Schwangerschaft & Geburt

Geburt & Corona: Das musst du wissen!

von
Dorothee Dahinden

Eine Geburt während der Corona-Pandemie – das ist an sich schon harter Tobak. Keine Frage! Und nun kommt dazu, dass einige Kliniken beschlossen hatten, dass Schwangere nur noch alleine gebären dürften – ohne Partner*in. Entsetzen und große Sorge bei vielen (werdenden) Familien! Entscheidungen, die auch wieder rückgängig gemacht wurden…nur: Was ist, wenn mich genau das trifft? Was kann ich tun? Ist die Hausgeburt eine Alternative? Unsere Frauenärztin Judith hat wichtige Infos für euch!


„Ich habe das VOLLSTE Mitgefühl und die Situation schmerzt mich.“

Dr. Judith Bildau, Frauenärztin & MutterKutter-Autorin

Liebe Judith, Corona und Geburt – auf was müssen sich schwangere Frauen und ihre Partner*innen genau einstellen? Welche Vorsichtsmaßnahmen wurden getroffen? Und warum?

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Foto: Dr. Judith Bildau, Frauenärztin & MutterKutter-Autorin

Liebe Doro, es sind schwierige Zeiten für alle Menschen. Leider macht diese furchtbare Krise auch vor den Schwangeren nicht halt. Es tut mir im Herzen weh, dass die werdenden Mütter nun diese besondere Zeit ihrer Schwangerschaft mit diesen Sorgen verbringen müssen. Es gibt nun eine Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG). Diese möchte ich euch gerne vorstellen und, soweit es mir möglich ist, auch erklären. Sie hat, auch wenn es für viele Menschen aktuell unverständlich erscheint und auch einfach sehr schwer wiegt, ihre Berechtigung.

Geburt & Corona: Krankenhäuser dürfen es unterschiedlich handhaben

  1. Maximal eine Person darf die Schwangere bzw. Gebärende in den Kreißsaal begleiten. Es darf keinen Personenwechsel geben.
  2. Personen, die positiv auf das Coronavirus getestet wurden, dürfen weder den Kreißsaal, noch die Wochenbettstation betreten.
  3. Schwangere, die Kontakt mit infizierten Personen hatten oder sich in den letzten 14 Tagen in einem Risikogebiet aufgehalten haben, sollten während ihres ganzen Aufenthaltes einen Mundschutz tragen.
  4. Grundsätzlich bleiben die Neugeborenen nach der Geburt, auch bei einer nachgewiesenen Infektion, bei der Mutter. Stillen und Bonding sind nicht eingeschränkt, ggf. eben mit Mundschutz.
  5. Besuche auf der Wochenstation sind, außer für die Väter und andere Kinder und nur, wenn sie keinen Infektionsverdacht haben, zu beschränken.

Das sind allerdings nur Empfehlungen, keine „Gesetze“. Das bedeutet, dass Krankenhäuser es unterschiedlich handhaben dürfen. Es gibt mittlerweile auch Kliniken, die aus Sicherheitsgründen gar keine Begleitpersonen mehr in den Kreißsaal lassen. Auch zu den regulären Vorsorgeuntersuchungen in die Praxen müssen die Schwangeren nun meist allein kommen.

Geburt und Corona-Pandemie: „Die Kapazitäten der Intensivmedizin sind beschränkt.“

Nun klingt es fast brutal als Laie, für einige vielleicht sogar übertrieben? Warum sind diese Maßnahmen in deinen Augen so wichtig?

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Wir haben es mit einem neuartigen Virus zu tun. Er ist, soweit wir das aktuell alles beurteilen können, sehr infektiös, das heißt, eine Ansteckung ist relativ schnell möglich. Wir mussten leider auch erfahren, dass es eine recht hohe Mortalität gibt. Übersetzt heißt das, dass vor allem ältere und vorerkrankte Menschen, daran versterben können. Sehr viele Menschen erkranken, auch junge und vollkommen gesunde, sehr schwer durch eine Infektion und benötigen eine intensivmedizinische Versorgung, häufig auch in Kombination mit einer künstlichen Beatmung.

„Eine Ausbreitung des Virus in einer medizinischen Einrichtung wäre eine Katastrophe.“

Die Kapazitäten der Intensivmedizin sind beschränkt. Im schlimmsten Fall können bei Bedarf nicht mehr alle infizierten und erkrankten Menschen ausreichend medizinisch versorgt werden. Aus diesem Grund muss man nun alle möglichen Vorsichtsmaßnahmen treffen, um eine Ausbreitung des Virus zu vermeiden bzw. zu verlangsamen. Gerade in einem Krankenhaus, wo eben auch viele kranke und ältere Menschen sind, müssen ganz besondere Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden. Eine Ausbreitung des Virus in einer medizinischen Einrichtung wäre eine Katastrophe. Viele Menschen, vor allem junge, sind infiziert und zeigen keinerlei Symptome. Folglich werden sie auch nicht auf eine Infektion mit dem Coronavirus untersucht und wissen gar nicht um sie. Deshalb ist die Menschen, die die Krankenhäuser betreten, auf ein mögliches und menschlich vertretbares Minimum zu reduzieren.

Liebe Judith, nun frage ich mich: Wer muss denn nun grundsätzlich eine Schutzmaske tragen bei der Geburt? Und wenn das der Fall sein sollte: Wie geht das mit der Maske bei den Wehen?

Grundsätzlich Masken im Kreißsaal und auch auf Wochenbettstation tragen sollten Frauen, die Kontakt mit einer Corona-positiven Person hatten bzw. sich in den letzten 14 Tagen in einem Risikogebiet aufgehalten haben. Die Masken sind zwar nicht besonders „bequem“ und können auch wirklich nerven, dennoch ist natürlich ein Atmen und damit auch das normale Veratmen der Wehen problemlos möglich.

„Ich habe grundsätzlich aus medizinischer Sicht Bedenken, was Hausgeburten angeht.“

Offenbar überlegen jetzt viele Frauen, zuhause zu gebären. Ist das für dich eine Klinikalternative?

Doro, ich bin Frauenärztin. Ich habe während meiner Berufstätigkeit in verschiedenen Krankenhäusern und auch Kreißsälen schon so einige Notfallsituationen erlebt. Leider. Ich habe grundsätzlich aus medizinischer Sicht Bedenken, was Hausgeburten angeht, respektiere aber selbstverständlich (!) jeden Wunsch der Schwangeren. Wichtig ist, dass die Frauen in jeder Hinsicht gut aufgeklärt werden. Meiner Meinung ebenso wichtig ist, dass die Frauen von den Hausgeburtshebammen sehr gut ausgewählt werden. Das heißt, keine Risikofaktoren haben, es keinerlei Schwangerschaftskomplikationen etc. gab. Es ist keinesfalls jede Schwangere für eine Hausgeburt geeignet! Jetzt grundsätzlich zu sagen „Ich gebäre zuhause, weil für mich die Klinikssituation unerträglich ist“, halte ich persönlich für sehr gefährlich und ich möchte dringend davon abraten.

Geburt und Corona-Pandemie: „Habt Vertrauen in die Geburtshilfe!“

Ich wäre als Schwangere auch extrem besorgt – Geburt ohne Partner*in oder mit Schutzmaske – das klingt krass. Was würdest du mir antworten, wenn ich dich kurz vor der Geburt anrufen und meine Sorgen schildern würde? Welche Tipps hast du für diese Extremsituation unter der Geburt?

Ich habe das VOLLSTE Mitgefühl und die Situation schmerzt mich. Wir sitzen alle in einem Boot, aktuell alle Menschen dieser Welt. So sehr ich es menschlich bedauere, so sehr weiß ich, dass wir alle, mehr oder weniger einschneidende, Einschränkungen hinnehmen müssen. Damit möchte ich die Sorgen und Ängste der Frauen nicht klein reden, im Gegenteil. Ich möchte sie nur trösten, ermutigen, die aktuelle Situation mutig und vielleicht auch positiv mit uns zu gestalten. Habt Vertrauen in die Geburtshilfe! Ihr werdet auch höchstem Niveau betreut und begleitet! Alle wissen um eure besondere Situation und sie werden für euch da sein, davon bin ich überzeugt! Und: Nach der Geburt werdet ihr in euren eigenen vier Wänden, in eurem neuen Familienleben, alle gemeinsame Zeit der Welt haben. Bleibt stark!

Anmerkung: Die hier geteilten Antworten geben den aktuellen Stand der Situation dar. Sie dienen lediglich der Information; eine Haftung kann nicht übernommen werden.

♥ Unsere MutterKutter-Frauenärztin Judith bloggt über ihr Leben als Ärztin in Italien und über die aktuelle Corona-Krise dort auf ihrem Instagram-Account.


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