Unerfüllter Kinderwunsch #3: “Ich finde, dass es im 21. Jahrhundert fast selbstverständlich sein sollte, darüber offen sprechen zu können.”

Unerfüllter Kinderwunsch – ein MutterKutter-Schwerpunkt-Thema. Ich freue mich, dass Elaine Schöning ganz offen mit mir, Doro, über ihre Situation gesprochen hat. Um anderen betroffenen Frauen zu zeigen: du bist nicht allein. Herzlichen Dank, liebe Elaine – für deine Worte und dein Vertrauen. Weiter unten findet ihr einen Text zum Thema Eizellen-Spende von Frauenärztin & MutterKutter-Autorin Dr. Judith Bildau, die auch schon den Auftakt der Kinderwunsch-Reihe gemacht hat.
Liebe Elaine, du hast dich dazu bereit erklärt, über deine Situation zu sprechen. Erst einmal herzlichen Dank dafür – ich weiß, dass das nicht selbstverständlich ist. Warum hast du dich dazu entschieden, offen über dich und deine Geschichte rund um das Thema “unerfüllter Kinderwunsch” zu reden?

Ich finde, dass es im 21. Jahrhundert fast selbstverständlich sein sollte, darüber offen sprechen zu können. Warum sollte Weiterentwicklung, wie zum Beispiel künstliche Befruchtung geheim sein müssen? Keine Frau kann etwas dafür, nicht auf natürlichem Weg wie gewünscht schwanger zu werden.
Offenheit bricht Tabus.
Du hast uns geschrieben, dass das Thema immer noch ein absolutes Tabu sei. Das empfinde ich auch so. Und es ist ja auch verständlich, dass viele Frauen, Familien ungern damit an die Öffentlichkeit treten. Wie kann dieses so wichtige Thema in unserer Gesellschaft seinen ‘öffentlichen Platz’ finden?
Durch Offenheit von betroffenen Familien.
Du bist eine der betroffenen Frauen in Deutschland. Seit wann besteht bei dir/ euch der Kinderwunsch?
Bei mir schon länger. Durch Partnerwechsel gab es dann eine kurze Wunschpause. Nun aber schon fast wieder 2 Jahre.
Magst du uns noch mehr erzählen, sprich: Gibt es einen Grund, eine Diagnose, warum es bisher noch nicht geklappt hat?
Ich produziere keine Follikel. Beziehungsweise eventuell einmal im Jahr (Anmerkung: Erklärung hierzu folgt von MutterKutter-Frauenärztin weiter unten. Stichtwort: sekundäre Ovarialinsuffizienz.)
Unerfüllter Kinderwunsch: Ich gehe verschiedene Wege.
Was unternimmst du, um schwanger zu werden? Welche Wege gehst du – vielleicht auch alternativmedizinische?
Zunächst einmal glaube ich nicht, dass es den einen Weg gibt. Wir waren lange ausschließlich alternativ unterwegs.
Ich glaube auch nicht, dass es nur einen Experten dafür gibt. Mir hilft immer meine innere Stimme sehr gut. Wenn ich merke, ein Weg stockt oder fühlt sich nicht mehr richtig an, schaue ich wieder neu.
Wie geht ihr als Paar damit um?
Tatsache ist es kaum Thema. Ich bespreche Unsicherheiten eher mit einer guten Freundin, die ähnliche Erfahrungen gemacht hat.
Ich habe das tiefe Gefühl, dass es passieren wird.
Du hast uns erzählt, dass dir im Zweifel – Zitat “nur die Eizelle im Ausland bleiben” würde. Wäre das eine (letzte) Option für dich? Was fühlst du, wenn du an diese Möglichkeit denkst – darf ich dich das so direkt fragen?
Ich denke: Tatsache, ja! Allerdings würde ich es ausführlicher begleiten lassen als gewöhnlich. Da ich mir diesem Schritt sehr bewusst bin.
Was gibt dir und euch in dieser Situation Kraft?
Das tiefe Gefühl, dass es passieren wird.
Gibt es vielleicht auch Momente, in denen das Thema zu schwer wird für dich, zum Beispiel, wenn Fragen von außen kommen? Wenn ja: Wie gehst du damit um?
Nein ich spreche es offen aus.
Und wozu rätst du uns Mamas, die ein Familienmitglied/ eine Freundin, eine Bekannte haben, die einen “unerfüllten Kinderwunsch” hat. Wie können wir Hilfe leisten?
Wer kann mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ferner es gewünscht wird.
Unerfüllter Kinderwunsch: Was bedeutet eigentlich genau ‚Eizellspende im Ausland‘?
Frauenärztin & MutterKutter-Autorin Dr. Judith Bildau über die Eizelspende im Ausland.

Für viele deutsche Paare ist die Eizellspende im Ausland die einzige Möglichkeit, ihren Kinderwunsch erfüllen zu können. In Deutschland ist diese Art der Reproduktionsmedizin nicht erlaubt. In vielen europäischen Ländern dagegen ist sie gesetzlich gestattet bzw. wird sie geduldet. Neben Deutschland gilt sie noch in der Schweiz, in Italien, in Litauen, in Norwegen und der Türkei als gesetzwidrig.
In der Regel sind es Frauen oder Paare, die bereits wiederholt Behandlungen im Bereich der Reproduktionsmedizin hinter sich haben und die nicht zur Erfüllung des Kinderwunsches geführt haben, weswegen sie sich letztendlich für eine Eizellspende entscheiden. Ursachen hierfür können sein:
– primäre Ovarialinsuffizienz:
Das bedeutet, dass die Eierstöcke der Frau aus unterschiedlichen Gründen schon sehr früh nicht in der Lage sind, die angelegten Eizellen ausreifen zu lassen. Dies kann daran liegen, dass die Follikelzahl schon seit der Geburt der Frau reduziert war, aber auch, dass die Funktion der Eierstöcke durch eine Chemotherapie oder eine Stoffwechselstörung nicht mehr funktionstüchtig sind oder durch Operationen massiv geschädigt wurden.
Bei manchen Frauen liegt diese Art der Ovarialinsuffizienz vor, da ihre Eierstöcke seit ihrer eigenen Geburt nicht funktionstüchtig angelegt sind und deshalb keine Eizellen produziert werden können.
– sekundäre Ovarialinsuffizienz:
Das bedeutet, dass auf Grund einer Störung des hormonellen Kreislaufes, die Eierstöcke nicht in der Lage sind, Eizellen ausreifen und eine reife Eizelle springen zu lassen. Der hormonelle Kreislauf ist ein sehr komplexer und es gibt verschiedene Schaltstellen, die gestört werden können.
Grundsätzlich liegen hier ausreichend Eizellen vor, die Eierstöcke sind voll funktionsfähig, allerdings können sie ihrer Aufgabe, nämlich eines regelmäßigen monatlichen Eisprunges und eines regelmäßigen weiblichen Zyklus’, nicht nachkommen. Wie unserer Patientin oben berichtet, können diese Frauen dennoch in unregelmäßigen Abständen einen Zyklus bzw. einen Eisprung haben.