Beziehung

Elternsein & Corona: So übersteht ihr die Krise als Paar!

Gedanken-Impulse zum Elternsein während Corona vom Paarberater Sascha Schmidt.

von
Dorothee Dahinden

Elternsein während Corona: Unser Paarcoach Sascha Schmidt gibt Tipps, wie ihr die Krise als Eltern und als Paar meistert.


Corona-Krise: Was macht es mit der Beziehung der Eltern?

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Sascha Schmidt, Paarcoach & familylab-Berater aus Bordesholm

Ich wurde neulich von einem Radiomoderator gefragt, ob Corona in den Familien die Paarbeziehungen sprengen oder kitten werde. Schräg, denn die Frage habe ich vor Kurzem auch meiner Frau gestellt: Was wäre, wenn wir in Quarantäne müßten? Halten wir zwei Wochen durch? Gehen wir uns auf den Keks? Droht danach die Trennung? Oder verlieben wir uns neu? Kommen wir ganz anders in Kontakt? Gibt es eventuell sogar Nachwuchs Ende 2020? Theoretische Fragen – klopf, klopf auf Holz.


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Die derzeitige Situation macht etwas mit unserenm Familienleben und Beziehungen. Teilweise merken und sehen wir das; oft passiert es unter dem Wahrnehmungsradar. Fakt ist: Kinder brauchen jetzt Eltern, die besonnen, gelassen und sicher agieren. Denn Mütter und Väter sind der emotionale Anker, an denen sich die Kinder festhalten. Soweit die Theorie.

Elternsein während Corona: Elternsorgen prallen auf berufliche Ängste!

Im Alltag ist es schwer, durchgehend besonnen, gelassen und sicher zu sein. Wer betreut die Kinder wann und wie? Welcher Erziehungsstil gilt jetzt, wo beide Eltern daheim sind? Wie gehen wir mit Aggressionen und Enttäuschungen der Kids um, wenn denen die Decke auf den Kopf fällt oder Geburtstagsfeiern gestrichen werden müssen? Zu diesen Elternsorgen kommen berufliche Ängste: Behalte ich meinen Job? Wie groß wird der Verdienstausfall? Bin ich akut schon existenziell bedroht als Selbstständiger? On top wird jeder von uns jetzt mit seiner eigenen Biographie konfrontiert. Wie gehe ich mit Krisen und Veränderungen um? Werde ich panisch, stoisch oder aggresiv? Glaube ich der Wissenschaft – was ich sehr befürworte für einen klaren Kopf – oder lasse ich mich auf esotherische Erklärungsmodelle bis hin zu Verschwörungstheorien ein?

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Ein Beispiel übder die Wirkung der eigenen kindlichen Geschichte: Ich hatte eine Mutter in der Online-Beratung, die erzählte mir unter Tränen, dass sie große Ängste spürt. Sie kam aus den neuen Bundesländern und hat als Pubertierende den Zusammenbruch eines ganzen Systems erlebt. Die Ängste und Nöte der eigenen Eltern, als klar wurde, dass nichts mehr so ist und sein wird, wie es wahr. Die leeren Regale in Supermärkten reaktivieren dieses tief gespeicherte Gefühl von Ohnmacht und Verlust. Ihr westdeutscher Mann kann das nicht nachvollziehen; er macht sich lustig darüber, was sie tief kränkt. Die Kinder spüren parallel, dass zwischen Mama und Papa eine für sie nicht nachvollziehbare Spannung ist. Wie damit umgehen?

Elternsein: Mein Paar-Credo lautet „Verstehen ist Liebe“! 

Wenn ich weiß, wie ich ticke, was mich berührt und abschreckt, dann kann ich meinem Partner eine Gebrauchsanweisung geben. Also: „Lass mich mit den Nachrichten-Ticker in Ruhe, zuviel Dauerinfos spannen mich an.“ Oder: „Ich brauche pro Tag eine Stunde für mich ganz alleine hinter geschlossener Tür, damit ich Kraft und Ruhe tanken kann.“ Das Gleiche gilt für den Partner.

Wie gehen Eltern vor den Kindern damit um, wenn sie die Corona-Krise unterschiedlich bewerten? Also der Vater der Hamsterkäufe tätigt und die Mutter, die sich darüber lustig macht? Für die Kinder sind beide Elternteile jetzt ein wichtiger Leuchtturm. Unterschiedliche Botschaften alá „Alles ganz schlimm!“ oder „Alles halbsowild, geht ruhig raus!“ verwirren und bringen Kinder in einen Loyalitätskonflikt. Wem soll ich vertrauen? Häufig entscheiden sich die Kinder intuitiv für den Elternteil, mit dem sie bisher die meiste Zeit verbracht haben. Das schmerzt den anderen Elternteil und kann zu einer Retourkutsche auf der Paarebene führen. Deswegen ist es wichtig, dass Eltern jetzt als Erwachsene handeln. Wenn verschieden Auffassungen zu Corona da sind, dann kann ich das klar und deutliche benennen, ohne den Partner zu beschämen: „Papa sorgt sich um uns. Das ist gut“ und „Mama sieht einiges lockerer als ich. Das entspannt.“

Dies klappt nur, wenn Sie es schaffen, in sich zu ruhen und achtsam Ihre eigenen Impulse zu beobachten. Das ist keine leichte Aufgabe in der familiären Ausnahmesituation. Mein Tipp für Eltern-Paare lautet: Erlauben Sie Ihrem Partner uns sich selbst tägliche Auszeiten vom Familien- und Beziehungsleben. Das können zehn, dreißig Minuten bis hin zu einer Stunde sein. Geben Sie sich als Mutter und Vater die Chance aufzutanken mit dem, was Ihnen gut tut – ohne Wertung. Sport, Yoga oder Playstation sind gleichberechtigt. Was zählt ist, dass Sie wieder Energie gewinnen.

 „Es werden Paare jedoch auch Schiffbruch erleben.“

Zurück zu der Ausgangsfrage: Werden Beziehungen die Krise überleben? Ich denke sowohl als auch. Es gibt Eltern-Paare, die ganz sicher und zugewandt die Zeit erleben und meistern. Andere werden alte Streigkeiten plötzlich als nichtig und uninteressant empfinden angesichts der familiären Herausforderungen. Also Ballast geht über Bord und man stellt fest, wie toll oder zuverlässig der Partner doch eigentlich ist. Es werden Paare jedoch auch Schiffbruch erleben. Krisen sind Augenöffner. Wer sich schon immer allein gelassen fühlte mit dem Familienleben und jetzt keine partnerschaftliche Unterstützung erfährt, wird diese nach Corana wohl weiterhin nicht bekommen. Das ist schmerzhaft und erkenntnisreich zu gleich.

Unsere Kinder werden sich an eine Stimmung zwischen Mama und Papa erinnern.

Ich persönlich plädiere dafür, die Krise als Chance für die Beziehung zu sehen. Chance im Sinne von Klarheit gewinnen, Selbstoffenbarung zu üben – zum Beispiel via Gebrauchsanweisung – und über die Selbstfürsorge (Auszeiten) offen zu bleiben für die Bedürfnisse des Partners. Als Motivation mag dienen: Unsere Kinder werden sich nicht an Corona erinnern, sondern an eine Stimmung in der Familie zwischen Mama und Papa. Diese beeinflusst nicht Corona, sondern wir als Eltern-Paare mit unserem Umgang damit. Ich wünsche hierzu von Herzen gutes Gelingen.

Bleiben Sie besonnen und gesund!

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