Erziehung

Streit unter Kleinkindern: „Meins!“, „Nein! Meins!“ ist normal!

Erfolgsbloggerin & Bestsellerautorin Danielle Graf mit Fachwissen zum Thema!

von
Dorothee Dahinden

Streit unter Kleinkindern: Hilfe, mein Kind streitet sich plötzlich ständig mit seiner besten Freundin bzw. Freund. Und jetzt?

Ist das normal? Was können wir tun? Warum gibt es ständig Streit? Wieso müssen sie sich immer genau um das Spielzeug „kloppen“, dass der bzw. die andere grad in der Hand hat? Antworten gibt es von unserer Gastautorin Danielle Graf. Sie ist eine der beiden Frauen hinter dem erfolgreichen Blog „Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn„, dazu SPIEGEL-Bestsellerautorin und Podcasterin.

Dieses Interview haben wir mit Danielle 2017 geführt. In einer Phase, in der sich unsere befreundeten Kids ständig gestritten haben.


Streit unter Kleinkindern: „Meins!“ bedeutet nicht „Das gehört mir!“

Liebe Danielle, unsere Kids kennen sich förmlich aus den Bäuchen und sind beste Freund*innen. Bis vor ein paar Wochen haben wir noch gesagt: Super, wie entspannt ist es denn jetzt? Wir können Kaffee trinken und unsere Zweijährigen spielen richtig cool zusammen. Doch plötzlich ist es oft schon nach 5 Minuten vorbei mit der Idylle. Die beiden streiten sich. Und wie. Um ein Spielzeug oder die Schaukel, um ein Buch etc. Es gibt Geschrei. Und wir sind mitten drin. Inwiefern kommt dir das bekannt vor?

Einschlafbegleitung Streit unter Kleinkindern
Credit: Danielle Graf

Eigentlich ist es eher ungewöhnlich, wenn Zweijährige richtig ausdauernd miteinander spielen. Häufiger spielen Kinder in dem Alter nebeneinander her und interessieren sich noch nicht so sehr für andere Kinder.

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Das kommt in der Regel erst mit etwa drei Jahren. Unabhängig davon ist es vollkommen normal, wenn Kinder sich ständig streiten – das Spielzeug des anderen Kindes ist grundsätzlich interessanter als das eigene.

Wir müssen das Verhalten unserer Kinder moderieren!

In dieser Phase lernen Kinder ja erst die Anfänge des sozialen Miteinanders kennen. Wir müssen ihnen jetzt zeigen, welches Verhalten gesellschaftlich akzeptabel ist und welches nicht. Dass Hauen dem anderen weh tut, verstehen sie kognitiv erst mit dem Meilenstein des Perspektivenwechsels. Bis dahin müssen wir ihr Verhalten moderieren.

Streit unter Kleinkindern: Wir sollten Alternativen zu dem Wort „nicht“ anbieten.

Wenn Kinder also hauen, beißen oder kratzen, dann müssen wir deutlich „Stop“ sagen. „Das macht man nicht“ dazu zu sagen – das ist leider nicht sehr hilfreich, weil Kinder schwache Worte heraus filtern und das „nicht“ wiederum nicht verstehen. Daher ist es besser, Alternativen anzubieten.

Es ist eine sehr anstrengende Zeit und ich fürchte, ich muss etwas desillusionieren: Streitigkeiten werden ab jetzt fest zum Alltag gehören. Kinder müssen sich ausprobieren und sie lernen vor allem durch Aktion und Reaktion.

Was als Erwachsener komisch wirkt: Der Streit dreht sich oft um ein Teil, mit dem unsere Kinder jeweils eine gefühlte Ewigkeit nicht gespielt haben bzw., was vorher so gar nicht im Fokus war. Sobald ein Kind das Eigentum des jeweils anderen Kindes in der Hand hat, hören wir gerne mal: „Meeeeins.“ „Nein. Meeeins!“

Wie normal ist das in dem Alter? Und inwiefern verstehen  denn schon Kleinkinder, was „meins“ und „deins“ ist?

Einen Begriff von Besitz haben sie noch nicht wirklich. Meins bedeutet nicht, „Das gehört mir!“, sondern vielmehr: „Das will ich haben!“ Deswegen sind auch oft fremde Spielzeuge „Meins!“

Erst mit dem Perspektivenwechsel können sie zwischen „mein“ und „dein“ unterscheiden.

„Meins – deins“ – wie wichtig ist das für den Entwicklungsprozess?

Mit etwa 18 Monaten beginnen Kinder, ihren Besitz zu verteidigen. Die Fähigkeit zwischen „mein“ und „dein“ zu unterscheiden ist ebenfalls mit den Meilenstein der Perspektivübernahme verknüpft.

Erst wenn ein Kind erkennt, dass ein anderes Kind etwas anderes denken und fühlen kann, als es selbt, versteht es, dass es einen Gegenstand als sein Eigentum betrachtet.

Ich, Doro, höre mich dann ständig sagen: „Schätzchen, kommt, teile doch. Bei deinem Freund darfst du doch auch mit seinem Bagger oder der Bohrmaschine spielen.“ Dabei rutsche ich dann auch gerne in einen inneren Dialog: „Oh Gott, wird mein Kind das Teilen auch lernen? Was soll denn das?“ Und dann finde ich mich bescheuert und denke: Mein Kind ist doch erst 2. Erwarte ich zu viel? Was bedeutet das Wort „teilen“ überhaupt für ein Kleinkind?

Zwischen Kindern besteht oft ein natürliches Konkurrenzverhalten. Früher haben Kinder ja in größeren Familien und Rudeln gelebt – hier überlebte am Zuverlässigsten der, der am meisten Besitz und Ressourcen um sich scharrte. Andere Kinder waren dabei die größten Konkurrenten. Nicht teilen wollen und gierig sein sind daher im Grunde natürliche Verhaltensweisen.

Erst in den nächsten Jahren werden sie ein Verständnis dafür entwickeln, dass kooperative Verhaltensweisen sinnvoller sind. Aber bis dahon vergehen noch ein paar Jahre.

Auch wenn es laut wird: meistens einigen sich die Kinder!

Wie sollten wir Eltern uns denn grundsätzlich in solchen Situationen verhalten? Wir versuchen ihnen entweder zu erklären, warum das Teilen doch etwas Schönes ist oder wieso der oder die jeweils andere das Spielzeug nicht abgeben möchte. Wir sagen uns aber auch immer wieder: Am besten klären sie das direkt unter sich. Zugegeben: Irgendwann sind wir schon ein wenig unruhig, wenn es andauernd Streit gibt …

Ja – es ist anstrengend, das auszuhalten – aber tatsächlich einigen sich Kinder in den meisten Fällen ganz unproblematisch (wenn auch laut). Wenn es natürlich körperlich wird, sollten wir einschreiten.

Bezüglich des Teilens vertrete ich die Auffassung, dass man Kinder nicht zum Teilen anhalten muss und sollte. Kinder identifizieren sich sehr stark über die Dinge, die sie besitzen.

Streit unter Kleinkindern: Mit zunehmenden Alter teilen die Kinder lieber!

Wir teilen ja auch nicht die Dinge, die uns am Herzen liegen. Teilen ist altruistisches Verhalten, das man nicht anerziehen kann. Erst recht nicht, wenn Kinder noch in einem vollkommen egozentrischen Weltbild leben.

Der Wunsch zu Teilen entsteht im Laufe der moralischen Entwicklung oft ganz allein. Kinder im Alter zwischen drei und vier Jahren teilen kaum. Es gibt aber Studien, die zeigen, dass sich die Bereitschaft mit zunehmendem Alter erhöht. Bei den 5- bis 6-Jährigen teilen schon 20 %, die ihre Süßigkeiten. Im Schulalter teilen 50 % der Kinder freiwillig.

Wie seht ihr das: Sollen Kinder alles teilen oder ist es auch ihr gutes Recht zu sagen: „Nö, das rote Spielzeugmotorrad (hier der Dauerstreitpunkt No 1) ist meins, das gebe ich nicht ab.“?

Unbedingt! Kinder sollten ihren Besitz „verteidigen“ dürfen. Das ist manchmal etwas unangenehm, wenn man Besuch hat – bei uns hat sich da ein attraktives Spielzeug bewährt, das nur in solchen Fällen als Tauschobjekt eingesetzt wird, so haben dann beide Kinder ein tolles Spielzeug. Interessanterweise fangen sie dann oft an zu verhandeln oder gemeinsam zu spielen.

Hast du zufällig noch ähnliche Beispiele eurer Leser, die euch erreicht haben?

Diese Gedanken machen sich ganz viele. Wir haben hier einen Artikel über das Thema geschrieben. Viele Eltern sind erleichtert, dass das Verhalten völlig normal ist.

Es wird übrigens gelegentlich berichtet, dass der Verzicht auf Teilungsaufforderungen dazu führte, dass die Großzügigkeit erkennbar stieg. Denn zu sagen „Nun teil doch mal!“ führt oft zu einer noch verbisserenen Verteidigung.

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♥ Gemeinsam mit Danielle Graf haben wir auch eine Podcast-Folge aufgenommen (Eigenwerbung*) – Thema: „Geschwister – Liebe, Zoff und Eifersucht!“ (nicht nur bei Apple, sondern auf allen gängigen Podcast-Kanälen):Streit unter Kleinkindern Brustentzündung


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