Geschwisterchen ist da: Hilfe, mein Kind ist nun anders!
Influencerin & MutterKutter-Gastautorin Danielle Graf erklärt, wie sich Geschwisterkinder fühlen. Autorin: Dorothee Dahinden
Das Geschwisterchen ist da und dein Kind hat sich verändert? Bestseller-Autorin Danielle Graf über typische Verhaltensweisen. Mit Tipps für uns Eltern.
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„Wir fanden es schwierig, dass oft die Illusion aufgebaut wird: das Geschwisterchen kommt und es wird alles total toll, aber die Kinder empfinden das oft gar nicht so.“
Danielle Graf, Bestseller-Autorin & Bloggerin
Liebe Danielle, weißt du, was ich an eurem Buch für Geschwisterkinder so mag? Es ist auf den Punkt, kurzweilig und dennoch eine schöne (echte) Vorlese-Geschichte. Besonders das Nachwort, das an uns Eltern gerichtet ist, nimmt mich als Mutter an die Hand. Würdest du allen, die es noch nicht kennen, bitte noch einmal verraten: Was war euer Impuls, so ein Buch zu schreiben?
Wir haben ja auch das Geschwisterbuch für Eltern geschrieben – ein wahnsinnig spannendes und wichtiges Thema. Eben weil ein Großteil der Geschwisterkonflikte darauf zurückzuführen ist, dass die großen Kinder diese so genannte Entthronungsphase so hinter sich gebracht haben, dass viele Eltern tatsächlich gar nicht gemerkt haben, dass sie daraunter gelitten haben.
Es wird den Erstgeborenen oft erzählt, dass das mit dem Geschwisterchen ganz toll wird und dass ein Baby etwas ganz Schönes ist. Und dann ist das Baby da – und es verlangt die komplette Aufmerksamkeit der Eltern. Der ganze Alltag des Kindes verändert sich. Diese Entthronung ist für die meisten Kinder wahnsinnig schmerzhaft. Sie trauen es sich aber oft nicht zu zeigen. Meistens kommt die Reaktion erst Monate später, sodass du das gar nicht mehr auf die Geburt zurückführst, aber merkst: mein Kind ist plötzlich aggressiv oder regressiv. Nur: Wir Eltern setzen das oft gar nicht in Verbindung mit dieser Entthronungsphase. Daher gibt es auch wahnsinnig viele Geschwisterkonflikte, weil die Entthronung in den Familien nicht ausreichend verarbeitet wurde.
Die Ankunft eines Geschwisterchens – ein sehr sensibles Thema, sagt Danielle Graf
Wir haben durch unseren Blog gemerkt, wie sensibel dieses Thema ist. Die Artikel über die Entthronung der Erstgeborenen wurden irrsinnig oft gelesen, geteilt und kommentiert. Wir haben gedacht: wir geben den Eltern ein Buch an die Hand, in denen wir ihnen erklären, wie blöd es für das erstgeborene Kind ist, ein Geschwisterchen zu bekommen. Dazu wollten wir parallel gerne etwas für das Kind an die Hand geben. Ein Buch, mit dem es die negativen Gefühle verarbeiten kann.
Unsere Geschwisterchen-Bücher sind ungeschminkt und ehrlich!
Uns war es dazu einfach super wichtig, ehrliche Bücher zu schreiben. Sie sollen sehr divers und nicht heteronormativ sein. Wir wollten eine bunte Welt schaffen mit einem Buch, mit dem Eltern die Ankunft eines Geschwisterchens gemeinsam mit ihrem Kind verarbeiten können. Eltern haben oft das Bedürfnis, sich vorzubereiten. Und das finde ich auch super wichtig. Eben weil du in dieser Entthronungsphase – wir nennen die immer nachgeburtliche Geschwisterkrise – wahnsinnig viel von den Konflikten der nächsten Jahre abfangen kannst. Es ist wesentlich schwerer, das im Nachgang aufzuarbeiten als gleich von Anfang an zu wissen: Ah, was passiert da und was kann ich tun, damit sich mein großes Kind nicht zurückgesetzt fühlt?
Was ist an eurem Buch anders, verglichen mit den Bilderbüchern, die rund um das Thema schon auf dem Markt sind? Und wie sieht die Geschichte genau aus?
Es geht darum, dass Toni, bewusst geschlechtslos gelassen, ein Geschwisterchen, auch bewusst geschlechtslos gelassen, bekommt. Das Buch startet damit, dass alle im Familienbett liegen und froh und glücklich sind, wenn auch erschöpft von der Geburt. Aber schon bald muss Toni feststellen, dass das Geschwisterchen noch sehr sehr hilfebedürftig ist und an der Mama klebt. Toni ist natürlich sehr eifersüchtig und möchte mit der Mama spielen – aber leider muss sie das Baby stillen oder ist anderweitig beschäftigt, sodass der Papa immer wieder seine Hilfe anbietet.
Wir möchten einen ganz normalen Tag mit einem neugeborenen Geschwisterchen darstellen.
Im Laufe der Geschichte ist es so, dass Toni immer mehr die Mama will, aber irgendwann auch feststellt: Hey, die Mama ist nicht ganz weg – die kümmert sich um mich, wenn der Papa für das Baby da ist oder wenn die Großeltern mal da sind. Es ist eine ausgewogene Mischung zwischen das Baby wird betüddelt und ich bekomme meine Bedürfnisse erfüllt. Die Grundgeschichte ist ein kleiner Ablauf durch einen Tag mit einem neugeborenen Geschwisterchen.
Viele Bücher dienen ja hauptsächlich dazu, die Kinder vorzubereiten – sie versuchen zu erklären, was passiert, zum Beispiel – das Baby muss gewickelt werden und so weiter – aber unseres setzt sich damit auseinander, dass ein größeres Geschwisterchen sich durchaus doof fühlen und eben nicht erfreut sein kann, dass das Baby da ist. Wir wollen den Spagat zeigen zwischen Es ist schön, ein Geschwisterchen zu haben – es gibt immer tolle Momente und die erste Zeit kan auch wahnsinnig doof sein, weil die Verfügbarkeit der Mama wahnsinnig eingeschränkt ist.
Eifersucht ist ganz normal!
Wir fanden es schwierig, dass oft die Illusion aufgebaut wird: das Geschwisterchen kommt und es wird alles total toll, aber die Kinder empfinden das oft gar nicht so. Es fühlt sich für uns an, als käme unser*e Partner*in nach Hause und sagt: „Hier, ich habe jetzt jemanden mitgebracht, der Mensch wohnt jetzt bei uns – gewöhne dich daran.“ Wir wären auch mega eifersüchtig und würden mit der Situation überhaupt nicht umgehen können. Und das geht den Kindern ganz genauso. Dazu erklären wir auf der letzten Seite, warum die Kinder sich so verhalten. Wir hoffen, dass Eltern unser Buch lesen und aufgrund dieses Textes verstehen, was passiert – ohne diese Situation übermäßig schön zu reden. Also: dass sie verstehen, wo die Probleme liegen.
So reagieren viele Kinder:
Die Familienkonstellation ändert sich – das bringt viele Gefühle auf Kindesseite mit sich. Welche sind klassisch, wenn ein Kind ein Geschwisterchen bekommt? Und was können wir Eltern dann tun, um Ruhe reinzubringen und alle Bedürfnisse zu „stillen“?
Auf die Geburt eines Geschwisterchens reagieren die Kinder ganz unterschiedlich:
♥ Ganz viele Kinder werden wahnsinnig wütend. Sie hauen, beissen, schreien – einfach, um diese Wut zu kanalisieren. Sie machen das oft nicht direkt am Anfang, weswegen das schwer zurückzuführen ist – aber Aggression ist eine sehr häufige Reaktion, das heißt, dass Kinder jetzt zum Beispiel auch etwas kaputt machen.
♥ Andere Kinder zeigen wiederum auch eine regressive Reaktion – das heißt, sie werden wieder zum Baby. Sie wollen gestillt werden, sie wollen gewickelt werden – scheinbar sind sie völlig hilftlos, aber das ist einfach ihre Art und Weise zu vergewissern, dass sie genauso wichtig wie das Baby genommen werden. Daher sollte man immer auf die Wünsche der Kinder eingehen.
Rückzug, Provokation oder Wettbewerb – alles ganz normal, wenn ein Geschwisterchen da ist.
♥ Manche Kinder ziehen sich nun zurück. Das ist immer relativ schwer zu erkennen und deswegen auch eine der ungünstigeren Varianten für die Kinder. Sie werden dann ganz ruhig und fallen kaum noch auf, aber innerlich sind sie natürlich trotzdem unglücklich.
♥ Wiederum andere Kinder fangen dann auch ein paar Wochen oder Monate nach der Geburt an ständig zu jammern oder zu nörgeln – auch meist eine Reaktion auf dieses innerliche Drama der nachgeburtlichen Geschwisterkrise.
♥ Manche provozieren auch gezielt – einfach, um sich die Aufmerksamkeit der Eltern wieder zu sichern. Weil sie das Gefühl haben, dass sie gerade extrem verlieren. Viele Eltern machen in dieser Phase auch die Erfahrung, dass die Eltern sie das erste Mal direkt angreifen. Dieses „blöde Mama“ kommt auch ganz oft in dieser Phase.
♥ Oder sie verfallen in einen Wettbewerb und wollen dann immer Erste*r, Beste*r, Schnellste*r sein, einfach um sich selbst etwas zu beweisen und das Selbstwertgefühl zu haben, dass sie einfach ein toller Mensch und viel Wert sind.
Was können wir tun?
Das Wichtigste – dass wir das Kind nicht für sein Verhalten verurteilen. Es hat innerliche Nöte und kann dafür gar nichts – wir müssen versuchen, es aufzufangen. Das ist wahnsinnig schwierig, weil wir auch noch ein neugeborenes Baby haben. Idealerweise sind wir zu zweit und teilen uns die Betreuung auf.
Ich habe bei Besuch zum Beispiel gesagt: Bitte begrüßt zuerst das große Kind, weil es schon registriert, was passiert. Dem Baby ist es egal, ob es als letztes registriert wird. Schenkt dem Geschwisterchen Aufmerksamkeit. Und wenn es ein kleines Mitbringel ist – das große Kind freut sich.
Für den Papa ist das Geschwisterchen eine Chance!
Mit Aufmerksamkeit, Exklusivzeit, einfach zuhören, annehmen, die Wut zulassen, begleiten können wir viel tun. Ansonsten: mit dem Kind spielen, wann immer wir es können. Natürlich müssen wir es nun nicht rund um die Uhr betüddeln, aber ansonsten sollten wir den Alltag nicht allzu stark ändern. Das Kind sollte immer eine*n Partner*in haben, an den oder die es sich mit seinen Nöten wenden kann. Das ist übrigens auch für viele Väter eine Chance, sich eine innige Verbindung zu dem Kind aufzubauen – und zwar in den Situationen, in denen die Mama grad nicht kann. Und dann kann Mama zum Beispiel mit dem großen Kind spielen, wenn der Papa wickelt.
Angenommen, eine Mama kommt an den Rand ihrer Kräfte – erst eine zehrende Geburt, nun „fordern“ Baby und Kind…Was ist dein Rat für sie – von Mama zu Mama?
Wer am Rande seiner Kräfte ist, der sollte sich unbedingt Hilfe suchen. Man sagt ja nicht umsonst „Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen“. Leider ist das Dorf ganz vielen von uns abhanden gekommen. Das heißt, viele von uns leben in unserer klassischen „Kleinfamilie“ und wenig Anschluss nach Außen.
Das kannst du nun tun:
♥ Spannt die Eltern und Großeltern ein, wenn ihr könnt.
♥ Schaut, wenn ihr ältere Kinder habt, dass ihr euch mit den Kita-Eltern verbindet – dass ihr einfach Kontakte schließt. Dass sagt ihr ja auch in eurem MutterKutter-Buch (Affiliate Link*). Ja, dass man einfach gemeinsam Kräfte bündelt und sich dadurch entlastet.
♥ Wichtig ist: genügend Zeit und Kraft zu tanken – das klingt so plakativ, aber tatsächlich ist es wichtig, ausreichend zu schlafen und sich gesund zu ernähren, dass man ein stabiles emotionales Seelenleben hat.
Redet und holt euch bitte Hilfe!
♥ Redet mit Menschen, redet mit euren Partner*innen. Manche möchten gerne Kontakt mit richtigen Menschen, andere virtuell. Auch das gehört dazu: auch mal jammern zu dürfen. Und das gehört ja auch in eurem Buch dazu: streicht den Perfektionismus ab. gut genug ist vollkommen ausreichend. Viele Mamas haben tatsächlich das Problem, dass sie die Mutterschaft als etwas betrachten, wo sie sich selbst beweisen müssen. Und leider geht dann die Spontanität und die Entspannung verloren. Das war bei meinem ersten Kind genauso, aber mittlerweile würde ich mich darauf besinnen, gelassen zu bleiben, Verbindung zum Kind zu suchen und einfach im Hier und Jetzt sein.
♥ Und wenn du am Rand deiner Kräfte bist, gehe bitte zum Arzt oder Ärztin und hole dir Rat oder psychologische Hilfe.
Macht euch bitte bewusst: ihr seid nicht alleine! Holt euch Hilfe!
Und hier kannst du Danielles und Katjas Bücher bestellen:
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Hier geht es zu MutterKutter-Artikeln mit unserer Gastautorin Danielle Graf:
♥ Streit unter Kleinkindern: Darum ist „Meins!“ „Nein, meins!“ normal!
♥ Einschlafbegleitung: „Begleite ein Kind so lange, wie es das ganz offenbar braucht.“
♥ Starke Mädchen brauchen dich! (Werbung*)
Mehr über Danielle:
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♥ Danielles und Katjas Erfolgsblog: Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mit in den Wahnsinn
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