Wir müssen reden!

Dick! Ja! Aber hört auf uns zu verurteilen: „Ich trage Kleidergröße 52, bin also deutlich dick, aber keine Sensation aus dem Panoptikum.“

von
Dorothee Dahinden

Dick! Ja. Und? Auch wir wollen ein Zeichen setzen und hiermit sagen: #stopbodyshaming. Und vor allem: das Lästern über andere! In diesem Interview verrät uns Mama Anke, warum sie es leid ist, ständig „begutachtet“, „bewertet“ und „verurteilt“ zu werden.


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Warum dieses Interview? Anke @muttiglueck hat einen fulminanten Artikel geschrieben über ihr Leben als „Dicke beim Sport“. Er geht unter die Haut. Macht nachdenklich. Und zeigt auf, was wir anderen Menschen antun, wenn wir sie mit bloßem Augen „verurteilen“.

Tränen in den Augen!

Ich, Doro, habe diesen Artikel gelesen und hatte Tränen in den Augen. Auch ich kann mich nicht frei davon machen, dass ich hier und da andere bewerte. Seitdem ich Mutter bin, ist es viel weniger geworden, aber manchmal ertappe ich mich schon noch. Ich finde das doof. Und Anke hat mir mit ihrem Artikel noch einmal mehr gesagt: Stopp, Doro!

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#stopbodyshaming – ein weiterer Aspekt in Ankes Text. Ein Thema, das viele von uns betrifft. Viele von uns haben an sich etwas zu mäkeln. Was wir sagen möchten: Wir sind alle gut so, wie wir sind. Und genau da dürfen wir hin: zur Selbstliebe anstatt Selbstkritik. Und Anke macht mit ihrem Artikel und diesem Interview einen wichtigen Schritt dahin!


Dick! Na und? Das Interview zum Text!

Liebe Anke, CHAPEAU für diesen Artikel. Ich habe grad geheult beim Lesen deiner Zeilen. Sie sind irre. So ehrlich. Authentisch. Zum nachdenken und mitfühlen. Was hast du beim Schreiben gefühlt?  Würdest du uns bitte einen kleinen Einblick in deine Gedanken- und Gefühlswelt geben? Es fühlt sich für mich an wie ein riesengroßer Ballwurf mit den Worten: „Leute, wacht mal auf. Und hört auf damit! Wir alle sind Menschen.“ 

dick na und Anke Brinkmann
Foto: Anke Brinkmann

Oh. Ich wollte nicht, dass jemand heult. Ich will sagen, es ermüdet mich. Es ermüdet mich so sehr. Was ich beschreibe, kennen alle Menschen, die irgendwie anders sind als die Masse. Dicke, Dünne, Menschen mit Handicap, Transgender, Kleine, Große. Ich will sagen (am Bespiel meines Erlebens): hört einfach auf damit.

Für alle, die deinen Artikel noch nicht gelesen haben. Worum geht es? Welche Gedanken hast du dir von der Seele geschrieben?

Ich beschreibe, was dicke Menschen beim Sport so erleben. Wie wir oft blöd angeglotzt und völlig distanzlos behandelt werden. Und dass es unser Leben unnötig schwer macht.

Mit 17 der Aha-Moment: Menschen gehen mit mir weniger respektvoll um.

Menschen sprechen über dich. Anstatt mit dir. Sie reden über was, was sie nichts angeht: deinen Körper. Wie oft erlebst du das? Und seit wann?

Ich erlebe das seit ich etwa 17 oder 18 bin und seitdem fast täglich. Mal mehr, mal weniger. Damals meinte ein für mich völlig uninteressanter Mann (intellektuell und optisch), mir mitteilen zu müssen, dass er mich echt scharf fände, wenn ich dünner wäre. Da habe ich das erste Mal richtig gefühlt, dass man mit mir offenbar anders umgehen darf. Weniger Respekt haben muss. Ich zog mich zurück, ging nicht mehr zum Baden, trug nur noch weite Kleidung, dachte viel nach.

Was hast du dir schon anhören müssen?

Ich zitiere in meinem Beitrag eine Bekannte, die zu mir sehr erstaunt sagte: „Was DU gehst ins Schwimmbad, das traue noch nicht mal ich mich.“ Ich war völlig sprachlos. Meine Tochter ergriff das Wort und sagte „Robben sind auch dick und die können viel besser schwimmen als du“. Das hat mich gerettet und ich liebe Robben.

Je dicker – desto größer das Interesse!

Irre ich mich oder sind es vor allem wir Frauen, die lästern? Wenn ja: Was glaubst du, warum wir uns das gegenseitig antun?

Ja. Diese Wahrnehmung teile ich. Aber ich muss sagen, dass das viel besser geworden ist, seit meiner Jugend. Heute sind es vor allem alte Frauen, die hemmungslos starren und lästern. Ich trage Kleidergröße 52, bin also deutlich dick, aber keine „Sensation aus dem Panoptikum“, das muss ich dazu sagen. Nicht, dass es wesentlich schwerere Menschen irgendwie verdient hätten.

Ich sage das nur, damit Menschen nachdenken, wie es wohl ist, optisch aus dem Rahmen zu fallen, weil um so größer die Abweichung von der Norm ist, um so größer ist das Interesse. Das kenne ich selbst, durch stark schwankendes Gewicht – da kann ein Badenachmittag mit Kind am Baggersee leicht zum Spießrutenlauf werden.

In einer Welt, wo Du ALLES sein kannst, sei einfach nett.

Ich nehme mich da übrigens selbst nicht aus. Auch ich mache mal Schubladen auf oder zu. Auch ich habe manchmal Vorurteile. „Huh, was trägt sie denn? Oh, die Haare!“ Ja, das kenne ich auch. Aber es wird im Alter besser – viel weniger. Ich habe viel gelernt, vor allem Demut. Deshalb die Frage an dich: Was können wir alle deiner Meinung nach tun, damit wir im Hirn eben nicht mehr die alten Gedankenschubladen auf und zureißen, sondern eben leben und leben lassen. Mehr noch: verstehen. Und uns gegenseitig wertschätzen…?

Mein Lieblingssatz zu dieser zwischenmenschlichen Sache ist:

Lasst uns Freundlichkeit sähen!

Wenn wir im Kopf diese Schubladen haben, ist das doch völlig egal. Aber ein Lächeln oder ein „Hallo“ mit einem freundlichen Blick ist doch immer möglich. Ich glaube: so säht man Freundlichkeit in die Welt.

Stop Bodyshaming. Ja, bitte. Die Juramama Nina Strassner hat sich hier auf MutterKutter grad dazu geäußert. Es ist ja echt so: Ob dick, ob dünn, ob normal, ob…keine Ahnung was. Viele Frauen – mich eingenommen – finden irgendetwas an ihrem Körper, das sie nicht mögen. Was glaubst du: Wie schaffen wir es, alte Gefühlsmuster hinter uns zu lassen und anderen, die labern – wie bei dir – den, sorry, verbalen Mittelfinger zu zeigen?

Der Anlass für meinen Artikel fällt mir da ein. Ich war im Schwimmbad und habe mitbekommen, wie eine andere runde Lady das Opfer von lautstark lästernden Jungs geworden ist. Da habe ich meinen Astralkörper aus dem Wasser geschwungen und die beiden gefragt, ob das echt nötig ist. Und erklärt, dass wir Dicken recht gut wissen, dass wir dick sind und uns das niemand sagen muss. Die waren baff.

SAGT NEIN!
dick Anke Brinkmann
Foto: Anke Brinkmann

Wenn gelästert wird über Äußerlichkeiten, macht nicht mit. Sagt nein. Wenn ihr fühlt, das jemand sich nicht wohl fühlt, lächelt ihr und sagt „hallo“ oder „man ist das heute ein schräger Tag“. An der Kasse, in der UBahn, im Schwimmbad. Das Schlimmste, was euch begegnet, ist ein Mensch, der euch links liegen lässt. Das beste ist ein Fünkchen Freundlichkeit, die weiter getragen wird.


Hier findest du weitere MutterKutter-Artikel von Anke:

Anke über ihr spätes Mutterglück

Anke über ihre mütterliche Doppelmoral

Anke ist nicht nur die Herausgeberin von Muttiglück – sie hat auch die Seite Mutti spielt ins Leben gerufen! Eine tolle Frau! Mit Wumms! Herz! Scharfer Zunge! Und einem repektvollen Blick auf uns Menschen!

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