Stillen: so startest du mit deinem Baby ganz entspannt!
Die Stillberaterin und Influencerin Franziska-Beatrice Fiedler mit einer 1. Still-Hilfe für dich. Autorinnen: Kerstin Lüking & Dorothee Dahinden
Du möchtest gerne Stillen und fragst dich, wie ein guter Start gelingen kann? Hier bekommst du viele hilfreiche Tipps von einer Stillberaterin.
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Probleme mit dem Stillen: „Verzweifelte Anrufe aus der Wöchnerinnenstation sind keine Seltenheit.“
Franziska-Beatrice Fiedler, Stillberaterin und Influencerin
Du bist von Hause aus eigentlich Rechtsanwältin. Was hat dich dazu bewogen, dich zur Stillberaterin ausbilden zu lassen?
Unter anderem war das meine eigene Stillgeschichte. Ich hatte beim Start mit meiner ersten Tochter quasi jedes Stillproblem, das es gibt, und konnte nur mit Hilfe einer Stillberaterin unsere Stillbeziehung retten. Bei der Suche nach Hilfe habe ich damals festgestellt, wie schwierig es war, eine kompetente Beratung und Begleitung zu finden. Das Stillen wurde mit der Zeit zu einem Herzensthema und ich war motiviert, daran mitzuwirken, die Lücke an guter Beratung zu schließen.
Ich habe durch eine Freundin überhaupt erst erfahren, dass es Stillberaterinnen gibt.
Wie oft werden Deine Dienste in Anspruch genommen? Hast Du das Gefühl, dass die Beratungen immer mehr zunehmen? Was meinst Du, könnten die Gründe dafür sein?
Ich habe durchschnittlich ca. 5-10 Beratungen pro Woche und ja, Tendenz steigend. Ich glaube, das liegt unter anderem daran, dass es mittlerweile populärer wird, dass es so etwas wie Stillberatung überhaupt gibt. Ich wusste das 2017 gar nicht! Ich dachte damals, als ich zum ersten Mal schwanger war, dass das Stillen quasi als Selbstläufer schon irgendwie klappen werde.
Ich wurde von meiner Hebamme nicht ernst genommen.
Als das Baby dann auf der Welt war und es doch nicht funktionierte, war ich so überfordert und verzweifelt, dass ich auch keinen Nerv hatte, großartig zu recherchieren. Da war ein kleines Menschlein, das ich versorgen musste und nicht konnte. Schrecklich! Mit meiner Hebamme hatte ich leider Pech, sie hat mich nicht ernst genommen und recht schnell dazu geraten, abzustillen. Das waren schwere Tage. Nur, weil eine Freundin mir nicht nur sagte, dass es Stillberaterinnen gibt, sondern mir sogar eine Nummer raussuchte und befahl: „Ruf da an!“, konnte ich diesen Weg dann einschlagen und habe meine große Tochter im Endeffekt über drei Jahre lang gestillt. Hätte ich in der Schwangerschaft schon gewusst, dass das Stillen a) kein Selbstläufer ist, b) erlernt werden muss und c) auch professionelle Hilfe existiert, wäre das alles bestimmt einfacher gewesen.
Stillen wird dank Influencerinnen „normaler“!
Ein weiterer Aspekt, warum die Nachfrage steigt, ist glaube ich, dass das Stillen an sich wieder mehr ins öffentliche Interesse gerät. Ein paar größere Influencer helfen dabei mit, das Stillen an sich wieder „normaler“ zu machen. Es gibt im Grunde ja nichts normaleres als sein Baby zu stillen. Und da Babys nunmal auch gestillt werden möchten, wenn man gerade nicht zu Hause ist, sollte es heutzutage eigentlich keine öffentliche Aufmerksamkeit mehr erregen, wenn eine Frau ihr Baby im öffentlichen Raum stillt. Ich bemerke eine positive Veränderung im allgemeinen Denken dahingehend. #normalizebreastfeeding ist inzwischen ein viel genutzter Hashtag, der dabei hilft, das Stillen so zu sehen wie es ist: Normal.
Und um zurück zur Frage zu kommen: Ich glaube, das alles führt dazu, dass wir mehr Nachfragen nach professioneller Beratung haben, da mehr Frauen gerne stillen möchten, viel über das Thema wissen möchten und viele auch einfach selbstbestimmt eine informierte Entscheidung treffen wollen, ob und wie lange sie stillen.
„Weniger Besuch und weniger „Ausflüge“ in der ersten Zeit sind auf jeden Fall stillfördernd.“
Hattest du in Zusammenhang mit Corona eine größere Nachfrage an Stillberatungen, weil vielleicht viele Hebammen ihre Hausbesuche eingeschränkt haben? Oder war genau das Gegenteil zu beobachten? Ich persönlich hatte den Eindruck, dass viele Frauen weniger Probleme hatten. Durch Corona sind doch viele störende Besuche im Wochenbett weggefallen, die sonst massiv die Frauen stressen und gerne mal zum Milchstau führen. Kannst du das bestätigen?
Ich ersetze nicht die Begleitung durch eine Hebamme, insofern hat die Steigerung der Nachfrage damit – glaube ich – nichts zu tun. Aber ich kann deinen Eindruck aus „Mamasicht“ bestätigen: Ich selbst habe Anfang Mai mein zweites Baby bekommen und fand, dass der Klinikaufenthalt ohne Besucher und durch das Wegfallen unnötiger Termine deutlich angenehmer war als beim ersten Mal. Es werden insgesamt auch weniger Stillprobleme bei Neu-Mamas registriert, auch da stimmt dein Eindruck. Das kann man durchaus darauf zurückführen, dass Mütter und Babys momentan mehr Zeit alleine haben und sich in Ruhe kennenlernen können. Generell ist es schon so: Weniger Besuch und weniger „Ausflüge“ in der ersten Zeit sind auf jeden Fall stillfördernd. Der berüchtigte Milchstau ist tatsächlich meistens auf Stress durch Besuch o.ä. zurückzuführen, da kann ich dich bestätigen.
Stillen und Wochenbett: „Für Wochenbettbesuche sollte es eine Art „Regelwerk“ geben.“
Und für einen Milchstau braucht es gar nicht viel: Ein paar Stunden Kaffeekränzchen mit Oma Trude und das Stillen vergessen, oder ein vom Verwandtschaftstrubel erschöpftes Baby, das sich dann ungewöhnlich lange nicht von selbst meldet, genügen oft schon. Ich will gar nichts dagegen sagen, dass die Verwandten und Freunde den neuen Erdenbürger begrüßen möchten, aber für Wochenbettbesuche sollte es eine Art „Regelwerk“ geben.
Zum Thema Milchstau kursieren haarsträubende Falschinformationen.
Ich habe auf Instagram mal einen Beitrag dazu gemacht, der ganz gut ankam. Ein Milchstau ist eine unangenehme Sache, die über 50% der stillenden Mütter mindestens ein mal trifft. Viele Frauen berichten, dass sie sich schlagartig richtig krank fühlen, wie bei einer Grippe. Meine ersten „Anweisungen“, die ich dann gebe, sind: Bettruhe und viel Stillen. Da ich aber so oft diese Anrufe erhalten habe, die dann ja auch wirklich nicht warten können, habe ich ein eBook zur Selbsthilfe bei einem Milchstau geschrieben, das einen konkreten Behandlungsplan enthält und erklärt, was ein Milchstau überhaupt ist, wie man ihn wieder los wird und wie er möglichst nicht wieder kommt, und wann man doch lieber zum Arzt gehen sollte. Das eBook wird sehr oft am Wochenende und nachts heruntergeladen, wenn die Mamas die Hilfe akut brauchen. Ich bin froh, auch so helfen zu können, denn über den Milchstau kursieren – wie fast zu jedem Stillthema – echt haarsträubende Falschinformationen.
Stillen mit Stillhütchen: „Die meisten Frauen würden keine Brusthütchen brauchen.“
Viele Frauen beschäftigt das Thema „Stillhütchen“. So auch unsere Doro, die sich heute noch fragt, ob das wohl hätte sein müssen, und ob das der Startschuss für ihre Anfangsprobleme war. Wie oft erlebst du den „schnellen Griff“ zum Hütchen? Wann macht der Einsatz deiner Meinung nach Sinn und wann nicht?
Stillhütchen/Brusthütchen sind ein medizinisches Hilfsmittel und können in bestimmten Situationen (!) hilfreich sein. Wenn sie aber nicht wirklich nötig sind und/oder falsch angewandt werden, können sie tatsächlich mehr schaden als nützen. Sie können – sie sind ja künstliche Sauger aus Silikon – zu einer Saugverwirrung führen und bilden eine Barriere zwischen Mutter und Kind, die zum Beispiel die „Botenstoffe“ aus dem Speichel des Kindes blockiert. Beim Stillen erfährt der Körper der Mutter durch den direkten Hautkontakt nämlich im Normalfall, ob das Kind krank ist, womit sein Immunsystem gerade kämpft, und würde dann die passenden Antikörper in die Muttermilch schicken (ein Wahnsinn, was die Natur da kann!) – dieser Mechanismus wird durch die Hütchen beispielsweise gehemmt. Insofern sollte man schon abwägen, wann man die Hütchen anwendet und wann nicht.
Stillen mit Hütchen: es gibt eine Faustregel für Brusthütchen.
Die meisten Frauen würden keine Brusthütchen brauchen. Sie werden jedoch sehr häufig vorschnell eingesetzt, ohne dass Mutter und Kind je die Chance hatten, das Stillen ohne Hütchen überhaupt auszuprobieren. Ich habe Fälle erlebt, da wurden die Hütchen sogar schon im Kreißsaal angeboten, womöglich nach einem kurzen Blick auf die Brust und der Bemerkung, das sehe so aus, als klappe das Stillen mit Hütchen besser. So geht das jedenfalls nicht und die Faustregel zu Brusthütchen lautet: Im Kreißsaal niemals und danach nur nach eindeutiger Diagnose und auch nicht als erstes Mittel, sondern nach Ausprobieren anderer „Tricks“.
Ist das Problem beispielsweise, dass das Baby die Brust nicht fassen kann, findet man zunächst heraus, wieso:
♥ Ist die Brust zu prall, so entleert man sie vor dem Stillen ein wenig und versucht es dann noch einmal.
♥ Ist die Brustwarze zu flach, kann man versuchen, sie mit einem kalten Waschlappen hervortreten zu lassen.
♥ Soll der Grund für ein Hütchen eine wunde Brustwarze sein, sollte man erst daran arbeiten, den Grund für das Wundsein herauszufinden und das Hütchen nur als Übergangslösung verwenden.
♥ Wenn ein Kind eine Saugverwirrung durch einen Schnuller oder eine Flasche hat, kann ein Hütchen übergangsweise tatsächlich helfen, um das Baby zurück zur Brust zu locken.
♥ Anders herum kann ein Hütchen auch zu einer Saugverwirrung führen – daher ist wirklich im Einzelfall genau abzuwägen, wie man eine Situation löst.
Stillprobleme: „Verzweifelte Anrufe aus der Wöchnerinnenstation sind keine Seltenheit.“
Was empfiehlst du den Frauen, wenn sie sich in der Klinik nicht einheitlich beraten werden? Du kennst bestimmt aus deiner täglichen Praxis die Aussagen der Frauen, dass die eine Schwester das so gesagt und die andere das ganz anders gesagt und die Hebamme alles noch mal alles ganz anders erklärt hat! Die Frauen stehen ja immer zwischen „Baum und Borke“ und sind sehr verunsichert. Was wäre vielleicht auch dein Tipp bzw. dein Wunsch an eine Wöchnerinnen-Station?
Das ist wirklich ein Problem. Verzweifelte Anrufe aus der Wöchnerinnenstation sind keine Seltenheit. Es ist absolut verständlich, dass man als Frau verunsichert ist: Man hat gerade die Geburt hinter sich gebracht, ist psychisch und hormonell völlig „im Nebel“, hat ein Neugeborenes im Arm, das gefüttert werden möchte und von drei Personen prasseln drei verschiedene Meinungen bzw. „Anweisungen“ auf einen ein.
Es wird auch Druck aufgebaut, wo keiner nötig wäre.
Sogar äußerst übergriffiges Verhalten beobachte ich immer wieder – der Kopf des Babys und die Brust werden von fremden Händen gepackt und zueinander geführt. Das geht wirklich überhaupt nicht, in der Stillberatung fasst man Brust und Baby grundsätzlich nicht an. Auch die berühmte „Stillprobe“ (Baby wiegen, stillen, Baby wiegen) macht aus meiner Sicht fast nie Sinn: Meist werden Mutter und Kind überrumpelt, vielleicht ist das Baby gerade satt, vielleicht hat der Milcheinschuss noch nicht stattgefunden… es wird hier Druck aufgebaut, wo keiner nötig wäre.
„Finger weg und Klappe halten!“
Wünschenswert wäre, dass man Mutter und Kind – sofern medizinisch nichts dagegen spricht – nach der Geburt erst einmal in Ruhe lässt, und zwar viele Stunden.
In meinem Ausbildungsbuch (Reich-Schottky, Utta; Rouw, Elien: Stillen und Stillprobleme, Hrsg: AFS, 4. Auflage 2010) steht: „Intellektuelle Ansprache und Erläuterungen vermeiden. Mutter und Kind befinden sich nach der Geburt in einem hormonellen und psychischen Ausnahmezustand. Sachinformationen und Erklärungen reißen die Mutter aus der instinktiven Kontaktaufnahme mit ihrem Neugeborenen heraus.“ Ich habe mir daneben kommentiert: „Finger weg und Klappe halten“.
Wie wäre es mit einem Stillvorbereitungskurs?
Was sind deine drei ultimativen Tipps für die Frau, wie ein richtig guter Start in die Stillzeit gelingen kann? Dazu hätten wir natürlich gerne auch Tipps zur Lagerung von Mutter und Kind beim Stillen. Worauf muss die Mutter achten?
Hier schließt sich die Antwort genau an die Antwort an die vorherige Frage an: Für einen guten Start in die Stillzeit ist meines Erachtens eine gute Vorbereitung wichtig. Man sollte wissen, was auf einen zukommen kann, wie die ersten Stunden und Tage ablaufen werden und wogegen man sich wehren sollte. Ich erkenne derzeit eine Entwicklung dahingehend, dass das immer mehr Frauen bewusst wird: In einen Geburtsvorbereitungskurs zu gehen, ist Standard, aber einen Stillvorbereitungskurs zu machen, ist eher neu. Aber sinnvoll. Ich bin zwar wirklich kein Fan von Aussagen wie „Der Stillstart ist entscheidend“, denn diese Aussagen verunsichern direkt wieder die Frauen, die dann einen schwierigen Start haben. Dennoch ist es einfach gut, vorher (!) zu wissen, was einen nach der Geburt erwartet, worauf man bei sich und dem Baby achten kann, was die „Basics“ über das Stillen sind und wie man sich auch gegen falsche Ratschläge, übergriffiges Verhalten und verwirrendes Einmischen wehren kann. Körperlich kann man sich übrigens auf die Stillzeit nicht vorbereiten. Die Brust benötigt keine „Abhärtung“ oder sonstiges während der Schwangerschaft.
Darum helfen Kuscheln und Entspannung!
Wenn das Baby auf der Welt ist, geschehen im Körper der Mutter hormonell große Veränderungen. Viel ungestörter Hautkontakt mit dem Baby hilft hier enorm: Für einen guten Stillstart benötigt der Körper Oxytocin, das Glücks- oder auch Kuschelhormon, und das wird beim Hautkontakt mit dem eigenen Baby natürlich in großen Mengen ausgeschüttet. Cortisol, das Stresshormon, kann das Stillen übrigens stören und den Milchspendereflex hemmen. Es ist daher doppelt und dreifach wichtig, dass frische Mütter nicht gestresst werden.
Stillen – drei Tipps für den Start:
♥ Vorbereitet sein, sich ganz stark auf sich und das Baby konzentrieren, die Zuversicht haben, dass es klappt.
♥ Zur Lagerung: Das Stillen soll bequem sein, für beide. Man befindet sich ja doch einige Zeit am Tag in der Stillposition, daher ist eine unbequeme Haltung auf Dauer ungünstig.
♥ Mein Tipp ist ein Nackenkissen, das man auch für Reisen nutzen kann. So kann man im Sitzen in der klassischen Wiegehaltung auch nachts bequem stillen. Im Liegen stillen manche Babys gerne, manche nicht.
Hier eignet sich übrigens das Mini Still-Kissen von Rotho Babydesign auch sehr gut. Weitere Infos dazu findest du unten.
Insgesamt lässt sich sagen: Lernt euch kennen, testet verschiedene Positionen und findet heraus, was euch beiden gefällt.
Stillberaterin statt Internet-Recherche!
Bei manchen klappt es mit dem Stillen sofort, bei anderen dauert es ein bisschen, bis sich Mama und Kind eingegroovt haben. Wie wichtig ist Geduld? Was macht Stress mit einer Mutter?
Fürs Stillen brauchen wir wie gesagt hormonell gesehen unter anderem Prolaktin und Oxytocin. Stress kann die Ausschüttung von Oxytocin hemmen oder blockieren, was dann Auswirkungen auf das Stillen hat. In extremen Stress-, Schock- oder Trauersituationen kann der Milchspendereflex sogar regelrecht blockiert sein. Es ist natürlich automatisch eine Stressituation, wenn das Stillen in den ersten Tagen nicht so funktioniert, wie man es sich gewünscht hat. Man möchte als Neumama alles richtig machen, das Baby muss ernährt werden, man hat mit seinem eigenen Körper anfangs ja auch noch zu tun… das führt zu Stress und der wiederum hemmt gegebenenfalls die benötigte Hormonausschüttung – das ist dann manchmal ein Teufelskreis. Hier braucht man einfühlsame und kompetente Begleitung und möglichst wenig widersprüchliche Informationen. Ich empfehle daher immer zunächst, lieber nicht selbst im Internet nach Lösungen für sein eigenes Stillproblem zu suchen, sondern sich an eine Stillberaterin zu wenden.
Es braucht Liebe, Zeit und Geduld!
In den Beratungen erlebe ich immer wieder, dass die Frauen jemanden brauchen, der „das Ruder in die Hand nimmt“ und ihnen sagt, was gemacht werden soll. Dafür braucht es Fingerspitzengefühl. Wenn man dann einen geeigneten Weg für das entsprechende Stillpärchen (also Mutter und Kind) gefunden hat, ist Geduld schon sinnvoll. Manche Maßnahmen brauchen einfach etwas Zeit und auch das Baby darf ein wenig Zeit bekommen, um auf der Welt „anzukommen“ und die Brust kennezulernen. Es wird dann auch individuell besprochen, wie lange die Mutter noch Geduld aufbringen kann und möchte.
Ich begleite als Stillberaterin – auch dann, wenn Mütter sich entscheiden, nicht oder nicht voll zu stillen.
Allerdings ist es auch – und es ist vielleicht ungewohnt, dass ich das als Stillberaterin sage – ein gangbarer Weg, eben nicht (voll) zu stillen, wenn man nicht (voll) stillen kann oder möchte. Ich habe als Stillberaterin die Aufgabe, das Stillen zu fördern. Das verstehe ich so, dass ich der Mutter die Informationen und die Begleitung gebe, die sie für ihre eigene, individuelle Entscheidung benötigt. Ist diese individuelle Entscheidung dann, nicht oder nicht voll zu stillen, so urteile ich darüber nicht, sondern begleite auch diesen Weg. Andere Mütter möchten unbedingt stillen und es klappt einfach nicht – dann ist es meine Aufgabe, sie in ihrer Trauer um die gewünschte Stillbeziehung zu begleiten und ihnen klar zu machen, dass sie dennoch eine tolle Mama sind und – wenn gewünscht – wie sie ihr Baby möglichst „stillnah“ füttern können. Es sind viele unterschiedliche Facetten, die eine Beratung einschlagen kann, und viele Wege, die man bis zum richtigen „Eingrooven“ nehmen kann.
So erkennst du, ob dein Baby richtig angedockt hat.
Wie lege ich denn mein Baby richtig an?
An diesen Anzeichen erkennt man, dass das Baby korrekt an der Brust angedockt hat:
Das Stillen tut – bis auf einen möglichen kurzen Ansaugschmerz in der Anfangszeit – nicht weh, das Baby liegt eng an der Mutter, Bauch an Bauch, das Baby „schaut nach oben“, das heißt: es streckt das Kinn leicht hoch, der Mund des Babys ist weit geöffnet, das Baby hat viel Brust im Mund (nicht nur die Brustwarze, sondern auch Gewebe des Vorhofes), die Lippen des Babys sind nach außen gestülpt, die Zunge des Babys liegt unter der Brustwarze, das Kinn des Babys liegt direkt an der Brust an (Nase ggf. auch),
das Baby baut zum Saugen ein Vakuum auf, das Baby schluckt sicht- und hörbar.
So erkennst du, ob dein Baby „gut“ versorgt ist:
Und woher weiß ich nach der Geburt, dass mein Baby „gut“ versorgt ist?
In der Anfangszeit sind Anhaltspunkte dafür, dass die Milch reicht: Das Neugeborene nimmt ab dem 3. Lebenstag nicht weiter ab, die Gewichtsabnahme bleibt unter 10%, das Baby hat am 10.-14. Tag sein Geburtsgewicht wieder erreicht, ab dem 4. Tag hat es mind. 3x täglich Stuhlgang, am 5. Tag ist der Stuhl gelb und sämig, das Baby stillt mind. 8-12 mal in 24 Stunden, das Baby saugt korrekt und schluckt sicht- und hörbar beim Stillen.
Stillen: dann kommt in der Regel der Milcheinschuss!
Vom Kolostrum zum Milcheinschuss – wie lange dauert es in der Regel, bis die Milch einschießt und das Baby auch mal drei Stunden am Stück satt und zufrieden schläft?
Moment, die Frage suggeriert, dass die Milch am Anfang auf jeden Fall nicht reicht. Dem ist nicht so. Der Magen eines Neugeborenen ist ungefähr so groß wie eine Kirsche und fasst nur ca. 5-7ml. Dem Neugeborenen reicht also das Kolostrum, welches in kleinen Mengen vorhanden ist, absolut aus. An Tag 10 ist der Magen ungefähr so groß wie ein Hühnerei und fasst ca. 45-60ml. Das Baby wird also von kleinen Mengen schon satt, die Milchmenge steigert sich im Idealfall mit dem Bedarf des Babys. Rechnet man, dass das Baby pro 24h 8-12 mal stillt (so sollte es sein), so kommen wir an Tag 10 ja schon auf über 700ml Muttermilch.
Und „satt“ hat auch nicht unbedingt etwas mit „müde“ zu tun. Das Baby schläft, wenn es müde ist. Zu planen, dass man eine bestimmte Menge an Milch ins Baby füllt, damit es dann 3h zufrieden schläft, weckt eine Erwartungshaltung, die das Baby im Zweifel nicht erfüllt und führt daher zu Frust. Es kann ja auch sein, dass das Baby satt und glücklich, aber wach ist. Ist doch auch schön. Aber um die ursprüngliche Frage zu beantworten: Der sog. Milcheinschuss kommt in der Regel am 2.-10. Tag nach der Geburt, bei Kaiserschnitt ist es auch später noch normal.
Cluster-Feeding: für dich einfach erklärt!
Erkläre doch bitte den Begriff „Cluster-Feeding“! Was muss sich eine Mutter darunter vorstellen und was ist der Sinn dahinter?
Wir empfehlen ja grundsätzlich immer das Stillen nach Bedarf, das heißt, das Baby darf stillen, wann immer und so lange es möchte. Das Wort „Clusterfeeding“ kommt aus dem Englischen und bedeutet so viel wie Anhäufung oder Ballung. Fast alle Familien durchleben Phasen von Clusterfeeding im Laufe der Stillzeit. Manchmal sind es ein paar aufeinanderfolgende Tage, an denen das Baby gefühlt dauerhaft an die Brust möchte. Oft sind es auch bestimmte Tageszeiten, zu denen „dauergestillt“ wird, meist ist dies der frühe Morgen oder der frühe Abend. Das „Clustern“ ist ein ganz normales und sinnvolles Verhalten. Das Baby regt mit dem häufigen Trinken einerseits die Milchbildung in der Brust an und erhält während des Clusterfeedings viele Nährstoffe.
Du kannst das Clusterfeeding nutzen, um selbst zu entspannen.
Bei Wachstumsschüben kann es vorkommen, dass das Baby clustert und so der Brust mitteilt, dass es ab sofort bitte ein bisschen mehr Milch benötigt. Andererseits beruhigen das Nuckeln an der Brust und die Nähe zur Mama nach bzw. vor einem langen Tag das Baby und „laden den Akku“ des Babys buchstäblich auf. Am besten, man macht es sich möglichst bequem und genießt selbst diese Phasen als Pause vom Alltag. Mütter können sich Wasser und gesunde Snacks bereitstellen (lassen) und so ihrerseits das Clusterfeeding nutzen, um zu entspannen. Die Kuschelzeit mit dem Baby darf von allen genossen werden. Clustern ist übrigens kein Zeichen dafür, dass die Mutter zu wenig Milch produziert. Und auch „abgewöhnen“ kann und soll man es nicht. Später, wenn das Baby älter ist und man merkt, dass es statt zu trinken stundenlang nur nuckelt und dies die Mama stört, kann man individuell darüber nachdenken, wie man das umgewöhnen kann.
Stillen und Essen: es kursieren wilde Gerüchte, sagt die Stillberaterin Franziska.
Es gibt Studien die belegen, dass Frauen in der Stillzeit alles essen dürfen, weil nichts davon Blähungen beim Kind verursacht. Siehst Du das auch so, oder hast Du andere Beobachtungen gemacht? Hast du vielleicht noch 2 Geheimtipps gegen Blähungen?
Grundsätzlich darf eine stillende Mutter alles essen. Von der Nahrung kommen nur Spuren beim Baby an, denn Muttermilch wird aus Blut gebildet. Das klingt banal, aber man glaubt überhaupt nicht, was auch 2020 teilweise für Informationen an Mütter ausgegeben werden. Manchmal verteilen Kliniken, Hebammen und Kinderärzte Listen mit einem regelrechten Ernährungsplan für stillende Mütter. Darauf viele Verbote oder auch Pflichten, was wiederum in welcher „Mindestmenge“ gegessen werden muss. Dass das das Stillen nicht gerade fördert, liegt auf der Hand, denn wer will sich nach den „Entbehrungen“ in der Schwangerschaft schon für weitere Monate oder Jahre auf solch einen Plan einlassen? Ich habe schon verschiedene dieser Pläne gesehen: Teilweise werden den Müttern Dinge wie Brot, Salat und Pizza (?!) verboten, aber sie sollen bitte einen Liter Kuhmilch pro Tag trinken. Am weitesten verbreitet sind die Annahmen, man dürfe bestimmte Lebensmittel wie Kohl, Zwiebeln, Lauch, Salat usw. oder saure Früchte wie Orangen und Zitronen nicht zu sich nehmen. Alles Quatsch.
„Es gibt keine Mindesttrink- oder -essmengen und grundsätzlich keine Verbote.“
Mein liebster Stillmythos ist übrigens, dass Mütter keine Erdbeeren essen dürfen, weil sonst die Kerne der Erdbeeren die Milchkanäle verstopfen würden. Oder dass das Baby Bauchschmerzen bekomme, wenn die Mutter etwas mit Kohlensäure trinkt. Als wäre die Brust direkt an den mütterlichen Magen angeschlossen. Völliger Humbug, kommt aber manchmal von professionellen Personen und wird dann natürlich von den Müttern geglaubt. Nein. Wir dürfen entspannen, uns zurücklehnen und als Faustregel nehmen:
Stillende dürfen alles essen, sollten sich gesund, ausgewogen und vielfältig ernähren und dürfen sich auf ihr natürliches Hunger- und Durstgefühl verlassen. Es gibt keine Mindesttrink- oder -essmengen und grundsätzlich keine Verbote. Nur falls (!) man einen konkreten Verdacht hat, dass ein bestimmtes Lebensmittel Auswirkungen beim Baby zeigt – manchmal ist das zB Kuhmilcheiweiß – dann kann man das Lebensmittel konsequent für 1-2 Wochen weglassen und ausprobieren, ob der Verdacht sich bestätigt.
Alkohol, Koffein und Medikamente sind natürlich Themen für sich, aber auch hier gilt: So strikt wie in der Schwangerschaft ist das alles nicht mehr. Für Medikamente empfiehlt sich ein Blick auf embryotox.de: Die Berliner Charité unterhält eine große, unabhängige Datenbank, mittels derer man recherchieren kann, ob ein bestimmtes Medikament in Schwangerschaft und Stillzeit eingenommen werden darf. Ärzte dürfen sich übrigens dort informieren, wenn sie eine stillende Patientin haben.
Dein Baby hat Bauchschmerzen? Gehe doch gerne auf Ursachensuche.
Gegen Babys Bauchschmerzen habe ich den ultimativen Tipp, erst einmal auf Ursachensuche zu gehen. Manchmal gelingt das, manchmal hilft nur die symptomatische Hilfe. Ich finde aber, dass es viel zu oft vorkommt, dass man (auch Fachpersonen!) die Schmerzen bzw. das übermäßige Schreien bei Babys vorschnell als so genannte Dreimonatskoliken bezeichnet und gar nicht wirklich schaut, was noch dahinter stecken könnte.
Dazu kommt, dass ein häufig weinendes Baby die Eltern überfordern und massiv stressen kann. So kommt es zu einem Teufelskreis: Das Baby kommt aufgrund seiner (natürlichen und normalen) Unreife nicht alleine aus seiner Situation heraus. Babys brauchen Regulation von außen, also beruhigende Erwachsene, die ihnen zeigen, dass alles in Ordnung ist und sie in Sicherheit sind. Gestresste Eltern können das Baby aber schlechter coregulieren. Oft hilft es daher schon aus einer schwierigen Lage heraus, wenn Eltern Unterstützung, Entlastung und Beruhigung erfahren.
Als Ursachen für Bauchweh bei Babys kommen unter anderem in Frage:
♥ Reflux oder Infektionen (weniger als 5% der Kinder mit übermäßigem Weinen erhalten diese Diagnose)
♥ wenn von den Bezugspersonen (egal, ob in der Wohnung oder nicht! Die Schadstoffe „kleben“ noch lange an Haut und Haaren.) geraucht wird, reagieren manche Babys darauf mit Bauchschmerzen
♥ das Baby schluckt zu viel Milch bzw. es werden zu häufig die Seiten beim Stillen gewechselt, das Baby schluckt zu viel Luft beim Stillen – das kann verschiedene Ursachen haben und muss je nach Ursache gelöst werden,
♥ Unverträglichkeiten bestimmter Speisen der Mutter. Das ist ja das, was landläufig als erstes vermutet wird. „Das Baby hat Bauchweh, das liegt bestimmt an den Zwiebeln vom Mittagessen!“. So einfach ist es jedoch selten. Wie ich oben schon erklärt habe, ist eine Unverträglichkeit bestimmter Speisen statistisch eher selten die Ursache für vermehrtes Weinen bei Babys. Nur bei einem konkreten Verdacht sollte man eine Weile auf das „verdächtige“ Lebensmittel verzichten und durch Beobachten des Babys schauen, ob sich der Verdacht erhärtet.
Lässt sich keine Ursache finden, kann man folgendermaßen ansetzen:
♥ Tragen, Fliegergriff, Hautkontakt, Wange an Wange, Singen, Tanzen, Schaukeln auf Gymnastikball.
♥ Wärme: Ein warmes Bad, ein warmes Kissen, Körpernähe zu den Bezugspersonen, Bauch an Bauch.
♥ Bewegung: Mit den Beinchen des Babys auf dem Wickeltisch „Fahrrad fahren“, Bauchmassage.
♥ Sog. „Blähungshelfer“, Katheter für den Po des Babys, durch die Luft besser abgehen kann.
♥ Bäuerchen nicht vergessen.
♥ Viele der berühmten Tröpfchen und Tinkturen, die es so gibt, helfen erwiesenermaßen nicht besser als Placebos. Manchmal hilft es, wenn die Mutter Fenchel-, Anis- oder Kümmeltee trinkt.
Herzlichen Dank für das Interview, liebe Franziska!
Mehr über Franziska-Beatrice Fiedler erfährst du hier:
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Werbung* Die Stillkissen von unserem Kooperationspartner Rotho Babydesign gibt es in zwei verschiedenen Größen. Das große Kissen ist besonders schön, weil du dich schon in deiner Schwangerschaft gut darauf lagern kannst. Dazu ist es eine komfortable Still- und Lagerungshilfe nach der Geburt deines Babys. Die kleine Variante finden wir sehr praktisch, weil du sie einfach überhall mit hinnehmen kannst. Uns haben übrigens nicht nur die Kissen im Handling, sondern auch ihr hübsches Design überzeugt!
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