Beziehung

Sex: Das lustige Hebammen-Plädoyer für mehr Sex im Elternleben

Unsere Kerstin Lüking kracht verbal einmal ins Schlafzimmer! Herrlich!

von
Kerstin Lüking

Wer kann besser über Sex reden als eine siebenfache Mutter und Hebamme? Genau. Kerstin Lüking.

Warum Eltern regelmäßig Sex haben sollten!

Letzten Montag an der vollen Kasse – ich betone „voll“ – unseres Supermarktes fragt mich mein 7jähriger Sohn:

„Mama, wir sind doch 7 Kinder?“.

„Klar, ihr seid Ihr 7 Kinder!“

„Dann hatte Papa 7x Sex mit Dir!“

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Kerstin Lüking, Hebamme, Unternehmerin & siebenfache Mutter// Credit: Anne Seliger

Schamesröte steigt mir ins Gesicht und ich krächze vor mich hin, dass das wohl so gewesen sein muss. Hinter mir kichert eine Mutter, der Mann vor mir schüttelt den Kopf. Im Auto frage ich meinen Sohn, was er sich dabei gedacht habe. Gar nichts hätte er sich gedacht, warum das denn keine gute Frage gewesen sei, da wäre doch wohl nichts schlimmes dabei gewesen.

Ich schweige!

Recht hatte er. Warum bin ich rot geworden? Ich als Hebamme? Dass Kinder nicht vom Storch gebracht werden oder aus Blüten fallen, sollte mir doch wohl am ehesten klar sein. 7 Mal Sex in so vielen Jahren Beziehung … ich muss schallend lachen. Da reichen meine Finger wohl kaum aus zum Zählen. Ich denke so vor mich hin, wie sich unsere Beziehung in den vielen Jahren verändert hat.

Am Anfang, als wir noch jung und knackig waren, konnten wir die Finger kaum voneinander lassen. Dann kamen die Kinder. Meine Lust hielt sich in Grenzen. Meine Müdigkeit siegte oft.

Heute: Alles anders, alles irgendwie besser! Wir haben tapfer durchgehalten und unsere Beziehung durchgehend gepflegt. Wenn ich heute bei meinen Wochenbettbesuchen die Eltern über Verhütung berate, verdrehen alle Beteiligten nur die Augen. Sex? Undenkbar! Jetzt doch nicht! Gefühlt erst dann wieder, wenn das Kind Abitur hat. Dann könnte man ja mal wohlwollend darüber nachdenken.

Warum ist Sex wichtig, was macht es mit uns?

Ich fahre gerne mit der S-Bahn durch Berlin. Und lese dabei keine Zeitung, ich studiere! Ich studiere Menschen. Ich finde, man erkennt sie! Man erkennt Menschen, die glücklich sind und die, die unglücklich sind. Die junge Frau, die mir gegenüber sitzt. Gut durchblutet im Gesicht, ein stetiges Lächeln und noch viel glücklicheres Gesicht, wenn sie nach einem „Pling“ auf ihr Handy schaut. Nachricht vom Liebsten? „Es war schön mit Dir heute Nacht. Ich liebe Dich!“ Signal: „Nächster Halt: Charlottenburg“. Weg ist sie! Da drüben, das krasse Gegenteil. Sieht aus wie ein langweiliger Physiklehrer. Freud- und farblos. Na, der hat bestimmt schon lange nicht mehr!

Der durchschnittliche Akt dauert …

Mir fällt eine Studie über das Sexualleben der Deutschen ein. Von 2000 Befragten haben immerhin 43% mehrmals im Monat Sex, 32% mehrmals die Woche. Besonders aktiv dabei sind die 18-24 jährigen. 14% haben nur alle paar Monate Sex. Bei Langzeitpaaren nimmt die Häufigkeit im Laufe der Jahre ab, aber die Qualität wird besser. Aber: Was macht denn nun dieser Akt von durchschnittlich 23 Min und 54 Sekunden mit uns?

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Wie wäre es mit einer Abreißrolle für Sex? Foto: Kerstin Lüking

Ganz einfach, wenn er von beiden gewollt wird, macht er uns in der Regel glücklich. Das Bindungshormon „Oxytocin“ wird im Hypothalamus im Gehirn gebildet. Es ist übrigens das gleiche Hormon was wir Frauen ausschütten, wenn wir Wehen haben und unsere Babys stillen. Und, ja, Sex macht auch glücklich. Stresshormone werden aus dem Gehirn „geschwemmt“, man kann sich entspannen und regenerieren. Sex wirkt quasi als Antidepressivum. Dazu hat er einen Einfluss auf unser Immunsystem.

Eine Studie der britischen Cardiff Universität belegt, dass 2-3 Mal Sex in der Woche einen nachweislichen Effekt auf die Immunabwehr hat. Nach einer Studie der American Heart Association wurde sogar das Herzinfarktrisiko durch regelmäßigen Sex deutlich geringer eingeschätzt, da die Durchblutung des Herzens merkbar verbessert wird. Die Lebenserwartung wird auch deutlich höher geschätzt bei Menschen, die häufiger Sex haben. Also: Sex ist Gesundheitsprävention. Auf geht´s Leute!

„Mami, ich hab Durst!“ statt Sex

Nur: Alles schön und gut, aber wie macht man das, wenn man Kinder hat? Kaum hat man sich im hübschen Fummel feurig am Abend auf´s Bett geschmissen, klopft es an der Tür! „Mami, ich hab Durst!“ Man wähnt sich sicher! Beide Eltern haben z u f ä l l i g am gleichen Tag frei, alle Kinder sind in der Schule. Da dreht sich garantiert um 11.30 Uhr beherzt der Schlüssel in der Wohnungstür um und mit freudiger Stimme brüllt es : „Ich habe jetzt zwei Freistunden, ist das nicht super?“ durch die Bude.

Da ist das scheiß Oxytocin schlagartig verschwunden, verkrochen hat es sich sekundenschnell in unseren Gehirnwindungen. Ist beleidigt und säuselt „Phh, vielleicht komm ich gegen 22.30 Uhr noch mal raus. Jetzt ist´s erst mal vorbei. Ätsch! Habt ihr jetzt davon, wenn ihr so viele Blagen in die Welt setzt.“ Die beiden Akteure sind genervt. In Windeseile kramt man seine Plünnen zusammen und geht dem Alltag nach.

Sex nach Terminkalender – das neue Elternsex?

Beide denken über das nächste Mal nach: Hotel? Nee zu teuer. Keller mit abschließbarer Feuerschutztür? Zu kalt für diese Jahreszeit. Im Auto am Waldesrand? Aus dem Alter sind wir raus! Was machen wir also? Terminkalender her, wo ist er? Eine verbindliche Verabredung muss her! Wann sind alle Kinder wirklich weg? Wer nicht weg ist, wird zur Oma gekarrt! Ein Wochenende wird geplant, mit allem Chi-Chi und Tam-Tam. Kulinarische Köstlichkeiten werden gebunkert, Kinokarten gebucht, das Bett frisch bezogen. Die Aufregung und Freude steigt. Weg sind sie – alle. Es ist so ruhig hier. Nur zwei Leute, die sich einfach mal wieder lieben wollen! Die ihr Oxytocin wieder gnädig stimmen wollen. Komm raus, komm … putt, putt!

Schön war´s. Überwältigend!

Die Bindung ist gestärkt, man rennt lächelnd und pfeifend durch die Gegend. Die nächste Verabredung steht. Bis dahin hält man sich mit kleinen Liebesakten bei Laune, die man auch zwischen „Mama hier und Papa da“ einbauen kann.

Kinder werden ja häufig als die „Krönung“ einer Beziehung gesehen. Leider ist aber genau dieses „Krönchen“ zu 40 % die „Sollbruchstelle“ und damit das Ende der Beziehung. Ich erlebe das immer wieder. Nach ungefähr 4 Wochen Wochenbett knallt es in den meisten Beziehungen. Ernüchternd stellen viele Eltern fest, dass dieser kleine „Terror-Zwerg“ alle im Griff hat. Alle geben ihr Bestes, aber für die Beziehungspflege bleibt kein Raum. Die Energie reicht nicht mehr aus für Liebkosungen in verbaler und körperlicher Form. Hatten wir uns nicht der Illusion hingegeben, dass alles so wundervoll sein wird mit einem Kind?

Das künftige Paarsein sollte schon in der Schwangerschaft eine Rolle spielen

Und nun liegt die rosarote Brille zerscheppert und zertreten auf dem Boden. Mütter fühlen sich nicht gewürdigt in ihrer Mutterrolle, Väter fühlen sich als „Nahrungsbeschaffer“ ausgegrenzt – etwas, das ich bei homosexuellen Paaren tatsächlich anders Erlebe. Zwei Mütter gehen beispielsweise sehr achtsam mit den jeweils anderen Bedürfnissen um – von Anfang an. Zurück zur Mann-Frau-Konstellation:

Alle tanzen um das „goldene Kalb“. Kommunikationen finden nicht mehr ohne Giftpfeile statt. Bevor die gemeinsame Schnittmenge immer kleiner wird, muss man die Reißleine ziehen. Am Besten macht man sich schon in oder noch besser vor einer Schwangerschaft über das Paarsein Gedanken und fixiert das schriftlich. Was machen wir mit uns, damit es uns langfristig gut geht? Ich kann rückwirkend betrachtend feststellen, dass es sich lohnt, dieses zu tun.

In diesem Sinne, bleibt glücklich!

Eure Kerstin


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