Inkontinenz nach Geburt: „Ich bin nicht mehr ganz dicht.“
Die Inkontinenz nach Geburt – immer noch ein Tabu-Thema, über das wir aufklären möchten!
Inkontinenz nach Geburt: Wir müssen über dieses Thema reden.
Sich vor Lachen einpissen – dieser doch eigentlich lustig gemeinte Spruch mag für die eine oder andere von uns nach der Geburt eine ganz andere Bedeutung bekommen haben. Zack. Bumms. Beckenboden. Inkontinenz. Da war doch was. Wer von uns besteht den Trampolintest in den ersten Monaten nach der Geburt ohne Malheur? Wer denkt nicht:
„Scheiße, das war doch mal anders. Hilfe, bleibt das so? Ich bin doch keine 80.“
Und selbst ich, Doro, die zwei Kaiserschnitte hatte, wobei ich bei dem einen zumindest schon in den Presswehen steckte, muss zugeben: Ein Hoch auf die Beckenbodenphysio. Die könnt ihr euch alle übrigens verschreiben lassen. Ist zwar grundsätzlich brutal langweilig, aber mit einer lustigen Expertin läuft auch das. Danke, liebe Sonni (Werbung ohne Auftrag, Sonja Rakow ist auch Teil unserer MutterKutter-Crew).
So, ich denke: Wir müssen über dieses Thema reden. Denn bevor wir uns in unseren Kammern verstecken und uns heimlich einpinkeln, uns für unsere Inkontinenz bis ins Mark schämen, lasst uns doch ein bisschen gemeinsam über unsere undichten Stellen lachen und uns gegenseitig anfeuern mit:
„WIR MÜSSEN RÜCKBILDUNGSGYMNASTIK MACHEN!“
– denn ansonsten geht es euch so wie der Autorin des folgenden Gastbeitrags. Sie möchte namentlich nicht genannt werden. Verständlich. Sie möchte euch aber ihre Geschichte ans Herz legen, damit ihr euch um euren Beckenboden kümmert.
Ist die Hose nass, macht das Leben trotzdem Spaß – oder was?
Ein anonymer Gastartikel
Wie soll ich es sagen, ich bin nicht mehr ganz dicht. Nach der Schwangerschaft hörte ich von allen Seiten von total wichtiger „Rückbildung“! Ich dachte, Rückbildung sei etwas für Frauen, die verzweifelt um den perfekten After-Baby-Body kämpfen. Ja, lacht nicht so laut, das dachte ich. Da mein Before-Baby-Body schon alles andere als perfekt war, konnte das für mich keine hohe Priorität haben.
Inkontinenz nach Geburt: Die paar Tröpfchen Urin verbuchte ich unter Geburtsfolgen.
Ich war sogar zu einem Rückbildungskurs angemeldet und da ich direkt nach dem Mutterschutz wieder in die Arbeit einsteigen musste, mein Gehalt war das einzige in der Familie, war mir das doch einfach zu stressig. Rückbildungsquatsch mit 40 Stunden-Woche und Säugling. Was soll man denn noch alles machen? Die paar Tröpfchen Urin, die hier und dort aus mir entwichen, verbuchte ich unter Geburtsfolgen, die sich sicher wieder von alleine erledigten. Außerdem machte ich halbherzig ein paar Übungen in Eigenregie, regulierte das Feuchtigkeitsproblem mit Slipeinlagen. Nach 6 Monaten wurde ich langsam ungeduldig mit diesen paar Tröpfchen jeden Tag, aber war noch nicht besorgt.
Mir wurde bewusster, dass ich in die Hose pinkelte.
Dann erwischte ich ein paar Kinderviren, diese fiesen, kleinen Dinger, die dich auf einen Schlag soviel kränker machen als ein Erwachsener gewöhnt ist. Ich kotzte, nieste und hustete wie ein schwindsüchtiges Pferd und kaufte die ersten Blasenschwäche-Einlagen meines Lebens, weil ich mir natürlich bei jedem Hustenanfall in die Hose pinkelte.
Wir reden nicht mehr von ein paar Tröpfchen, wir sprechen von einem Hustenanfall im Supermarkt an der Wursttheke und einer Hose, die anschließend bis zum Knie nass war. Mir wurde von Tag zu Tag bewusster, dass ich nicht nur beim Husten, sondern auch bei normalem Räuspern oder Lachen, beim Tanzen und Hüpfen, schlicht und ganz direkt gesagt in die Hose pinkelte.
Ja, blöd gelaufen.
Mittlerweile bin ich (von ernsthaftem Husten abgesehen) relativ dicht. Mein Geheimrezept?
Ich habe doch noch ernsthaft mit Übungen für den Beckenboden begonnen.
Ich gehe in etwa alle 20 Minuten zur Toilette.
Ich sitze niemals im Schneidersitz.
Wenn ich mich räuspern muss, spanne ich vorher alle edlen Teile an, als wollte ich eine Walnuss mit meiner Vagina zerquetschen. Wenn ich erkältet bin, kaufe ich Binden, die groß genug sind, um den Abendbrottisch damit abzudecken.
Blasenschwäche ist etwas für alte Frauen.
Aber sauer bin ich. Warum sagt einem das keiner? Warum zum Geier sind nicht alle Blogseiten voll davon? Wieso war einer interessierten, intelligenten Frau wie mir diese wirklich wichtige Information über die Inkontinenz nach Geburt entgangen? Ich glaube, weil es so peinlich ist.
Blasenschwäche ist etwas für alte Frauen. Dabei stimmt das ja gar nicht. Ich für meinen Teil habe 4180 Gramm und 55 Centimeter aus mir herausgepresst. Den Kopfumfang habe ich verdrängt, aber ich sags mal so: der Kindsvater trägt Hutgröße 62. Zumindest die Frauen, die dieses Schicksal teilen, werden ihre Probleme haben.
Darum schreibe ich das hier: Mädels, geht zur Rückbildung!
Fangt so früh wie möglich an und trainiert so hart ihr könnt. Den Preis für eventuelle Motivationsschwäche bezahlt ihr sonst ein Leben lang, wie einen Immobilienkredit. Nur das in vollgepissten Hosen keiner wohnen möchte!
♥ Gemeinsam mit unserer Gynäkologin Dr. med. Judith Bildau haben wir auch eine Podcast-Folge zum Thema aufgenommen (Eigenwerbung*), Titel: „Beckenbodenschwäche – was tun bei Inkontinenz nach der Geburt?“ (HEY Familie findest du nicht nur bei Apple, sondern auf allen gängigen Podcast-Kanälen).
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