eine Distanz verringern? Ich weiß es nicht. Für mich ist es eine Grenzüberschreitung. 

Was sagt das über uns Frauen untereinander für dich aus, wenn wir uns uns mit „Küsschen-Smiley“ virtuell begegnen und uns aber eigentlich gar nicht kennen. Äh, ich muss zugeben. Ich verschicke auch mal Herzchen an Fremde….

Lustigerweise verschicke ich auch Herzchen. Aber keine Küsse. Bzw.: Wer von mir ein Küsschen geschickt bekommt, gehört zum „inner circle“. Wenn man sich gar nicht kennt und Küsschen und Herzchen verschickt, bringt einen das in der Sache nicht weiter. Für mich kommt das ungefähr gleich mit einer unangebrachten Umarmung, wenn man sich vorstellt, man kennt jemanden kaum und der fällt einem bei der Begrüßung um den Hals. Ich weiß nicht, warum man (frau) das tut.

„Die so genannte professionelle Distanz ist einfach sofort weg…“

Würdest du sogar soweit gehen, dass du sagst: Wenn wir uns gegenseitig verniedlichen, machen wir in Sachen Gleichberechtigung Schritte rückwärts?

Davon bin ich überzeugt! Ich kann doch keiner gestandenen Geschäftsfrau gegenübertreten und sie mit „Hey du Liebe“ oder „Hey Süße“ begrüßen! Die so genannte professionelle Distanz ist einfach sofort weg und das schadet der Sachlichkeit des Umgangs, finde ich. Es ist außerdem eine Frage von Respekt der anderen Person gegenüber, ob ich eine Distanz wahre oder sie gleich so „überfalle“. Macht man bei einem „Chef“ oder einer „Chefin“ einfach nicht. Und genau daher schadet es dem Respekt, wenn man es tut.

Stichwort: mangelnder Respekt. Dir stoßen ja auch Kooperationsanfragen auf, hast du erzählt. Was für Anfragen bekommst du? Und was antwortest du?

Manchmal kommen aus den USA Anfragen mit „Hey Sweetie“, da muss ich ein wenig schmunzeln und antworte gar nicht. Das passt einfach so wenig, da verbringe ich lieber Zeit mit meiner Familie, als dem Unternehmen 5 Minuten meines Lebens zu schenken, um ihnen abzusagen.

„Woher wisst ihr, dass ich lieb bin?“

Aber auch manche deutsche StartUps, die besonders cool wirken wollen, schreiben manchmal eMails, die mit „Hallo Liebes“ oder „Hallo du Liebe“ beginnen. Ich frage mich da immer: Woher wisst ihr, dass ich lieb bin? Vielleicht bin ich auch ein Arschloch? Kennen wir uns? Wollt ihr eigentlich nur „liebe“ Menschen als Geschäftspartner:innen? Oder soll man auch cool, schlau, witzig, stark etc. sein? Sowas schreibt ja nie jemand. Schade eigentlich. Bei einer Anfrage „Hallo du Schlaue“ würde ich zumindest mal amüsiert weiterlesen.

Du hast mal in einem Instagram-Post zum Weltfrauentag geschrieben: „Schluss mit lieb!“ – Wie meinst du das genau? Welchem Impuls bist du gefolgt? Und was wünscht du dir für die Zukunft?

Schluss mit lieb hieß es. Der Titel sollte aussagen, dass man doch mehr sein darf als „lieb“. Manchmal habe ich den Eindruck, dass es für Frauen ein großes Ziel ist, lieb zu sein und so zu wirken. „Meld dich mal bei der, das ist ne ganz liebe.“ – so wurde mir mal eine Anwältin für mich empfohlen. Da frage ich mich: Empfiehlt man so auch männliche Anwälte? Soll ein Anwalt lieb sein? Sicher nicht. Ich fände es echt mega, wenn wir Frauen uns mit „kompetent“, „talentiert“, „fleißig“, „stark“, „lustig“, usw. weiterempfehlen würden.

„Es geht dabei auch darum, ob man sich und das, was man leistet, gegenseitig ernst nimmt.“

Ich tue das übrigens auch, wenn ich mit jemandem kooperiere. Schau: Ich empfehle den Shop einer Frau, die sich in der Elternzeit selbständig gemacht hat und mit Herzblut Dinge designt und vermarktet. Werde ich dem gerecht, wenn ich sage „Schaut mal in ihren Shop, das ist ne ganz liebe.“? oder wäre es nicht wertschätzender, wenn ich sage „Schaut mal in ihren Shop, sie ist wahnsinnig talentiert und hat sich in der Elternzeit nebenbei ein Business aufgebaut.“ – ich weiß natürlich nicht, ob es jedem so geht, aber ich habe da eine deutliche Tendenz. Es geht dabei auch darum, ob man sich und das, was man leistet, gegenseitig ernst nimmt. Unter meinem Post wurde übrigens von Frauen sehr häufig kommentiert, dass sie gerne lieb sind. Das bin ich auch. Ich bin lieb zu meinen Kindern, ich bin eine liebende Ehefrau, Tochter, Freundin und Schwester. Ich bin auch eine nette Nachbarin. Aber ich bin auch Anwältin, Stillberaterin, Unternehmerin, Autorin. Mit nur „lieb sein“ besteht man kein Examen, bekommt kein Zertifikat, verhandelt keine Verträge, gründet kein Unternehmen und schreibt kein Buch. Es wird einfach vielem, was Frauen leisten, nicht gerecht, wenn man sie auf „lieb, süß und nett“ reduziert. Mit Männern würde man das nämlich nie tun und allein das sollte uns allen schon zu denken geben.

Nicht niedlich sein – das hat auch was mit Gleichberechtigung zu tun!

Und noch als letztes Argument: Wenn man immer lieb, nett und süß sein will, ist man automatisch unkompliziert, „macht keinen Stress“ und wehrt sich gegebenenfalls auch nicht, wenn man sich wehren sollte. Auch das ist ein Grund: Seid „unbequem“, sagt, was ihr wollt, was euch zusteht. Schnappt euch den Job, verlangt das Gehalt. Das bringt als kleines Puzzleteil die Gleichberechtigung weiter.

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