Elternsein

Solomama: „Ich hätte das 2, 3 Jahre früher machen sollen.“

Über die Erfüllung des Kinderwunsches ohne Partner*in. Autorin: Dr. Judith Bildau

von
Dr. med. Judith Bildau

Solomama: Prof. Dr. Jessica Di Bella hat sich ihren Kinderwunsch erfüllt – ohne Partner. Wie das geht – hier!


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Wir freuen uns über so einen privaten Einblick in dieses Familienmodell. Prof. Dr. Jessica Di Bella ist nicht nur Professorin für Betriebswirtschaftslehre und studiert Psychologie, sie arbeitet seit Jahren auch als Beraterin und Coach.

Jessica steht mit beiden Beinen fest im Leben und geht ihren Weg auch dann ganz eigenständig weiter, als die berühmten ‚äußeren Umstände‘ nicht dafür sprechen, was sie eigentlich sein möchte: eine Mama. Die tickende biologische Uhr im Hintergrund, kein Partner, aber ein großer Kinderwunsch – Jessica entscheidet sich für das Leben als ‚Solomama‘.

Solomama: „Ich rate dazu, sich selbst eine klare Deadline zu setzen, die meiner Meinung nach vor dem 40. Lebensjahr sein sollte.“

Prof. Dr. Jessica Di Bella im Interview!

Liebe Jessica, du bist “Solomama”. Was genau heißt das?

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Solomama
Foto: Prof. Dr. Jessica Di Bella

Solomamas sind Frauen, die ihren Kinderwunsch ohne Partner realisieren. Sie sind sozusagen freiwillig alleinerziehend. Im englischsprachigen Raum werden sie daher als „single mum by choice“ bezeichnet. Solomamas unterscheiden sich in einigen Punkten von „klassischen“ Alleinerziehenden.

Eine Solomama hat die volle Verantwortung für ihr Kind: sorgerechtlich, erzieherisch und finanziell. Der biologische Vater ist üblicherweise nicht in das Leben der Kinder integriert. Im Falle einer Samenspende ist zudem die Identität des Erzeugers bis zum 16. Lebensjahr des Kindes nicht bekannt. Es gibt aber auch Modelle, bei denen ein Freund oder Bekannter als Erzeuger fungiert und zu gewissem Maße involviert ist.

Wann hast du für dich den Entschluss gefasst, auch ohne Partner deinen Kinderwunsch zu erfüllen?

Für mich war immer klar, dass ich einmal ein Kind haben möchte oder mir zumindest die Chance geben möchte, eines zu bekommen. Mit Mitte 30 war ich bei meiner Lieblingsfrauenärztin und sie sprach mich sehr direkt darauf an, dass es mit der Fruchtbarkeit nun steil bergab ginge und ich dies im Auge behalten solle, falls ich noch Mutter werden wolle.

Ich fasste den Entschluss, zur Not ohne Partner schwanger zu werden.

Ich bin ehrlich gesagt aus allen Wolken gefallen! Ich fühlte mich blutjung, war jede freie Minute auf Reisen und obwohl ich mich sehr nach einer wirklichen Liebe und festen Beziehung sehnte, war weit und breit kein passender Mann in Sicht. In dieser Zeit fasste ich bereits den Entschluss, zur Not ohne Partner schwanger zu werden. Nach einer weiteren an einem Vertrauensbruch gescheiterten Beziehung, griff ich kurz vor meinem 39. Geburtstag meinen Plan B auf und fühlte mich in die einzelnen Optionen schwanger zu werden ein.

Mal ganz praktisch, wie ging es nach deiner Entscheidung weiter, welche Schritte musstest du gehen?

Ich musste erstens entscheiden, von wem ich schwanger werden wollte, zweitens schwanger werden und drittens schwanger bleiben. Für den ersten Schritt habe ich Gespräche geführt, mich online informiert, mit Freunden und Familie verschiedene Optionen diskutiert und in mich gehört, was sich gut anfühlte.

Als ich mich für meinen Weg entschieden hatte, war noch die Hürde zu überwinden, schwanger zu werden. Das hat ein paar Monate gedauert, was sehr nervenaufreibend war. Schließlich war ich schwanger – Halleluja! – aber so richtig aufgeatmet habe ich erst im zweiten Trimester. Ab dann wurde ich entspannter und verlor die Angst, mein Baby zu verlieren.

„Was ich aber bereue ist, dass ich nicht schon früher Solomama wurde.“

Gab es Momente für dich, in denen du an deiner Entscheidung, “Solomama” zu werden, gezweifelt hast?

Interessanterweise keine Sekunde. Nicht einmal, wenn ich glückliche Familien mit ihren Kindern sehe. Ich bin überglücklich mit meiner Tochter. Ich genieße es, dass ich mich voll auf sie konzentrieren kann. Diese ersten Lebensmonate von ihr sind so schön und intensiv, ich koste jede Minute davon aus. Ich weiß auch, dass wir nicht auf ewig als Duo durch die Welt tanzen werden. Irgendwann kommt eine neue Liebe und dann wird sich vieles ändern. Daher schätze ich die Mama-Tochter-Zeit im heute um so mehr.

Was ich aber bereue, ist, dass ich nicht schon früher Solomama wurde. Ich hätte das einfach schon zwei, drei Jahre früher machen sollen. Dann wäre auch ein zweites Kind ohne Zeitdruck möglich gewesen.

Wie hat dein Umfeld, deine Familie darauf reagiert?

Zu 95% sehr positiv. Meine Familie und der absolut überwiegende Teil meines Freundes- und Bekanntenkreises fanden meine Entscheidung großartig. Sie trauten es mir zu, fanden den Weg vor dem Hintergrund meiner Beziehungserfahrungen nachvollziehbar und boten ihre tätige oder ideelle Unterstützung an. Das war wundervoll. Ich habe in der Schwangerschaft auch einige neue Freundschaften knüpfen können – mit Solomamas und Müttern im klassischen Familienmodell – und erfahre hier auch nach der Geburt viel Zuneigung und Support.

Leben als Solomama: Ich habe auch harschen Gegenwind bekommen!

Auf der anderen Seite habe ich, wie viele andere Solomütter auch, teilweise sehr harschen Gegenwind von einzelnen Personen erfahren. Dies waren durchweg Männer und Frauen, die in traditionellen Rollenmodellen leben, in denen die Frau nicht arbeitet und der Mann die Familie ernährt. Auch zeichnen sich diese Personen in anderen gesellschaftlichen Fragen durch eine relativ geringe Toleranz aus. Daher ist die aggressive Reaktion auf meinen Weg nicht verwunderlich. Irritiert hat es mich dennoch. Ich arbeite noch an meinem „dickeren Fell“…

Wie war dann die Geburt und das Wochenbett für dich?

Die Geburt habe ich ab Tag 1 meiner Schwangerschaft herbeigesehnt, daher war ich heilfroh, als sich mein Töchterchen in der 38. Schwangerschaftswoche auf den Weg machte. Ich hatte eine Hausgeburt geplant, aber leider haben sich meine Wehen tagelang hingezogen. Nach drei schlaflosen Nächten mit sehr starken Schmerzen und großer Erschöpfung, war ich dann sehr erleichtert, als ich in der Klinik die Kunst der Anästhesie erfahren und mein Kind dann endlich in den Armen halten durfte. Ich hatte in dieser ganzen Zeit eine befreundete Ärztin an meiner Seite, die die perfekte Geburtsbegleiterin war.

„Die meiste Zeit kuschelte ich einfach mit meiner Tochter.“

Nach der Geburt durfte ich direkt nach Hause und am nächsten Tag besuchte mich meine engste Freundin für drei Tage und unterstützte mich. Danach hatte ich wenig Bedarf und Wunsch nach externer Unterstützung. Die meiste Zeit kuschelte ich einfach mit meiner Tochter. Eine magische Zeit, das Wochenbett!

Was möchtest du allen Frauen raten, die einen intensiven Kinderwunsch haben, aber keine*n passende*n Partner*in an ihrer Seite?

Zunächst rate ich ihnen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und es nicht wegzuschieben. Es ist wichtig, sich der Realität zu stellen und sein Beziehungsleben (z.B. auch wenn der Partner beim Thema Kinderwunsch blockiert) klar zu beleuchten. Viele von uns Frauen, das erlebe ich auch bei Klientinnen in meinen Coachings, neigen zu Illusionen. Wir denken, das wird schon: der Richtige kommt schon noch bzw. mein Freund will schon noch. Das kann sein, muss aber nicht.


Anmerkung der Redaktion: Auch wenn im Interview von „Partner“ die Rede ist – wir schließen alle Familienkonstellationen und Geschlechter mit ein.


„Im Falle der Solomutterschaft ist es wichtig zu checken, ob die Rahmenbedingungen stimmen“

Ich rate dazu, sich selbst eine klare Deadline zu setzen, die meiner Meinung nach vor dem 40. Lebensjahr sein sollte. So viele Frauen um die 40 in meinem Umfeld haben oder hatten massive Probleme noch schwanger zu werden. Ich würde den Frauen raten, sich verschiedene alternative Familienmodelle anzusehen, z.B. Solomutterschaft, aber auch Co-Parenting, und für sich hinzufühlen, was sich stimmig mit der eigenen Persönlichkeit und mit den eigenen Lebenszielen anfühlt.

Im Falle der Solomutterschaft ist es wichtig zu checken, ob die Rahmenbedingungen stimmen (z.B. Unterstützung, Finanzen, Lebensbedingungen). Zuletzt, als große Freundin von Coaching und Therapie, würde ich außerdem empfehlen, sich mit einer Expertin oder einem Experten zu unterhalten. Das gibt Klarheit, Zielorientierung und Halt bei der Umsetzung. Das habe ich selbst auch getan und es war Gold wert.

Hier geht es zum Instagram-Profil von Prof. Dr. Jessica Di Bella


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