Wir müssen reden!
Herzstück

Corona-Pandemie: gemeinsam gegen das Virus & den Hass!

Ein Appell von Frauenärztin Dr. Judith Bildau, Notfallärztin Dr. Caro Holzner, Arzt Dr. Dr. Tobias Weigl, Journalist Marc Raschke und Diplom-Psychologin Annika Rötters.

von
Dr. med. Judith Bildau

Ein dringender Appell in der Corona-Pandemie für mehr Miteinander statt Gegeneinander!


In diesem Artikel findest du einige Verlinkungen zu den Schreiber*innen des Gast-Artikels (unbeauftragte Werbung*).


Corona-Pandemie: „Ich bin mittlerweile an einem Punkt, an dem es mir immer schwerer fällt, emotionslos zu diskutieren.“

Dr. med. Judith Bildau, Frauenärztin & MutterKutter-Autorin
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Frauenärztin & MutterKutter-Autorin Dr. Judith Bildau. Lebt und arbeitet in Italien.

Mein Postfach ist seit Wochen, hm, vielleicht auch schon seit Monaten, voll mit Nachrichten, die mich kritisieren. Manchmal wollen mich die Absender*innen ‚aufklären‘, manchmal werde ich beschimpft und immer öfter werden nun auch meine Qualitäten als Mutter von anderen Müttern in Frage gestellt. „Wie kannst du es zulassen, dass dein Kind Maske tragen muss und es auch noch richtig finden?“ Mir wird wahlweise unterstellt, dass ich von meinen Modelagenturen dafür bezahlt werde, ‚dramatisch‘ aus Italien zu berichten oder auch, dass ich finanziell an der Anzahl durchgeführter bzw. positiver Tests beteiligt werde. Ich bin mittlerweile an einem Punkt, an dem es mir immer schwerer fällt, emotionslos zu diskutieren.

Corona-Pandemie 2020: „Der Sommer war ruhig, der Herbst brachte erneutes Unheil.“

Denn wohin soll ich mit meinen ganzen Emotionen, die nun schon seit Monaten, seit Beginn der Pandemie, in mir brodeln? Wenn es jemanden gibt, der möchte, dass dieser Alptraum aufhört, dann bin mit Sicherheit ich es. Ich bin im Februar diesen Jahres, wie wir alle hier, in einen Strudel aus Angst, Unsicherheiten und Verzweiflung hineingezogen worden. In Wellen und beinahe ohne Verschnaufpause hat Covid-19 das Leben meiner Familie und mir aus den Angeln gehoben. Im Frühjahr saßen meine Töchter über 2 Monate in Hausisolation, während in Teilen Italiens die Toten mit Lastwagen abtransportiert wurden (ich reagiere hier im Übrigen sehr empfindlich auf den Einwand der ‚medialen Panikmache‘.) Mit Freundinnen von mir, die ihre sterbenden Elternteile in Norditalien weder sehen noch verabschieden durften. Während meine Töchter zu Hause und mit wackeliger Internetverbindung Homeschooling machen mussten, mein Mann in Deutschland saß und nicht zu uns kommen durfte, arbeitete ich im Krankenhaus, versorgte die Frauen auf dem Land, machte Hausbesuche, arbeitete den größeren Zentren zu. Kolleg*innen erkrankten, teilweise sehr schwer, Nachbarn starben. Der Sommer war ruhig, der Herbst brachte erneutes Unheil.

Corona-Pandemie: „Das letzte, was ich an dieser Stelle möchte, ist Mitleid.“

Corona-Pandemie
Credit: Dr. med. Judith Bildau

Ich arbeite nun im Covid-19-Zentrum und auf die (berechtigte) Frage, warum denn dort eine Frauenärztin gebraucht wird, versuche ich immer wieder zu erklären, dass Krankenhäuser und Gesundheitssysteme eben an solche Grenzen stoßen können, dass Fachdisziplin keine Rolle mehr spielen, dass das Virus bedauerlichere nicht vor Schwangeren halt macht und, ja, dass Covid sich leider nicht nur auf die Lunge beschränkt, sondern eben auch andere Bereiche des (weiblichen) Körpers in Mitleidenschaft ziehen kann.

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Wir sitzen wieder im Lockdown, der nicht mit einem Light-Lockdown zu vergleichen ist. Das letzte, was ich an dieser Stelle möchte, ist Mitleid. Was ich mir wünsche, ist: Respekt. Wurden während der „ersten Welle“ Pfleger*innen und Ärzte*innen beklatscht, so werden sie mittlerweile eher als ‚Panikmacher*innen‘ beschimpft, oft sogar auch sozial geschnitten, denn, falls es dieses Virus nun doch geben sollte oder es eventuell doch gefährlicher als eine Grippe sein sollte, anstecken möchte sich nun doch niemand.

Corona-Pandemie & die Verschwörungstheorien:

„Ich bekomme Nachrichten von Menschen, die mir schreiben, dass italienische Intensivmediziner*innen kranke Menschen mit ihrem Beatmungsprotokoll umbringen würden.“

Ich bin ein Mensch. Ich habe meine Familie in Deutschland seit einem Jahr nicht mehr gesehen. Ich wünsche mir oft nichts mehr, als meine Mama hier an meiner Seite zu haben, doch das Risiko für sie wäre zu groß. So komme ich abends nach Hause, nach einem langen Tag in der Klinik, mit viel Leid und immer wieder der Sorge, vielleicht doch mal nicht richtig aufgepasst und sich angesteckt zu haben- und noch viel schlimmer: Andere Menschen angesteckt zu haben. Öffne ich meine sozialen Netzwerke (vielleicht ist das mein Fehler), sehe ich meinen Namen verlinkt auf Seiten irgendwelcher ‚Verschwörungsärzte‘ und der Frage, ob man mich nicht endlich ‚vom Gegenteil‘ überzeugen könne, werden meine Beiträge als Beispiel ‚mediale Angststarre‘ geteilt.

Ich bekomme Nachrichten mit dem Inhalt, wie man PCR-Tests eigentlich richtig machen müsse und auf meine Nachfrage, wie viele die absendende Person davon denn schon selbst in ihrem Leben durchgeführt habe, die platte Antwort „keine“. Ich bekomme Nachrichten von Menschen, die mir schreiben, dass italienische Intensivmediziner*innen kranke Menschen mit ihrem Beatmungsprotokoll umbringen würden. Dass die Zufuhr von Mineralstoff xy eine Infektion verhindern würde, für die Pharmaindustrie aber nicht rentabel sei. Schaue ich in die Profilbeschreibungen der Personen, steht dort „Health Coach“, „Life Coach“ oder auch „Mum/ Dad of 3“. Ein Hinweis auf wissenschaftliches Arbeiten bzw. eine Berufstätigkeit im medizinischen Bereich fehlt selbstverständlich.

„Lasst mich in Ruhe. Zerstört mein Vertrauen in die Menschheit nicht noch mehr.“

Ich frage mich jedes Mal, was diese Menschen eigentlich von mir wollen. Glauben sie tatsächlich, dass ich ihre Nachrichten lese, mir dann ein Licht aufgeht und ich alles vergesse bzw.als Lüge strafe, was ich in den letzten Monaten gesehen, erlebt und gearbeitet habe? Dass ich mein Erlebtes ihrer vermeintlichen Ahnung, ihres, in einschlägigen Portalen zusammengesuchtes oder von irgendwelchen, meist fachfremden Personen behauptetes, Wissen über die Realität stelle, die ich tagtäglich erlebe?

Deswegen möchte ich hier noch einmal (und ich hoffe, in einem angemessenen Ton) schreiben: Lasst mich in Ruhe. Zerstört mein Vertrauen in die Menschheit nicht noch mehr. Nein, ihr seid keine ‚Freiheitskämpfer‘ und, nein, ihr seid keine ‚Freigeister‘. Ihr seid egoistische, selbstbezogene Teile unserer Gesellschaft. Wie ich gerade feststellen muss, ist dieser Teil leider nicht sehr klein. Ihr seid auch keine Fachleute. Ihr sucht euch euer vermeintliches Wissen irgendwo zusammen, verteilt medizinische Falschinformationen und bezieht euch gerne auf vermeintliche Wissenschaftler*innen, deren Aussagen weltweit mehrfach widerlegt wurden, nur weil sie euch gefallen und euch in den Kram passen. Ihr möchtet besonders sein? Besonders schlau? Zusammenhänge erkennen? Dann tut das! Übt (berechtigte) Kritik an der Unübersichtlichkeit der Schutzmaßnahmen, bitte immer mit dem Wissen, dass sich medizinische Wissensstände im Verlauf einer Pandemie ändern können.

Gemeinsam miteinander statt gegeneinander in der Corona-Pandemie!

Macht konstruktive Vorschläge, ohne immer nur zu meckern, anzuklagen und alles abzulehnen. Bringt sie aufs Papier, leitet sie den richtigen und wichtigen Stellen zu. Tut euch konstruktiv zusammen und sagt, was ihr braucht, um psychisch und wirtschaftlich irgendwie ‚heil‘ aus dieser Situation rauszukommen. Lasst uns gemeinsam den ewigen Sparkurs in den Gesundheitssystemen ankreiden. Aber, bitte, lasst diesen ‚Verschwörungskack‘, haltet euch an simple Hygiene- und Schutzmaßnahmen und das wichtigste: Lasst eure Kinder im Ruhe! Hört auf, ihnen das Gefühl zu geben, sie würden in einer grauenvollen Welt aufwachsen, in der sie nicht sicher sind, auch wenn die Situation gerade für unsere Kinder schwer ist. Hört auf, sie mit auf irgendwelche Demonstrationen zu schleppen und als eure Schutzschilde zu benutzen. Das ist ein Vergehen an ihnen.

„Hört auf, euren Frust, auf eure Kinder zu übertragen.“

Stattdessen: Fangt sie auf in ihrer aktuellen Trauer, tröstet sie, bestärkt sie, haltet sie fest. Geht gemeinsam durch diese schwere Zeit, mit dem Wissen, dass sie absehbar ist und dass wir danach als Gesellschaft gestärkt daraus hervorgehen (können). Zeigt euren Kindern, dass eine Maske nervig ist (oh ja, das ist sie!), aber auch, dass sie keinesfalls das Ende einer persönlichen Freiheit bedeutet, sondern viel mehr ein Zeichen des Respekts und der Verantwortung gegenüber anderen ist. Hört auf, euren Frust, auf eure Kinder zu übertragen.

Bitte zieht keine Vergleiche!

Und zum Schluss noch: Lasst diese lächerlichen Vergleiche mit wahren Freiheitskämpferinnen. Ihr seid das Gegenteil davon. Hört auf Gesetzesänderungen, die selbstverständlich kritisiert werden dürfen, mit dem Aufheben von Gesetzen in einer sehr, sehr dunklen, grausamen Vergangenheit zu vergleichen. Mit all dem tut ihr euch nämlich selbst keinen Gefallen. Denn es zeigt: Es geht euch nicht wirklich um den Schutz eurer Kinder, ihr habt eine komplett falsche und völlig überzogene Selbstwahrnehmung, sagen wir auch gerne ‚Realitätsverlust‘, und bedauerlicherweise keine Ahnung von Geschichte.

Und zu guter Letzt: Danke, an alle, die mit so viel Herzblut, Bereitschaft zur Diskussion und echten Zusammenhalt durch diese Krise gehen. Danke für euren Mut, euer Durchhaltevermögen, euren unersetzlichen Galgenhumor, euer Sein. Ich hoffe von Herzen, ganz viele von euch auch in meinem ‚wahren‘ Leben treffen zu dürfen, mit echter Nähe, ohne Mundschutz und dafür mit einer herzlichen Umarmung. Ich freue mich sehr darauf und bin fest davon überzeugt, dass es bald so sein wird!

Corona in Deutschland

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Corona-Pandemie: „Hass & Hetze im Netz ist nicht durch Kommunikation im Netz zu beheben.“

Marc Raschke, Journalist und Kommunikationsberater
Corona-Pandemie
Credit: Marc Raschke

Auch wenn das viele nicht hören mögen, was in 2021 vor uns liegt, wird eine Corona-Dauerwelle sein: ein Auf und Ab. Und Auf und Ab. Es wird jedenfalls nicht nach Weihnachten oder Silvester Schluss mit Corona sein.

Die öffentlichen Erregungswellen werden entsprechend parallel verlaufen. Eines ist dabei klar: Hass & Hetze im Netz ist nicht durch Kommunikation im Netz zu beheben. Das ist vergebene Liebesmüh, wie man u.a. aus der Kommunikationswissenschaft und Radikalisierungsforschung weiß.

Corona-Pandemie: „Für die Fehlleistungen anderer darf man sich nicht verantwortlich fühlen.“

Klar muss für den Empfänger solcher digitalen Hass-Nachrichten sein: Die Mail sagt ausschließlich etwas über den Sender aus, nichts über den Empfänger. So wie ein Baum auch einfach nur da stand, als der Betrunkene daran verunglückte und dieser den Baum aber noch im Nachhinein beschimpfte: „Ich hab doch noch gehupt“. Für die Fehlleistungen anderer darf man sich nicht verantwortlich fühlen.

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„Entmutigen lass ich mich aber nicht. Schon alleine deshalb nicht, weil ich immer noch Ärztin bin und bleibe.“

Dr. med. Caro Holzner, Fachärztin für Anästhesie, Intensivmedizin und Notfallmedizin
Corona-Pandemie
Credit: Dr. med. Caro Holzner

Ich bin müde. Müde zu erklären, müde immer und immer wieder das gleiche zu berichten. Es kommt mir mittlerweile vor, wie eine Schallplatte – mit Sprung. Und ja, ich kenne tatsächlich noch Schallplatten. Als Kind stand ich oft stundenlang vor dem Plattenspieler und habe der sich drehenden Platte zu gesehen und geduldig gewartet, wie die Nadel auf und ab ging.

So kommt es mir aktuell vor. Wie eine Langspielplatte, die sich dreht und dreht und es irgendwie nicht weitergeht. Nur mit dem Unterschied, dass ich nicht beschimpft wurde, wenn die Platte nen Sprung hatte, das falsche Lied lief oder der Strom ausfiel. So wie heute. Ich möchte Aufklärung betreiben, situativ, aus meiner Sicht als Ärztin Menschen sensibilisieren, aufmerksam machen und helfen.

„Ich bin müde.“

Aber ich bin müde. Und zwar nicht durch die FFP 2 Maske, die mindestens 9h auf meinem Gesicht festtackert ist. Sondern durch die Ignoranz der Menschen. Das ermüdet. Macht mich fertig. Entmutigen lass ich mich aber nicht. Schon alleine deshalb nicht, weil ich immer noch Ärztin bin und bleibe. Ob es euch passt, oder nicht. Und manchmal wünsche ich mir einfach den Plattenspieler zurück. Und die Situation, der Platte zuzusehen. Einfach so. Glücklich. Und ohne Maske.

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„Auch wir Ärzte auf Instagram geben uns die größte Mühe, den Durchblick zu behalten und nur wirklich wertige Informationen weiterzugeben.“

Dr. Dr. med. Tobias Weigl, Arzt & Schmerzforscher
Corona-Pandemie
Foto: Dr. Dr. med. Tobias Weigl

Solidarität zu zeigen, ist aktuell deshalb so wichtig, weil wir durch die Maßnahmen nicht primär uns, sondern andere schützen. Und zwar vor allem diejenigen, die mit schwereren Verläufen, Komplikationen und Folgen zu rechnen haben, weil sie entweder alt und/oder vorerkrankt sind!

Die Intensivstationen füllen sich Woche um Woche, es werden immer mehr COVID-19-Patient*innen und mehr als die Hälfte dieser Patient*innen muss aktuell sogar invasiv beatmet werden. Wir als Mediziner*innen kümmern uns intensiv um jeden Fall, Leugner*innen oder nicht, und setzen uns den Gefahren direkter aus als kaum eine andere Berufsgruppe. Deshalb ist es nur richtig und wichtig, dass auch die „weniger betroffenen“ Personengruppen mit an diesem Strang ziehen und wir alle zusammen arbeiten.

„Bei Corona ist das Problem nun einmal vor allem die rasante Verbreitung.“

Nach Sichtung der weltweiten Zahlen kann man doch nicht mehr behaupten, es handele sich bei COVID-19 um nicht mehr als eine Grippe – die ganz nebenbei bemerkt für die gleichen Risikogruppen potenziell genauso verheerend ist. Bei Corona ist das Problem nun einmal vor allem die rasante Verbreitung. Wir befinden uns in Deutschland immer noch in einer verhältnismäßig komfortablen Position, was die Zahlen angeht. Damit das so bleibt, heißt es weiter zusammenhalten, AHA-Regeln beachten und Zusammenkünfte auf unbestimmte Zeit verschieben.

Weltweit sind Faktenchecker wie „Correctiv“ jetzt schon monatelang damit beschäftigt, die unzähligen Falschinformationen zur aktuellen Pandemie zu prüfen und zu korrigieren. Auch wir Ärzte auf Instagram geben uns die größte Mühe, den Durchblick zu behalten und nur wirklich wertige Informationen weiterzugeben. Wichtig ist jetzt v. a. weiterhin Ruhe bewahren, faktenbasiert vorgehen und unermüdlich zu sein, was die Aufklärungsarbeit angeht.

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In diesem MutterKutter-Interview spricht er über den Pflegenotstand


„Ich kann einzelne Maßnahmen in Frage stellen – und eine Maske tragen, um andere zu schützen. Warum es ok ist, Maßnahmen in Frage zu stellen – und nicht ok, mit Nazis zu marschieren.“

Annika Rötters, Diplom-Psychologin & MutterKutter-Gastautorin
Essstörung Schwiegermutter Crew easy Windelfrei Corona-Jammern Traumjob finden
Foto: Michele Rötters

Manchmal gibt es mehr als Schwarz und Weiß. Widersprüche zulassen. Kaum jemand, den ich kenne, findet bedingungslos alle Maßnahmen gut. Ja, ich kann einzelne Maßnahmen doof finden. Und mich trotzdem daran halten, während ich konstruktiv an einer alternativen Lösung (mit)arbeite. Es ist ein bisschen wie mit dem „nicht-gerne-schwanger-sein“ – das hat ja auch nichts damit zu tun, wie sehr eine Mutter ihr Kind schon in der Gebärmutter liebt (und wie sehr das Kind gewünscht und gewollt ist).

Es ist nicht Schwarz oder Weiß, „Schlafschaf“ oder „Covidiot“. Nicht jede*r Maskenträger*in findet es super, Maske zu tragen (die meisten Menschen, die ich kenne, finden das sogar eher ziemlich doof…). Und gleichzeitig mangelt es derzeit (noch) an vernünftigen Alternativen, um so viele Menschen wie möglich zu schützen.

Corona-Pandemie und unser Gehirn: wir wollen in Stress-Situationen Einfachheit.

Ich muss kein Corona-Leugner sein, um Maßnahmen zu kritisieren. Und gleichzeitig sind es gerade die Corona-Leugner, die sich derzeit darstellen, als ob niemand sonst „sich traut, die aktuelle Situation zu kritisieren“. Mal ganz davon abgesehen, dass es viel konstruktive Kritik gibt. Damit geht die Diskussion völlig am Punkt vorbei – und anstatt gemeinsam konstruktiv Lösungen zu erarbeiten, liegt der Fokus plötzlich auf Unterschieden: „wir gegen die“ , Schlafschafe vs. Kaninchen. Das liegt zum Teil daran, dass unser Gehirn in Stress-Situationen nicht dafür geeignet ist, Dialektik auszuhalten – da wollen wir Einfachheit. Schwarz oder weiß. Ja oder nein. Schnutenpulliträger oder Corona-Leugner.

Corona-Pandemie: „Wir können auch aus Fehlern anderer lernen.“

Dabei ist das gar nicht der Punkt! Jede*r kann sein, wie er*sie ist – und gleichzeitig gemeinsam miteinander füreinander alles dafür tun, dass so viele von uns wie möglich diese Pandemie unbeschadet überstehen. Und für die Risikogruppe heißt das auch: überleben. Nur weil wir in Deutschland noch nicht erleben mussten, was Italien erleben musste und andere Länder gerade erleben, können hier Gedanken wie „vielleicht ist es gar nicht so schlimm“ überhaupt Nährboden finden. Ich glaube, man muss nicht jeden Fehler selbst machen, um daraus zu lernen. Wir können auch aus Fehlern anderer lernen.

Also lass Dich nicht einlullen, geh nicht mit Nazis marschieren. Sei laut und äußere dich kritisch, wenn Du etwas zu sagen hast. Denn entgegen der Behauptungen einzelner leben wir immer noch in einer Demokratie, wo jeder seine Meinung frei äußern kann. …besagte Einzelne tun dies ja derzeit sogar öffentlich – was in ein paar Jahren rückblickend betrachtet vermutlich einiges an humoristischem Potenzial haben wird…

Corona-Pandemie: „Wir müssen raus aus der Schockstarre (…) und rein ins gemeinsame Handeln.“

Und dann lass uns weiterhin bedenken, dass eine bedürfnisorientierte Grundhaltung nicht an der eigenen Wohnungstür endet. Diese weltweite Pandemie ist für uns alle die erste – für Politiker*innen, Ärzt*innen, Wissenschaftler*innen aller Professionen… und es ist ganz natürlich, dass sich Empfehlungen und Maßnahmen verändern und dem aktuellen Wissensstand anpassen.

Angst und Hass bringen uns gleichzeitig nicht weiter – wir müssen raus aus der Schockstarre, raus aus dem binären Denken… und rein ins gemeinsame Handeln.

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