True Familie

Fehlgeburten: „Uns Frauen fehlt oft der Mut, darüber zu sprechen.“

Ein berührendes Interview mit Moderatorin Kim Friedrichs über ihre vier Fehlgeburten!

von
Dorothee Dahinden

Das schaffen wir nicht noch mal.Sie spricht über ihre Fehlgeburten und möchte damit anderen Frauen Mut machen!

Fehlgeburten: Kims Worte haben mich sehr berührt!

Meine alte Kollegin Kim Friedrichs hat mich, Doro, bei unserem Wiedersehen mehr als beeindruckt. Noch nie habe ich eine Frau so offen über das Thema Fehlgeburt bzw. Fehlgeburten sprechen hören. Worte, die mich berührt haben. Worte, die gleichzeitig Mut gemacht haben. Und Kim möchte mit der Veröffentlichung ihrer Geschichte Mut machen und anderen Frauen zeigen, dass sie mit ihrem Schicksal nicht alleine sind.

Gleich vier Mal hintereinander hat die RTL Nord-Moderatorin & Reporterin nach der Geburt ihrer Tochter Fehlgeburten erlitten. Die Trauer saß und sitzt bis heute tief. Aber das Reden, sagt Mama Kim, habe ihr wahnsinnig bei der Bewältigung dieser Situation geholfen.

In unserem Interview erzählt euch Kim, was genau ihr und ihrem Mann widerfahren ist und wie sie den Weg zum doppelten Kinderglück nach den vier Fehlgeburten erlebt hat. Denn: Heute ist sie Mutter von zwei gesunden Kindern.


Liebe Kim, es war super schön dich mal wiederzusehen. Und echt intensiv. Denn ich muss ehrlich zugeben: Unser Gespräch hat mich nicht so richtig losgelassen. Du hast mir gegenüber offen und ehrlich von deinen Fehlgeburten erzählt. Ich war beeindruckt. Viele Frauen sprechen nicht über dieses Thema, so meine Erfahrung. Du schon. Warum?

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Liebe Doro, mittlerweile gehe ich damit verhältnismäßig offen um, weil ich merke, dass es mir hilft und anderen auch. Es tröstet und es spendet Mut, ich habe mich plötzlich nicht mehr so alleine gefühlt. Allerdings habe ich über meine Fehlgeburten nicht direkt so offen gesprochen. Ich muss dazu sagen, das meine erste Schwangerschaft so unkompliziert war, wie ich es jeder Frau nur wünschen kann. Und daraufhin haben mein Mann und ich bei der zweiten Schwangerschaft sehr früh ganz offen über unser großes Glück geredet.

Fehlgeburt: „Ich hatte das Gefühl, es zieht mir den Boden unter den Füßen weg.“

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Credit: Kim Friedrichs

Leider hatten wir in der 10. SSW eine leere Fruchthöhle und ich musste ausgeschabt werden. Dieser Tag war so trostlos im wahrsten Sinne und ich hatte das Gefühl, es zieht mir den Boden unter den Füßen weg. Und ich musste leider recht vielen erzählen,  dass ich nicht mehr schwanger bin. In dem Jahr wurde ich allerdings noch drei mal schwanger und habe in allen drei Schwangerschaften wieder eine Fehlgeburt erlitten. Darüber habe ich erstmal gar nicht mehr gesprochen.

Erstens, weil meine Schwägerin gerade mit ihrem ersten Kind schwanger war und ich ihr diese unbeschwerte Glück nicht nehmen wollte und zweitens, weil ich es einfach nicht konnte. Mir fehlten tatsächlich die Worte. Nur sehr wenigen Menschen habe ich mich damals anvertraut. Mit der Zeit wurde es leichter und ich merke auch immer wieder, wie wichtig es ist, anderen Mut zu machen und sie wissen zu lassen, das sie nicht alleine sind mit diesem Schicksal. Und dass sie keine Schuld trifft.

Inwiefern hilft es dir, darüber zu sprechen?

Es ist wie ein unsichtbares Band zwischen uns Frauen, denn erstaunlicherweise habe ich erst durch meine Fehlgeburten erfahren, dass fast alle meine Freundinnen, Kolleginnen, Bekannte auch schon solch einen Verlust erleiden mussten, aber sie haben es nicht erzählt.

Erst durch meine eigene Geschichte haben sie sich mir geöffnet. Uns Frauen fehlt oft der Mut, darüber zu sprechen. Die Trauer sitzt so tief und es ist tatsächlich auch nicht so einfach, darüber zu reden.

Aber sich mit all diesen anderen Frauen auszutauschen, hat mich ein Stück weit geheilt. Männer leiden natürlich auch mit ihren Frauen mit, aber sie erleben diesen Verlust nicht so körperlich, nicht so existenziell. Ich habe mich tatsächlich schuldig gefühlt …

Warum klappt es nicht, wieso bekomme ich es nicht hin. Und das obwohl ich ja schon ein gesundes Kind hatte und wusste, das mein Körper all das eigentlich kann. Die Gespräche mit all den anderen Frauen haben mich erst begreifen lassen, das Fehlgeburten leider oft zum Leben, zum Muttersein dazu gehören. Und das war ein Stück weit auch ein Trost. Zu erfahren, dass ich nicht die Ausnahme bin, sondern eher die Regel.

„Die meisten trauen sich nicht, über ihre Fehlgeburten zu sprechen. Auch ich hätte es nicht sofort gekonnt.“

Wie sind die Reaktionen, wenn du deine Geschichte erzählst? Ich kann mir vorstellen, dass sich dann auch andere Frauen öffnen…

Ja, absolut. Die meisten trauen sich nicht, über ihre Fehlgeburten zu sprechen. Auch ich hätte es nicht sofort gekonnt. Aber wenn man dann erstmal die Ebene erreicht hat und sich gegenseitig seine Geschichte erzählt, hilft es den meisten. Der Austausch tut gut und macht viel Mut. Denn die meisten, die etwas so Kostbares verloren haben, halten mittlerweile gesunde Kinder in den Armen. Übrigens erzählen mir tatsächlich auch einige Männer von ihren Verlusten.

Du hast eine Tochter bekommen, dann wolltet ihr noch ein Kind … Was ist dann passiert?

Wir wollten eigentlich immer drei Jahre Abstand zwischen den Kindern, haben dann aber etwas schneller gesagt, wir wagen es… Und ich wurde auch recht schnell wieder schwanger. Aber wie bereits gesagt, musste ich ja leider in der 10. SSW ausgeschabt werden, da es eine sogenannte verhaltene Fehlgeburt war. Der Tag war so unendlich traurig, ich lag fast 12 Stunden im Krankenhaus und wurde dann irgendwann in den OP gebracht. Die Ärztin erzählte mir anschließend, sie hätten embryonales Gewebe gefunden. Ich war innerlich wie erstarrt. Dann wurde ich recht schnell wieder schwanger.

Meine Hebamme und mein Frauenarzt meinten, ich müsse nicht abwarten, ich solle der Natur einfach ihren Lauf lassen. Leider habe ich dann noch zwei weitere Schwangerschaften verloren. Und dann haben wir uns tatsächlich in einer Kinderwunschklinik beraten lassen.

Heute wissen wir, dass unsere Beziehung große Belastungen aushalten kann.

Wie ging es dir in der Zeit?

Einerseits war ich unendlich traurig und teilweise auch schon ein bisschen hoffnungslos. Andererseits hatten wir ja bereits ein Kind. Unsere Tochter war ein riesiger Trost. Erstens wusste ich, dass mein Körper all das eigentlich kann und ich wusste auch, selbst wenn wir kein zweites Mal solch ein großes Glück haben sollten, wir hatten ja bereits ein kerngesundes Wunschkind und dafür war ich immer unendlich dankbar. 

Wie habt ihr das als Paar verarbeitet?

Das ist schwierig. Männer und Frauen erleben Fehlgeburten schon sehr unterschiedlich, denke ich. Mein Mann war immer für mich da und hat mir Mut gemacht und auch er hat natürlich gelitten unter all dem, aber Frauen erleiden diesen Verlust sicher noch tiefgreifender. Manchmal fehlten uns auch einfach die Worte. Trotzdem würde ich sagen, dass es uns noch mehr zusammen gebracht hat. Heute wissen wir, dass unsere Beziehung tatsächlich große Belastungen aushalten kann.

Hatten die Ärzte eine Erklärung dafür, warum das passiert ist?

Wir sind ja tatsächlich nach der dritten Fehlgeburt in einer Kinderwunschpraxis gelandet. Mein damaliger Arzt meinte, dass meine Tochter vielleicht nur ein glücklicher Zufall sei und mein Mann und ich möglicherweise sonst gar keine gesunden Kinder bekommen können. Das war so unwirklich. Von der unkomplizierten Erstgebärenden wurde ich plötzlich zu einem medizinischen Sonderfall mit einer so niederschmetternden Prognose. Wir hatten also einen humangenetischem Check-up und glücklicherweise kam heraus, dass alles prima bei uns ist.

Es blieb am Ende nur mein Altersrisiko, da ich ja bereits 37 war. Der behandelnde Arzt wollte deshalb eine künstliche Befruchtung wagen, bei der er geschädigte Eizellen aussortieren wollte. Aber noch bevor er irgendwas in die Wege leiten konnte, war ich schwanger und hatte natürlich große Angst, wieder eine Fehlgeburt zu erleiden. Unbeschwert schwanger zu sein, ist nach drei Fehlgeburten für mich nicht mehr möglich gewesen. Und tatsächlich war ich mit Zwillingen schwanger und habe in dieser letzten Schwangerschaft wieder eine Fehlgeburt erlitten, aber unser kleiner Sohn hat es zu uns geschafft und ich bin so unfassbar glücklich und vor allem auch so unendlich dankbar dafür.

Nach vier Fehlgeburten: „Das schaffen wir nicht noch mal …“

Fehlgeburten Kim Schönfeldt RTL Moderatorin RTL Nord Reporterin Mama Baby Kinder Hamburg Mamaleben Mamablog Mamablogger
Credit: Kim Friedrichs

Wie hast du diese Schwangerschaft erlebt? Ich könnte mir vorstellen, dass sie ein Wechselbad zwischen absolutem Glück und Bangen war…

Ja, es war leider nicht möglich, sich einfach nur zu freuen. Gerade weil ich ja in der siebten SSW Blutungen hatte und die zweite Fruchthöhle nicht mehr da war. Ich hatte vor allem Angst. Ich hätte am liebsten ein Ultraschallgerät Zuhause gehabt. Mein Frauenarzt musste mich teilweise einmal pro Woche schallen, weil ich so eine große Angst hatte und ich erst wieder beruhigt war, wenn ich das kleine Herz hab schlagen sehen.

Dazu kam das wir circa in der 13. SSW an einem Wochenende ins Krankenhaus gefahren sind, weil ich irgendwie ein schlechtes Gefühl hatte. Die junge Ärztin hörte ich unsere Geschichte an und begann dann, mich zu schallen und plötzlich fragte sie mich, ob wir denn schon einen Herzschlag hatten. Sie würde keinen mehr sehen. Ich fing sofort an zu weinen und der Gesichtsausdruck meines Mannes war ganz klar: das war es. Das schaffen wir nicht noch mal.

„Und dann war da sein Herzschlag…“

Wir waren wirklich am Ende. Die junge Ärztin holte dann die Oberärztin zur Kontrolle. Die OÄ war sehr ruhig, legte mir als erstes die Hand auf die Schulter und sagte, wir schauen jetzt noch mal… Und dann war da sein Herzschlag. Ich musste noch mehr weinen… und lachen. Alles zur selben Zeit. Die junge Ärztin entschuldigte sich mehrmals, aber mir war das in dem Moment alles egal. Der kleine Mann war putzmunter und mein Mann und ich einfach nur erleichtert. Trotzdem kann man all das nicht verdrängen und die Angst blieb bis ich ihn endlich im Arm halten konnte.

„Für mich war nur entscheidend, das meine Kinder gesund zur Welt kommen.“

Ich kann mir vorstellen, dass die Geburt nach eurer Geschichte einfach nur wunderschön war…

Oh ja! Es war wie bei meiner Tochter ein Kaiserschnitt. Aber mich hat das nach allem überhaupt nicht gestört. Für mich war nur entscheidend, das meine Kinder gesund zur Welt kommen. Ich hatte bei Jonah eine sogenannte Kaisergeburt, musste ihn also auch rauspressen. Und er hat direkt richtig lautstark gemeckert und dieses erste Schreien werde ich nie vergessen. Als ob er sagen wollte: Mama, da bin ich endlich! Und dann hat er mich auch direkt angepullert. Ich hätte nicht glücklicher sein können.

Meine Erfahrung hat mich ein Stück dankbarer gemacht für das, was ich habe.

Was wünschst du dir für die Zukunft?

Eigentlich nur, dass alles so bleibt, wie es gerade ist. Alle sind gesund und das ist tatsächlich das Allerwichtigste. Manchmal vergisst man das natürlich, aber all meine Erfahrung hat mich ein Stück weit auch dankbarer gemacht für all das, was ich habe. Ich sehe mittlerweile nicht mehr so sehr, was ich nicht habe…

Und: Hast du noch einen Rat für Frauen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben?

Nicht den Mut verlieren. Und wenn es seelisch zu schwer ist, sich auch Hilfe zu holen. Niemand sonst kann und darf bewerten, wie sehr eine Fehlgeburt belastet. Manche Frauen kommen recht gut damit klar, andere zerbrechen fast daran. Ich habe trotz meiner vier Fehlgeburten immer auch viel Stärke in mir gespürt und hatte Menschen, mit denen ich mich immer austauschen oder auch mal nur weinen konnte.


Liebe Kim, wir danken dir von Herzen für dieses mutige, ehrliche und offene Interview! Weiterhin alles Liebe von uns!

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