FamilienpsychologieWir müssen reden!

Lockdown & Homeschooling: Tipps für Eltern & Lehrer*innen

Diplom-Psychologin Annika Rötters mit wertvollen Impulsen für dich.

von
Annika Rötters

Lockdown & Homeschooling: Unsere Familienpsychologin Annika Rötters mit wertvollem Input für Eltern und Lehrer*innen.


Lockdown & Homeschooling – wie wir Erwachsenen (Lehrer*innen und Eltern) jetzt gemeinsam für unsere Kinder da sein können.

Gedanken aus entwicklungspsychologischer, gesundheitspsychologischer und lernpsychologischer Sicht von Diplom-Psychologin Annika Rötters.

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Foto: Michele Rötters

Die Schulen sind wieder zu. Lockdown-Verlängerung bis zum 31.01. Bereits die letzten Tage vor dem Lockdown war die Präsenzpflicht vielerorts aufgehoben. Jedoch immer mit dem Zusatz, dass „die Schulpflicht bestehen bleibt“. Neben Unsicherheit und ungute Vorahnungen über eine Wiederholung des desaströsen fast dreimonatigen Lockdowns im Frühjahr für viele Familien kommt vielerorts auch Verzweiflung auf:

Wie soll ich das schaffen? Plötzlich ab sofort wieder von zu Hause aus zu arbeiten, wo mir ohnehin schon der Kontakt zu Kolleg*inn*en für schnelle Absprachen fehlt… und dann auch noch mein(e) Kind(er) beschulen?

Lockdown & Homeschooling: Ungerechtigkeit auf allen Seiten

Das fragen sich nicht nur Eltern. Auch Lehrer*innen stehen vor der Herausforderung, (wieder) von jetzt auf gleich Konzepte vorzulegen, für die im „normalen“ Schulalltag jede rechtliche Grundlage fehlt. Dabei möglichst alle Schüler*innen abzuholen, den Bildungsstand und eventuelle Unterstützungsmöglichkeiten zu Hause zu berücksichtigen… und im Zweifelsfall darauf vorbereitet zu sein, dass einzelne Schüler*innen ohne Präsenz im Klassenraum den Stoff nicht weiter bearbeiten werden. Das führt zu großer Heterogenität in der Umsetzung – und viel erlebter Ungerechtigkeit auf allen Seiten.

Gerade jungen Lehrer*innen gelingt die Umstellung auf Plattformen wie Microsoft Teams oder Moodle scheinbar problemlos. Manche Unterrichtsfächer sind besser für digitalen Unterricht geeignet als andere. Manche Familien erleben die bereitgestellten Aufgaben als unterstützend. Ähnlich viele Familien erleben die bereitgestellten Aufgaben als erdrückend…was zu einem erhöhten Konfliktpotenzial auf allen Seiten führt.

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Lasst uns auf den Kern besinnen!

Da „hilft“ erst einmal die gemeinsame Besinnung auf das „große Warum“ – den Kern – das gemeinsame Ziel:

Das Wohl unserer Kinder.

Denn idealerweise ist das unser gemeinsamer Nenner: Eltern und Lehrer*innen wollen Kinder angemessen fördern und sie liebevoll begleiten. Schule bietet dafür einen Rahmen, der sich aktuell spontan stark verändert (hat) und möglicherweise auch (perspektivisch auf längere Zeit) nicht mehr der gleiche Rahmen sein wird, wie vor März 2020.

Ich möchte dich daher einladen, dir folgende Fragen zu stellen:

Warum ist Schule sinnvoll? Was an Schule ist sinnvoll? Warum ist DAS JETZT gut für die Kinder?

…und wenn du Lehrer*in bist:

Warum bin ich Lehrer*in geworden?

Wenn wir uns diese Fragen anschauen, merken wir recht schnell, dass im Fokus unser ALLER Leben jetzt weniger einzelne Aufgaben stehen – und mehr die große Aufgabe, auch mental gesund durch diese Zeit zu kommen. Konkrete Tipps gibt es beispielsweise auf den Seiten der deutschen Psychotherapeutenvereinigung.

Lockdown & Homeschooling: meine persönlichen Tipps

♥ Struktur

Auch, wenn es gerade wenig von außen vorgegebene Struktur gibt: eine grobe Tagesstruktur gibt der ganzen Familie Orientierung. Also stellt euch den Wecker, frühstückt gemeinsam, legt gemeinsam feste Zeiten fest, zu denen ihr gemeinsam Mahlzeiten zubereitet, esst, an Aufgaben arbeitet…

Wichtig für Eltern von Schulkindern: Berücksichtigt die Konzentrationsspannen eurer Kinder und teilt eure eigenen Aufgaben im Home Office so auf, dass ihr nicht länger „ungestört am Stück“ für einzelne Aufgaben einplant, als die Konzentrationsspanne eures Kindes beträgt. Ja, das sind bei einem Schulkind im ersten Schuljahr ca 15 Minuten am Stück (und bei Kindern auf der weiterführenden Schule maximal 45 Minuten am Stück).

einfache Signale können helfen

Familien mit zwei Erwachsenen: Überlegt, wie ihr den Tag so einteilen könnt, dass jeder von euch auch mal Zeit für die „längeren Aufgaben“ hat. Gegebenenfalls kann es sinnvoll sein, für eine bestimmte Zeit eine*n bestimmte*n Ansprechpartner*in zu definieren. Mit einfachen Signalen (Roter/grüner Punkt an der Bürotür; Kopfhöhrer = bitte nicht stören…) kann dann das Elternteil, das gerade ungestört bleiben muss, darauf aufmerksam machen.

♥ Bewegung an der frischen Luft

Wenn möglich, geht einmal am Tag raus – die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation WHO ist ein ca halbstündiger Spaziergang, bei dem ihr leicht ins Schwitzen kommt.

♥ gut Essen und Trinken

Achtet darauf, was und wann ihr esst. Eine gesunde, ausgewogene Ernährung (und ausreichend trinken) ist auch wichtig für das psychische Wohlbefinden. Für Familien: Gemeinsame Mahlzeiten sind nicht nur Gelegenheit zur Nahrungsaufnahme, sondern auch zum Austausch und zur Stärkung eurer Beziehungen untereinander. Ihr könnt zum Beispiel beim gemeinsamen Abendessen jeden Abend fragen: Was war heute besonders schön? – und euch gegenseitig von euren (kleinen und großen) Erfolgserlebnissen erzählen.

♥ Soziale Kontakte (auch digital)

Dieser Punkt ist für alle Menschen wichtig. Soziale Isolation ist ein psychischer Risikofaktor – deswegen ist die Aufrechterhaltung von sozialen Kontakten mindestens genauso wichtig, wie gesunde Ernährung. Je nach Alter der Kinder ist das nicht leicht, mögliche Ideen sind: Tägliches Vorlesen über Videotelefonie mit Oma/Opa Gruppen-Videocall für Klassenkameraden außerhalb des schulischen Angebots zum Austausch
Auch „einfach nur“ ein Bild ausmalen, während im Videocall andere Kinder ebenfalls „einfach nur“ ein Bild ausmalen schafft soziale Verbindung und stärkt das Gemeinschaftsgefühl schon von Kindergartenkindern.

♥ Ablenkung – auch bei Lockdown & Homeschooling

Information über die aktuelle Situation ist wichtig. Gleichzeitig ist wichtig, dass das Virus nicht zum allumfassenden Thema wird. Ja, diese Situation ist JETZT eine große Herausforderung – es gibt jedoch auch noch das Leben drumherum mit all seinen anderen großen und kleinen Herausforderungen.

Tipp: Informiert euch mit Struktur, beispielsweise einmal am Tag. Ablenkung kann eine sinnvolle Bewältigungsstrategie sein. Nimm bewusst „das Leben drumherum“
wahr. Konzentriere dich auf das, was du beeinflussen kannst und werde wirksam. Rufe etwa eine*n Freund:in an, der/die alleine lebt. Die aktuelle Situation ist auch für Singles mit besonderen Belastungen verbunden. Sich um andere zu kümmern kann außerdem das eigene Wohlbefinden stärken.

♥ Freizeitaktivitäten, bei denen unser Gehirn abschalten kann

So paradox das klingt: Wer sich konzentrieren möchte, muss Pausen einplanen. Schnelligkeit steigert nicht unseren Erfolg – und auch nicht unsere Effektivität. Das liegt daran, dass unser präfrontaler Kortex (verantwortlich etwa für Planung, Impulskontrolle und Lösungskompetenz) unter Stress nur sehr eingeschränkt funktioniert. Dann benötigt er mehr Kapazitäten, Konzentration wird anstrengender, was uns müder macht… Müdigkeit führt zu mehr Fehlern – und die erhöhen den Stress. Pausen sind wichtig für die Konzentration – das gilt für Erwachsene und Kinder.

Und vielleicht ist diese Situation ja auch eine gute Gelegenheit, um auch im „System Schule“ den Fokus anzupassen und Kinder dabei zu unterstützen, ihre eigene psychische und physische Gesundheit selbstwirksam zu fördern.

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