Frauenheilkunde

Menstruation extrem: Was hilft, wenn der Tampon „explodiert“?

Tipps von unserer Gynäkologin Dr. med. Judith Bildau & unserer Hebamme Kerstin Lüking.

von
Dorothee Dahinden

Eine extreme Menstruation kann sehr belasten. Manche Frauen mögen währen der Periode kaum aus dem Haus. Und jetzt?

 Menstruation extrem: Schätzungsweise 10 von 100 Frauen, also 10% aller Menstruierenden, leiden unter einer Hypermenorrhoe!

Menstruation extrem Crew Diagnose Endometriose Blues im Wochenbett
Dorothee Dahinden, Herausgeberin MutterKutter// Credit: Anne Seliger

Menstruation extrem – ein Thema, das wir aus der Tabu-Zone holen möchten. Denn wir erleben es immer wieder, dass Frauen wirklich oft hinter vorgehaltener Hand über ihre Menstruation sprechen. Eine sehr starke Menstruation ist gefühlt noch tabuisierter. Und sie kann dazu sehr stressen. Und zwar dann, wenn wir bald stündlich den Tampon wechseln müssen, weil er einfach durchblutet. Dann, wenn wir uns vorher fragen, wie wir den Tag im Job überstehen sollen. Zum einen, weil wir gerne mit trockener Unterhose am Schreibtisch sitzen möchten – zum anderen, weil eine starke Blutung ja auch körperlich und psychisch schlaucht.

Hilfe, wie schaffe ich an den extremen Regelblutungstagen eine Bahnfahrt?

Ich, Doro, habe mit vielen Frauen gesprochen, die das Thema betrifft. Vor allem seit den Geburten, haben sie mir erzählt, sei die Regelblutung in vielen Zyklen extrem doll.

Ich selbst habe mich neulich gefragt: Was mache ich eigentlich, wenn ich eine Bahnfahrt nach Berlin an so einem Tag machen muss? Ist ja eh schon schwierig, bei dem Gewackel im Zug stehen zu bleiben und nicht aus Versehen mit dem nackten Hintern auf dem (öfter mal vollgepinkelten) Klositz zu landen … BÄH – da fangen die Keime in meinem Kopf an zu krabbeln und die übelsten Krankheiten auszulösen! Aber was ist, wenn ich dann noch gleichzeitig mit einem frischen und einem vollgebluteten Tampon jonglieren muss und der Zug in eine Kurve fährt? Arghs! Nicht, dass das Klo danach aussieht, als ob ich ´n lustiges Halloween Splatter-Reel für Instagram gedreht oder das Free Bleeding erstmals im ICE geübt hätte … Auch Kerstin rief mich neulich halb lachend, halb verzweifelt an, weil DER Menstruationstag komplett fürn Arsch war. Kopfweh olé, Müdigkeit ahoi, dazu dann noch Sorge um die neue WEIßE Matratze. Denn selbst der stärkste Tampon nimmt da keine Rücksicht. Schade auch! Wir empfehlen übrigens kaltes Wasser und Gallseife. Und alte Schlüppis – Judith, hattest du nicht noch einen aus Abi-Zeiten, von dem du dich schwer trennen konntest? Gröhl! So, nun im Ernst weiter!

Menstruation extrem: Das können wir tun, damit wir nicht leiden!

Aber: Was können wir tun, damit wir nicht leiden? Tipps haben für euch jetzt unsere Gynäkologin Dr. Judith Bildau und unsere Hebamme Kerstin Lüking, die in Sachen Naturheilkunde bewandert ist.

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Liebe Judith, ich spreche mit vielen Frauen, die genauso stöhnen wie ich: „Meine Fresse, hört das denn noch auf zu bluten.“ Wie oft hörst du diesen Satz von deinen Patientinnen? Und wen betrifft es?

Pubertas PraecoxJa, den Satz höre ich sehr oft! Eine starke Menstruationsblutung, man nennt sie auch „Hypermenorrhoe“, ist überhaupt nicht selten. Schätzungsweise 10 von 100 Frauen, also 10% aller Menstruierenden, leiden darunter. Das ist aber wirklich nur eine ungefähre Zahl. Ich bin mir sicher, die Dunkelziffer liegt höher. Definitionsgemäß spricht man von einer Hypermenorrhoe, wenn mehr als 80 ml Blut pro Periode verloren werden.

Eine starke Blutung sollze ärztlicherseits abgeklärt werden, sagt unsere Gynäkologin Judith

Welche Gründe hat es, dass die Menstruation so stark ist? Bei mir kam es nach den Schwangerschaften, liegt es daran? Oder am Alter generell?

Dafür gibt es viele verschiedenen Gründe. Deshalb ist es auch wichtig, eine sehr starke Blutung nicht einfach so hinzunehmen, sondern einmal ärztlicherseits abklären zu lassen. Es kann zum Beispiel an einer Blutgerinnungsstörung liegen oder an Myomen. Viele Frauen leiden aber tatsächlich nach Schwangerschaft und Geburten an einer Hypermenorrhoe, da sich die Gebärmutter zwar wieder zurückbildet, aber nicht mehr ihre ursprüngliche Form einnimmt. Auch während der Wechseljahre kann sich das Blutungsverhalten und die Stärke deutlich verändern. Das hat dann hormonelle Ursachen.

Aber woher weiß ich denn, ob ich mehr als 80 ml verloren habe und ob meine Blutung noch im Rahmen ist oder ihn gesprengt hat?

Ein grober Richtwert, Doro: 80 ml sind ungefähr 4 Tequila-Shots. Natürlich halten wir nun kein Glas für einen Kurzen unter uns, aber wir können beobachten. Und wenn der Eindruck da ist: Das ist mehr, dann sucht bitte eure Gynäkologin bzw. euren Gynäkologen auf.

Menstruation extrem: Die passende Menstruationshygiene ist wichtig!

Was können wir denn machen, wenn es so doll ist, wir aber noch am Leben teilnehmen möchten. So etwas, wie Sport oder stundenlang Bahn fahren mit Zugtoilette ist ja gefühlt dann der Horror…

Also, hier ist es erst einmal ganz wichtig, eine Diagnose zu stellen. Warum blute ich so stark? Möglicherweise kann ja Abhilfe geschaffen werden. Ansonsten ist es ganz wichtig, dass jede Menstruierende die passende Menstruationshygiene für sich findet, um sich sicher zu fühlen. Früher gab es ja quasi nur Binden und Tampons. Jetzt gibt es ja zum Glück so viel mehr, wie z.B. Menstruationstassen und Periodenunterwäsche. Diese Dinge kann man problemlos kombinieren, ohne sich im Alltag eingeschränkt zu fühlen.

Die Pille und operative Eingriffe als Option

Welche Möglichkeiten gibt es denn aus deiner Sicht als Gynäkologin, die Blutung einzudämmen? Eine, von der ich kürzlich erfahren habe, ist eine OP. Könntest du darauf einmal bitte einmal aus medizinischer Sicht eingehen?

Natürlich gibt es nach wie vor noch die Möglichkeit, eine starke Regelblutung mit einer hormonellen Therapie zu regulieren, also mit einer Pille, einem Vaginalring, einem Pflaster oder auch der Hormonspirale. Wird gleichzeitig auch ein Verhütungsschutz benötigt, ist das für viele Frauen eigentlich eine ganz gute Lösung. Liegen Myome vor, kann die operative Entfernung sinnvoll sein.

„Endometriumablation“ als Option bei der Menstruation extrem!

Eine Freundin hat mir erzählt, dass sie nach der zweiten Schwangerschaft extrem doll geblutet hat. Die größten Tampons und Binden hielten zusammen wohl maximal zwei Stunden. Das Ganze sei meistens zwei Tage gegangen und hätte sie so belastet, dass sie diese Zeit kaum aus dem Haus gegangen sei. Und da ihre Periode alle 21-24 Tage kommt, hat sie sich für einen operativen Eingriff, die sogenannte „Goldnetzmethode“, entschieden. Was ist das genau?

Genau, Doro. Es gibt eben auch die Möglichkeit, die Gebärmutterschleimhaut mit einer OP quasi „veröden“ zu lassen. Das ist ein ambulanter Eingriff, der „Endometriumablation“ genannt wird. Die Verödung bewirkt, dass sich die Gebärmutterschleimhaut während des Zyklus’ nicht aufbaut. Viele Frauen, die eine sehr starke Menstruation haben, können davon profitieren. Die Blutung ist anschließend deutlich schwächer oder kann sogar für einige Zeit ausbleiben. Der Eingriff wird meist ambulant, aber in Vollnarkose durchgeführt.

Tatsächlich hat die Freundin mir, Doro, auch so gespiegelt: Sie hätte außer Bauchschmerzen nach dem Eingriff nichts gehabt und wäre zwei Tage später schon wieder reiten gegangen. Seitdem geht es ihr wunderbar. Sie habe kaum noch eine Blutung und brauche keine Tampons und Binden mehr. Sie sagt, Zitat: „Ein neues Leben!“ Ich freue mich für sie mit!

Behaltet eure Eisenwerte im Blick!

Und, sag mal: Gibt es eigentlich Risiken durch starke Blutungen? Wenn ja, welche? Worauf sollten wir achten?

Bei einer starken Menstruationsblutung besteht natürlich immer die Gefahr eines Eisenmangels. Fehlt Eisen, fühlen wir uns müde, schlapp und energielos. Deshalb sollten bei einer Hypermenorrhoe die Blutwerte durchaus mal gecheckt werden.

Naturheilkundliche Tipps von unserer Hebamme Kerstin:

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Kerstin Lüking, Hebamme und siebenfache Mutter II Credit: Anne Seliger

Und an diesem Punkt kommt unsere Hebamme Kerstin ins Spiel, die gerne mit naturheilkundlichen Tipps zur Seite steht. Im Fall eines niedrigen Eisenwertes und den aufgezählten Symptomen von Judith, sollte rechtzeitig mit der Einnahme von Eisenpräparaten bzw. einer eisenreichen Ernährung begonnen werden.

Ein Eisenmangel kann immer auch die Ursache für weitere Symptome, wie z.B. Haarausfall, trockene und juckende Haut, ein Einreißen der Mundwinkel, Verdauungsstörungen, Infektanfälligkeit, Frösteln, schneller Puls, Ohrenrauschen oder u.a. ein Abbrechen der Fingernägel sein, was wiederum echt sehr unschöne Begleiterscheinungen sind, da es psychisch sehr belastend sein kann und die Lebensenergie sehr einschränkt.

Diese Faktoren hemmen die Eisenaufnahme!

Dadurch das Eisen den Sauerstoff bindet und zu den Organen transportiert, kommt es bei einem Eisenmangel zu einer Unterversorgung, insbesondere vom Herzen und vom Gehirn, was eine bleiernde Müdigkeit gepaart mit „brain fog“ garantiert. Oftmals liegt bei Frauen auch noch ein Vitamin C- Mangel vor, der eine Eisenaufnahme aus der Nahrung erschwert. Ein verstärkter Kaffee-, Schwarztee-, Milch- und Nikotinkonsum hemmt ebenfalls die Eisenaufnahme aus der Nahrung.

Gute Eisenspender sind: Rotes Fleisch, Hirse, weiße Bohnen, Haferflocken, Linsen, Mandeln, Himbeeren. Die Eisenresorption aus der Nahrung wird durch Vitamin C erhöht. Es lohnt sich also die Zugabe von frischem Orangensaft oder alternativ die Einnahme Sanddorn und/oder Hagebutte.

„Probiert doch mal selbstgemachte Brennnessel-Chips.“

Ich empfehle auch gerne, dass die Speisen mit frischen Kräutern, wie z.B. Petersilie, Sauerampfer und Brennnessel gewürzt werden. Durch die Einnahme von Bitterstoffen wird der Körper angeregt, dass er rote Blutkörperchen bildet. Dazu lohnt sich ein frischer Wildkräutersalat mit Rucola und Chicorée.

Da die Zufuhr von synthetischen Eisenpräparaten häufig zu Verstopfung führen, empfehle ich die Einnahme von Eisenwasser (Ferrotone) und Anaemodoron Tropfen (beide Produkte bekommt ihr in der Apotheke), was zu einer schnellen Verbesserung der Beschwerdebilder führt.

Mein Geheim-Tipp: Probiert doch mal selbstgemachte Brennnessel-Chips. Dazu sammelt Ihr frische Blätter, die ihr in Pfannkuchenteig aus Buchweizen-Mehl taucht und in der Pfanne mit Rapsöl ausbacken lasst. Hmmm, einfach lecker!


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