Schwangerschaft & Geburt

Eipollösung: „So ein Eingriff muss besprochen werden!“

Die Hebammen Kerstin Lüking & Kathrin Vorbrink klären dich rund ums Thema Eipollösung auf. Dazu erzählt Mama Jenny, wie sie den Eingriff empfunden hat. Autorin: Dorothee Dahinden

von
Dorothee Dahinden

Eipollösung: zwei Hebammen erklären dir den Hintergrund und sagen dir, warum sie eine vorherige Aufklärung für irre wichtig halten.

„Die Wirkung dieser Methode erleben die Frauen unterschiedlich“

Kerstin Lüking, Hebamme und MutterKutter-Autorin

Eipollösung Babyschlaf Wochenbett mit Geschwisterkindern Crew
Kerstin Lüking, Hebamme und siebenfache Mutter
Foto: Dorothee Dahinden/ MutterKutter

Ich verstehe als Mutter und Hebamme jede Form der Ungeduld um den errechnenden Entbindungstermin. Man ist in Warteposition! Will endlich, dass es losgeht! „Frau“ ist den dicken Bauch und sämtliche Beschwerden einfach leid, die Neugier auf den eigenen Nachwuchs immens groß. Viele Frauen fragen mich, was man denn tun könne, damit nun endlich Geburtswehen einsetzen. Oft lehne ich mich gelassen und sehr zum Leidwesen meiner Frauen zurück! Meine Antwort lautet nämlich oft: „Abwarten und Geduld haben!“

Der Körper sollte eine gewisse Wehen-Bereitschaft zeigen.

In diesem Fall möchte nur diesen Satz irgendwie niemand hören. Natürlich kann man einiges ausprobieren, aber der Körper sollte schon eine gewisse Wehen-Bereitschaft zeigen, damit der „Schuss“ nicht nach hinten losgeht. Ob es nun die Homöopathie, eine Akupunktur oder ein bestimmter Tee ist! Viele Wege führen nach Rom und es bedarf immer einer Absprache mit einer Fachfrau, die in Abhängigkeit zu einem gestellten Befund ein geeignetes Mittel empfehlen kann.

Eipollösung: das wird gemacht!

Bei dieser Methode werden bei einer vaginalen Untersuchung die Eihäute mit einem Finger vom inneren Muttermund abgelöst. Der Muttermund muss dazu schon etwas geöffnet sein. Dadurch kommt es zu einer Ausschüttung von Prostaglandinen, die Wehen auslösen können. Die Wirkung dieser Methode erleben die Frauen unterschiedlich, von – extrem schmerzhaft bis fast nichts gemerkt – ist die ganze Bandbreite an Empfindungen vertreten.

Eine Eipollösung sollte nicht ohne Zustimmung der Schwangeren erfolgen!

In der Regel erleben die Frauen Schmierblutungen nach diesem Eingriff und ein mehr oder minder starkes Ziehen im Unterleib. Man sollte sich darüber bewusst sein, dass diese Methode immer einen eventuellen Blasensprung und einenTransport von Keimen zum Kind nach sich ziehen kann. Ganz klar ist, dass es sich um eine Intervention handelt, die man im Vorfeld immer abspricht und die nicht ohne die Zustimmung der Frau erfolgen sollte.

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„Ich hätte mir eine im Vorfeld ausführlichere Aufklärung gewünscht!“

Mama Jenny über ihre Eipollösung

Liebe Jenny, du hattest eine Eipollösung. Warum war sie nötig?

Eipollösung
Foto: Mama Jenny

Die Eipollösung wurde im Zuge der Einleitung mit dem Gel während des Abtastens des Muttermundes bzw. der Gelpositionierung gemacht.

„Ich habe mich nur geringfügig aufgeklärt gefühlt.“

Wie wurdest du darüber aufgeklärt?

Mir wurde es während der Gelplatzierung vorgeschlagen, mit den Worten „Wir würden das gerne bei Ihnen versuchen“. Dann zwei Sätze, was sie genau machen würden – und ich sollte entscheiden.

Wie hast du sie empfunden? Und was hat sie gebracht?

Ich habe mich überrumpelt gefühlt, aber da es schon Tag fünf der Einleitung war und sie mir versprachen, bei Schmerzen sofort aufzuhören, habe ich zugestimmt. Wider Erwarten habe ich es gar nicht bemerkt – schmerzlos und schnell ging es. Danach wurde zusätzlich das Einleitungsgel platziert und wir haben weiter gewartet… Ein paar Stunden später bekam ich die nächste Runde Gel und drei Stunden danach befand ich mich im Kreißsaal! Ob nun die Eipollösung dazu beigetragen hat oder nicht, kann ich nicht sagen…

„Ich hätte mir eine ausführlichere Aufklärung gewünscht.“

Was hättest du dir im Nachgang gewünscht?

Ich hätte mir eine im Vorfeld ausführlichere Aufklärung gewünscht! Vor- und Nachteile gern besprochen, da das komplett ausblieb!


Eipollösung – „So ein Eingriff muss besprochen werden und darf nicht einfach durchgeführt werden.“

Kathrin Vorbrink, Beleghebamme

Liebe Kathrin, du hast neulich einen Post bei Instagram zum Thema Eipollösung gemacht. Warum war es dir wichtig, dieses Thema aufzugreifen?

Eipollösung
Foto: Kathrin Vorbrink

Weil gerade meine Frauen, dich ich betreue, ganz ganz oft davon berichtet haben, dass es einfach ohne Vorwarnung war und schmerzhaft verlaufen ist. Die Frauen melden sich bei mir mit vaginalen Blutungen nach diesen Untersuchungen. Es betrifft meistens die Frauen, die kurz vor Termin sind.

Und weil es einfach oft ohne Aufklärung – ohne Vorwarnung – getätigt wird. Und das ist für mich ein NO GO. Ich wollte einfach hören und wissen, wie häufig das vorkommt. Ob ich das nur bei meinen Frauen beobachte oder ob das generell Praxis ist.

„Gewalt wird dann empfunden, wenn man mit den Frauen nicht spricht.“

Du schreibst unter anderem in deinem Post, Zitat: „…Ich bin kein großer Fan davon und mache es wirklich äußerst selten und bekomme immer wieder ein kleines Hörnchen, wenn man dies einfach „mal macht“ ohne eine Vorwarnung oder Erklärung“. Also…Ich war kurz baff. Ich habe die Eipollösung selbst zwei Mal „durch“ und habe sie schon als schmerzhaft empfunden. Ich wurde aber toll betreut und aufgeklärt. Direkte Frage: Gehört eine Eipollösung ohne Vorwarnung nicht schon zum Thema „Gewalt unter der Geburt“ – oder wie siehst du das?

Prinzipiell ist das schon eine gewisse Form der Gewalt unter der Geburt oder – in dem Fall – vor der Geburt. Dieses Thema ist gerade in der letzten Zeit sehr häufig durch die Medien gegangen, was  Gewalt unter der Geburt anbelangt. Was ich aber immer wieder feststellen muss, wenn ich solche Berichte höre oder wenn ich darüber was lese, dass ich glaube: Wenn man mit den Frauen anders umgehen würde, sie anders aufklären würde, einfach erklären würde, was man tut, warum man es tun muss oder möchte – dass die Frauen das in den wenigsten Fällen als Gewalt empfinden.

Gewalt wird dann empfunden, wenn man mit den Frauen nicht spricht. Und das passiert ja auch im Prinzip dann bei einer Eipollösung und das ist für mich dann überhaupt nicht nachvollziehbar – nur weil die Frau sich irgendwie um den Termin befindet oder auch über den Termin befindet – dies einfach zu tun.

Eipollösung ohne Vorwarnung macht man einfach nicht!

Dazu kennt man die Situation der Frau dazu gar nicht. Vielleicht hat sie nochmal irgendwas auf dem Schirm, was sie erledigen möchte. Ich kenne das ja von meinen betreuenden Frauen, dass sie zum Beispiel hoffen, nicht am Geburtstag ihres ersten Kindes zu entbinden. Demnächst stehen ja auch die Einschulungen an. Einige meiner Frauen haben halt Sorge, dass die Kinder zu dem Zeitpunkt kommen oder beten vielleicht, dass sich das Kind noch Zeit lässt oder noch früher kommt.

So ein Eingriff muss besprochen werden und darf nicht einfach durchgeführt werden. Und wenn er einfach durchgeführt wird ohne Vorwarnung, ist das eine gewisse Form von Gewalt. Das macht man halt einfach nicht.

Ich bin erschrocken über die Häufigkeit des „Nicht-Vorher-Sagens“!

Wie oft hörst du solche Geschichten? Und von welchen Erfahrungen haben dein*e Leser*innen erzählt?

Diese Geschichten höre ich sehr häufig, sobald die Frauen irgendwie ein bisschen am Termin oder über dem Termin sind. Ich bin halt sehr erschrocken davon, als ich den Bericht geschrieben habe, wieviele eigentlich darüber gesprochen haben, dass es einfach getan worden ist und sie nicht einverstanden waren.

Es gab natürlich auch Meinungen dazu, dass sie froh waren, dass es getan worden ist, auch ohne Vorwarnung – und sie froh waren, dass die Kinder geboren worden sind. Dann ist da halt auch immer die Frage: wie schmerzhaft war es jetzt oder nicht – oder wie wurde darauf eingegangen und hat mit den Frauen gesprochen und sie aufgeklärt.

Aber ich war halt sehr erschrocken über die Häufigkeit des Nicht-Sagen und darüber, dass die Frauen sich verletzt gefühlt haben, weil es getan worden ist.

Eipollösung ohne Vorwarnung? Ich rate zu einem Gespräch!

Wozu rätst du in so einem Fall: Angenommen, ich bekomme ungefragt eine Eipollösung – was sollte ich tun?

Raten würde ich, darüber ehrlich und offen zu sprechen bzw. das direkt anzusprechen.

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